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       # taz.de -- Papst Leo und die Exorzisten: Himbeergeist zum Frühstück​
       
       > Papst Leo der XIV. dankt der Internationalen Vereinigung der Exorzisten
       > für ihren Kampf gegen das Böse. Es ist ein Zeugnis von kirchlicher
       > Vernunft.
       
   IMG Bild: Bedachte die in Rom tagende Internationale Vereinigung der Exorzisten mit einer Grußbotschaft:Papst Leo XIV, hier am 3. August in Rom
       
       Der [1][US-amerikanische Papst Leo XIV.] unterscheidet sich zum Glück
       extrem von seinem Präsidenten Donald Trump. Denn im Gegensatz zum
       irrlichternden Staatschef, bewies der Kirchenfürst nunmehr Realismus,
       Besonnenheit und Verantwortung, indem er die in Rom tagende
       [2][Internationale Vereinigung der Exorzisten (AIE)] mit einer
       Grußbotschaft bedachte.
       
       Als „heiklen und äußerst notwendigen Dienst der Befreiung vom Bösen“ adelte
       der Papst die mühselige Arbeit der etwa 300 teilnehmenden Geistlichen bei
       ihrem Treffen in der Nähe von Rom. Denn der Kampf gegen böse Geister und
       Dämonen ist ja nicht nur nervenaufreibend, sondern überdies auch nicht ganz
       ungefährlich: So mancher in die Enge getriebene Spukgeist soll seinem
       wackeren Austreiber böse Fleischwunden durch Bisse oder Klauenhiebe
       zugefügt haben. Es ist nicht überliefert, ob Leo XIV. auch dieser Märtyrer
       speziell gedacht hat.
       
       Die Exorzisteninnung mit ihren Mitgliedern in ungefähr dreißig Ländern
       bildet wunderbarerweise auch [3][Exorzisten] aus. Denn in der bekannt
       vernunftbetonten katholischen Kirche wird nichts dem Zufall überlassen.
       Alles in ihr folgt ja seit jeher einer bewundernswerten Ratio: Ob Reliquien
       oder Marienwunder, Selig- oder Heiligsprechungen, Anbetung aller Arten von
       Schutzheiligen, die beim Löschen, Klauen, Brotbacken oder weiß der Fuchs
       was helfen, symbolischer Kannibalismus („Leib Christi“) oder
       [4][konsequente Verachtung von Frauen, Homosexuellen, Andersgläubigen] –
       you name it.
       
       ## Signature Item ist Faktentreue
       
       Das alles ist so wunderbar logisch und versteht jeder, umso mehr in unseren
       Tagen eines gottlosen, linken Zeitgeistes, der immer mehr jungen Menschen
       die rechte Orientierung raubt, und Dämonen aller Art als Einfallstor in die
       bereits angeschlagenen Seelen der Gläubigen dient.
       
       Oder nehmen wir bloß die [5][Kreuze in bayerischen Klassenzimmern], um die
       Teufel draußen im Schulflur zu halten, wo sie mit unartigen Schülern um die
       Wette heulen können, die man vor die Tür gesetzt hat, weil sie mit hohlen
       Tintenkillerhülsen Papierkügelchen oder gar Stecknadeln auf die
       Klassenkameraden verschossen haben. Wenn wir diese Kruzifixe nicht hätten,
       würden die Kinder vor lauter Schwefelqualm die Tafel nicht erkennen.
       
       Ein absolutes Signature Item der seit wenigen Jahren vom Vatikan offiziell
       anerkannten Exorzistenvereinigung ist die Faktentreue. Die Herren
       Geisterbekämpfer machen es sich nicht leicht. Man will ja nicht
       versehentlich Tourette-Betroffene, Drogenkonsumenten oder Epileptiker einem
       Exorzismus unterziehen. Dieser ist immerhin aufwändig, teuer und bindet
       geistliches Fachpersonal.
       
       ## Es braucht starke Nerven und Expertise
       
       So ist es [6][besonders in Berlin oft schwierig], von Dämonen Besessene und
       weltliche Verhaltensgestörte gewissenhaft auseinanderzuhalten. Wenn jemand
       auf dem Bahnsteig der U8 mit heiserer Stimme in Endlosschleife schreit,
       „Fick die Fotze deiner Mutter, du versiffter Schwanzlutscher“, bedarf es
       neben starker Nerven auch extremer Expertise, um diese so
       grundverschiedenen Gemengelagen beweisfest zu bestimmen.
       
       Und handelt es sich am Ende wirklich zweifelsfrei um das unselige Wirken
       von Dämonen, muss ja auch der zugrunde liegende Dämonentypus identifiziert
       werden – u. a. Walddämon, Himbeergeist, Bergdschinn, Springteufel oder
       Internettroll –, um auf dieser Grundlage schließlich die entsprechenden
       exorzistischen Maßnahmen zu ergreifen: Das bis auf die Stelle nach dem
       Komma richtig temperierte Weihwasser aus der jeweils passenden Quelle,
       sowie die Wahl des adäquaten Rosenkranzes: Den 8er Kranz aus Perlmutt oder
       aus Silber? Oder besser ein 5er Kranz aus Edelholz? Das sind
       Entscheidungsprozesse, von denen auch die Golfspielerin ein Lied singen
       kann.
       
       Bei diesen Mitteln (Weihwasser, Beten, Handauflegen) belassen es die
       modernen Gespensterjäger heute zumeist. Doch immer noch müssen manche
       Exorzisten übertreiben, und greifen zu anderen Mitteln wie Waterboarding,
       Auspeitschen, Ersticken, Verbrennen, Verhungern, Vergiften – aber an
       solcherlei Overkill ist natürlich weder das Grußwort des Papstes noch die
       AIE schuld, oh nein, denn wenn Gemeinschaften, in denen Aberglauben und
       Naturreligionen in Verbindung mit dem Christentum ganz neue Sumpfblüten
       ausbilden, wäscht sich der vatikanisch geprägte Katholizismus die Hände in
       Unschuld.
       
       24 Sep 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Der-neue-Papst-Leo-XIV/!6086919
   DIR [2] https://de.wikipedia.org/wiki/Internationale_Vereinigung_der_Exorzisten
   DIR [3] /Nachruf-auf-Regisseur-William-Friedkin/!5949269
   DIR [4] https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/frauen-missbrauchsskandal-lgbtq-rechte-papst-leo-xvi-will-keine-grundlegenden-reformen-in-der-katholischen-kirche-14348756.html
   DIR [5] /Kruzifixe-in-Bayern/!6096282
   DIR [6] /Drogenkonsum-in-Berlin/!6107010
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Uli Hannemann
       
       ## TAGS
       
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