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       # taz.de -- Folgen des Handelskonflikts: Was bedeuten Trumps Zölle auf Arzneien für Deutschland?
       
       > Ab 1. Oktober gelten Zölle von 100 Prozent auf Arzneimittelimporte in die
       > USA. Was das für Firmen und Patienten in Deutschland bedeutet.
       
   IMG Bild: Ab dem 1. Oktober gelten auch neue Zölle für Medikamentenimporte in die USA
       
       Berlin dpa | Auch Medikamente werden von Donald Trumps aggressiver
       [1][Zollpolitik] nicht verschont: Der US-Präsident hat Zölle von 100
       Prozent auf Arzneimittelimporte in die Vereinigten Staaten ab 1. Oktober
       angekündigt. Für die deutsche Pharmaindustrie, die stark in die Vereinigten
       Staaten exportiert, wird damit ein Schreckensszenario Realität:
       Pharmazeutika waren in Trumps Anfang April verkündetem riesigen
       [2][Zollpaket] zunächst ausgenommen. Was bedeuten die Zölle nun für die
       Pharmabranche und Patienten? Und drohen noch mehr Arzneiengpässe?
       
       Für die deutsche Pharmabranche mit ihren rund 130.000 Beschäftigten sind
       die USA das wichtigste Exportland. 2024 gingen dem Statistischen Bundesamt
       zufolge Waren im Wert von 27 Milliarden Euro und damit knapp ein Viertel
       der deutschen Pharmaexporte in die USA. Damit ist die deutsche
       Pharmabranche wesentlich stärker vom US-Markt abhängig als etwa der
       Maschinenbau und die Chemieindustrie. Besonders gefragt waren etwa
       Impfstoffe.
       
       „US-Zölle gefährden deutsche Arzneimittelexporte auf ihrem wichtigsten
       Absatzmarkt außerhalb der EU und setzen den Pharmastandort Deutschland
       unter Druck“, erklärt Jasmina Kirchhoff, Projektleiterin der
       Forschungsstelle Pharmastandort Deutschland beim Institut der deutschen
       Wirtschaft (IW).
       
       ## Sorgen um Gesundheitsversorgung
       
       US-Zölle auf Arzneien schüren Sorgen um die Gesundheitsversorgung
       hierzulande. Denn Deutschland hat 2024 Pharmazeutika im Wert von 12,1
       Milliarden Euro aus den USA importiert, knapp 17 Prozent der
       Brancheneinfuhren, und zudem gut zwölf Prozent der Vorprodukte, darunter
       sterile Schläuche für die Arzneiproduktion.
       
       Bei einem Handelskrieg könnten sich Vorprodukte stark verteuern oder
       zeitweise ganz fehlen, warnte der Pharmaverband VFA bereits vor Monaten.
       „Damit würde die Arzneiproduktion in Deutschland unter Druck geraten mit
       Folgen für die Medikamentenversorgung und die Beschäftigten in der
       Pharmaproduktion“, sagte VFA-Chefvolkswirt Claus Michelsen.
       
       Der US-Pharmamarkt sei für Deutschland und die EU von zentraler Bedeutung,
       warnt der Verband. „Zugleich ist der Markt wichtig für Innovation,
       Investitionen und Zulassungen – die amerikanische Zulassungsbehörde FDA
       gilt als globaler Taktgeber. Handelsmaßnahmen wie Zölle oder
       Importbeschränkungen könnten europäische Hersteller empfindlich treffen und
       bestehende Lieferketten stören.“
       
       ## Drohen mehr Engpässe bei Arzneien?
       
       Die Apothekervereinigung ABDA fürchtet, dass sich US-Zölle negativ auf die
       Arzneiversorgung in Deutschland auswirken könnten. Wenn der wichtige
       Pharmamarkt USA durch Zölle behindert werde, „kann das dazu führen, dass
       die Produktion in Deutschland durch mangelnde Wirtschaftlichkeit
       eingeschränkt wird“, sagt Thomas Preis, Präsident der Bundesvereinigung
       Deutscher Apothekerverbände (ABDA). Die Lieferketten seien schon seit
       Jahren instabil.
       
       In den vergangenen Jahren waren immer wieder Medikamente wie
       Blutdrucksenker, Fiebersäfte für Kinder, Magensäureblocker und
       Schmerzmittel vorübergehend nicht verfügbar. Viele Patienten in Deutschland
       mussten auf Ersatzprodukte ausweichen.
       
       Die USA sind auch deshalb so wichtig für die deutsche Pharmabranche, weil
       das Land ein sehr lukrativer Absatzmarkt ist: Dort gibt es keine so strenge
       Preisbindung für Medikamente wie in Deutschland, wo der Gesetzgeber in den
       Markt für verschreibungspflichtige Medikamente eingreift. In den USA sind
       die Arzneipreise in der Regel deutlich höher als in anderen
       Industrieländern. US-Präsident Donald Trump hatte angekündigt, dagegen
       vorzugehen.
       
       ## Deutsche Hersteller stark in den USA vertreten
       
       Deutsche Pharmaunternehmen sind nicht umsonst stark in den USA engagiert.
       Der Merck-Konzern etwa beschäftigt dort über 14.000 Menschen an über 70
       Standorten – mehr als am Hauptsitz in Darmstadt mit gut 12.000
       Mitarbeitern. Und Bayer-Chef Bill Anderson warnte im Gespräch mit dem
       „Handelsblatt“, dauerhaft hohe Aufschläge würden die Branche und deren
       Forschungskraft bedrohen.
       
       Andere Unternehmen haben wegen Trumps Zollpolitik schon Konsequenzen
       gezogen. So hat der Schweizer Pharmariese Roche angekündigt, binnen fünf
       Jahren 50 Milliarden Dollar in den USA zu investieren. Und Konkurrent
       Novartis will 23 Milliarden Dollar in den Ausbau seiner US-Anlagen stecken.
       
       26 Sep 2025
       
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