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       # taz.de -- Erstaunliche Frauenfußballwoche: Zwischen Euphorie und Depression
       
       > Im deutschen Fußball der Frauen kann es derzeit ganz schnell finster
       > werden, genauso schnell wird es aber wieder hell. Es sind bemerkenswerte
       > Tage.
       
   IMG Bild: Nur Begleitung: Beim 1:7 des FC Bayern in Bareclona kann auch Franziska Kett (l.) ihre Gegnerin Claudia Pina nicht stoppen
       
       Es ist seit geraumer Zeit etwas schräg. Von verdammt guten Gefühlen ist
       einerseits im deutschen Fußball der Frauen immer wieder zu hören, wenn die
       Zukunft in den Blick genommen wird. Europameisterinnen werden? Warum nicht?
       Andererseits wird nach Enttäuschungen mächtig Alarm geschlagen, dass es so
       eigentlich nun wirklich mit allem nicht mehr weitergehen kann angesichts
       des Rückstands zu anderen Nationen.
       
       So absurd wild und schnell wie in der zurückliegenden Woche ist das Pendel
       wohl aber noch nicht hin und her geschlagen. Einen finstereren Eindruck als
       vergangenen Sonntag hätte die deutsche Eliteliga wohl kaum vermitteln
       können, als die Partie zwischen dem 1. FC Köln und Bayer Leverkusen
       [1][wegen eines ausgefallenen Flutlichtmasts nach 41 Minuten abgebrochen
       werden musste.] Die Liste, woran es den deutschen Profifußballerinnen
       fehlt, ist lang. Dass sogar einmal Licht dazu zählen würde, hätten nur
       wenige für möglich gehalten.
       
       Zum Glück konnte man am Tag darauf schon über den Auftakt der Champions
       League reden, deren neues Format gleich ein besonders exquisites
       Aufeinandertreffen zwischen dem FC Barcelona und dem FC Bayern München
       möglich machte. Bundestrainer Wück lobte den Deutschen Meister fast in den
       Himmel.
       
       Der Klub habe qualitativ zur internationalen Spitze aufgeholt, könne das
       Halbfinale erreichen, und dann sei alles möglich. Auch Bayern-Stürmerin
       Klara Bühl versicherte: „Wir fahren da mit einem sehr, sehr guten Gefühl
       hin …“ Das war durchaus verständlich, hatte das Team doch in fünf
       Bundesligaspielen nicht einen Gegentreffer hinnehmen müssen.
       
       ## FC Bayern braucht starkes Fernglas
       
       Umso desillusionierender wirkte [2][die 1:7-Niederlage in Barcelona.] Nicht
       im Geringsten hoffnungsspendend war auch Bühls Statement, alle hätten ihr
       Bestes gegeben. Wann schien der FC Bayern letztmals so weit entfernt zu
       sein von der europäischen Spitze? Oder um mit Uli Hoeneß zu sprechen: Wann
       mussten die Münchnerinnen letztmals in der Tabelle nach Barça mit so einem
       starken Fernglas Ausschau halten?
       
       [3][Bundestrainer Christian Wück] drückte einen Tag später die Stimmung
       weiter nach unten, als er die fehlenden Einsatzzeiten seiner
       Nationalspielerinnen bei den Vereinen beklagte. Insbesondere seine
       Kolleginnen und Kollegen in der Bundesliga nahm er in die Pflicht, mehr Mut
       bei den jungen Fußballerinnen zu mehr deutschen Minuten zu zeigen.
       
       Dass Klubtrainer:innen im Sinne der Professionalisierung dazu
       angehalten sind, die besten und nicht die deutschen Fußballerinnen zu
       fördern, kam Wück offenbar gar nicht in den Sinn. Das Timing war zudem
       etwas unglücklich. Beim FC Bayern hat man just andere Sorgen.
       
       Mitten in diese tiefe Depression hinein trumpfte der VfL Wolfsburg auf. Von
       dem 4:0-Erfolg gegen Paris St.-Germain schienen die Akteurinnen aus
       Wolfsburg am meisten überrascht. „Wenn mir das vorher jemand gesagt hätte,
       dann hätte ich es sofort unterschrieben – aber nicht geglaubt“, bekannte
       Alexandra Popp. Die Höhe des Ergebnisses spiegelte zwar nicht den knapperen
       Spielverlauf wider, aber das VfL-Team wird nun vor den nächsten Aufgaben
       gewiss ein sehr gutes Gefühl haben.
       
       Im Land der achtmaligen Europameisterinnen und zweimaligen Weltmeisterinnen
       ist die Neigung da, im Zweifelsfall wider besseres Wissen einfach am
       Glauben an die eigene Größe festzuhalten. So hat man in München wenig für
       die Idee übrig, nach der Niederlage in Barcelona die Ziele zu korrigieren.
       Die Champions League sei ein dynamischer Wettbewerb, erklärte Bayerns
       Direktorin für Frauenfußball, Bianca Reh. Es könne sich noch viel
       verändern.
       
       10 Oct 2025
       
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   DIR [3] /Riskantes-Spiel-von-DFB-Trainer-Wueck/!6098338
       
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   DIR Johannes Kopp
       
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