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       # taz.de -- Fast Food im Anmarsch: Was heißt hier kinderfreundlich?
       
       > Im Landkreis Cuxhaven gibt es Streit um die Ansiedlung eines zentral
       > gelegenen McDonald’s. Die Kinder sind womöglich dafür.
       
   IMG Bild: Finden nicht alle gut: Reste einer Mahlzeit bei McDonald's
       
       Hannover taz | In der Gemeinde Hemmoor im Landkreis Cuxhaven, von der man
       sonst nur liest, wenn im Kreidesee mal wieder ein Taucher verunglückt ist,
       wird seit zwei Jahren [1][um den Standort einer McDonald's-Filiale]
       gestritten. Die sollte erst in der Nähe einer Grundschule gebaut werden –
       geht gar nicht, fanden Eltern wie Anwohner.
       
       Jetzt soll sie auf einem idyllischen Seegrundstück entstehen, ziemlich
       dicht am Skatepark und am Jugendzentrum und in unmittelbarer Nähe von
       Schulwegen. Das, sagen die Gegner von der Bürgerinitiative „McDonald’s am
       Heidestrandbadsee – Nein Danke!“, ist erstens verkehrsmäßig fatal, zweitens
       eine Umweltsauerei und drittens ernährungspädagogisch unklug.
       
       Doch die Gemeinde treibt die entsprechende Änderung des Bebauungs- und
       Flächennutzungsplanes voran. Sie glaubt wohl, dass sie damit die
       schweigende Mehrheit im Rücken hat, die sich heimlich auf den Burgerbrater
       freut, das aber nie so laut sagen würden – wer outet sich schon gern als
       Fast-Food-Fan, wenn es dabei auch noch um einen US-amerikanischen
       Igitt-Konzern geht?
       
       Tja, wer? Schüler vielleicht, hat man sich in der Gemeinde wohl gedacht,
       die sich mit [2][dem Siegel „kinderfreundliche Kommune“] schmückt. Und
       flugs an den weiterführenden Schulen eine Umfrage gestartet. Das fanden nun
       wiederum Eltern und Gegner des Projektes empörend. Die können doch nicht
       einfach die Kinder fragen!
       
       ## Befragung abgebrochen
       
       Am Gymnasium wurde die Befragung nach Elternprotesten prompt abgebrochen.
       An den anderen Schulen, heißt es gerüchteweise, wurde sie so ungeschickt
       als Online-Umfrage durchgeführt, dass die Ergebnisse sowieso unbrauchbar,
       weil leicht manipulierbar waren.
       
       Nun ist es natürlich so: Wenn man Kinder fragt, ob sie McDonald’s wollen,
       kann man sich relativ sicher sein, dass sie „Ja“ schreien. Und selbst wenn
       man die Frage etwas suggestiver formuliert und fragt, ob sie wirklich ihr
       gesamtes Taschengeld für ungesunden Scheiß ausgeben wollen, würde mit
       ziemlicher Sicherheit eine Mehrheit immer noch „Ja“ schreien.
       
       Ganze Industriezweige, Werbeagenturen, Youtuber und Influencer leben davon,
       Kindern und Jugendlichen das Geld aus der Tasche zu ziehen, das bei
       Erwachsenen schon längst nicht mehr so locker sitzt.
       
       Aber ein bisschen drollig ist doch, dass sich hier nun beide Seiten auf das
       Siegel „Kinderfreundliche Kommune“ beziehen, mit dem sich mittlerweile so
       einige Orte schmücken.
       
       Die einen sprechen davon, Kinder und Jugendliche einzubeziehen, weil sie
       sich davon eine Stärkung ihres Standortplanes erhoffen. Die anderen finden,
       an dieser Stelle müsste man doch mit der Beteiligung nun wirklich nicht
       anfangen, schließlich lasse man sie sonst auch allenfalls darüber
       abstimmen, ob nun dieses oder jenes Spielgerät auf den Spielplatz gestellt
       werden soll.
       
       ## Halbwegs gesundes Aufwachsen
       
       Unter einer „kinderfreundlichen Kommune“ verstehen sie vor allem eine, die
       für sichere Schulwege sorgt, auf denen die Kinder nicht von einem SUV auf
       dem Weg zum Drive-through über den Haufen gefahren werden. Und eine, die
       zumindest potenziell für ein halbwegs gesundes Aufwachsen sorgt. Wobei an
       dieser Stelle offen bleiben kann, ob [3][die Pommes vom Imbiss] so viel
       gesundheitsförderlicher sind.
       
       Außerdem, finden die McDonald’s-Gegner, hätte man die Kinder, wenn man sie
       denn befragt, ordentlich vorbereiten müssen. Damit dabei am Ende auch eine
       Entscheidung herauskommt, die Eltern und Lehrer gut finden. Merkt euch,
       liebe Kinder: Das mit der Demokratie ist kompliziert. Gefragt werdet ihr
       nur, wenn es in den Kram passt. Und blöde, schlecht informierte
       Entscheidungen dürfen sowieso nur Erwachsene treffen.
       
       13 Oct 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Fastfoodkette-in-Hemmoor/!6115559
   DIR [2] https://www.kinderfreundliche-kommunen.de/home/
   DIR [3] /Weltmeister-im-Frittenbacken-erklaert-sein-Erfolgsrezept/!6114942
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Nadine Conti
       
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