# taz.de -- Frieden in Nahost: Eine Atempause, aber keine Lösung
> Der Albtraum ist vorbei – ein bisschen. Doch leider stehen derzeit alle
> Zeichen gegen eine langfristige Lösung des Konflikts.
IMG Bild: Werden sie sich entwaffnen lassen? Maskierte Hamas-Kämpfer beziehen in Chan Yunis im Gazastreifen Stellung, am 13. Oktober
Der Albtraum ist vorbei – zumindest ein bisschen. [1][Die 20 lebenden
Geiseln sind alle zurück in Israel, die Rückführung der getöteten Geiseln
wird vorbereitet]. Und im Gazastreifen selbst schweigen weiterhin die
Waffen, wenn auch nicht klar ist, wie lange das so bleiben wird. Die
Hoffnungen liegen auf einem Abkommen, bei dem über die erste Phase hinaus
nichts klar ist.
Eines scheint aber schon klar: Die Grundprobleme in diesem Konflikt – die
israelische Besatzung palästinensischer Gebiete einerseits und die Militanz
palästinensischer Gruppen samt Ablehnung Israels andererseits – bleiben
ungelöst.
Der [2][Trump-Deal] sieht, wenn man ihn diesbezüglich wohlwollend
interpretiert, die Möglichkeit vor, dass die Palästinensische
Autonomiebehörde als Kontrollinstanz nach Gaza zurückkehrt und so zumindest
die beiden palästinensischen Territorien wieder in einer Hand liegen. Das
könnte eventuell und eines Tages – und nur bei einer signifikant geänderten
Position der israelischen Regierung – zu neuen Verhandlungen für eine
Zweistaatenlösung führen. Könnte. Eine echte, faire Chance auf
gleichberechtigtes Leben von Palästinensern und Israels nebeneinander sieht
aber anders aus.
Auf der anderen Seite sieht der Trump-Plan zwar vor, dass die Hamas keine
Rolle mehr in Gaza spielt und sich entwaffnen muss. Doch gerade spielt sie
eher – im Schutz der Waffenruhe vor dem israelischen Militär – ihre Stärke
gegenüber der Bevölkerung aus. Sie ist wieder vermehrt auf den Straßen zu
sehen – und rechnet ab mit einerseits tatsächlichen Kriminellen, die
während des Krieges der Bevölkerung Hilfsgüter stahlen. Und andererseits
mit Zivilisten, die es gewagt hatten, sich gegen sie zu stellen.
Die Verhandlerteams aus den USA, Katar, Ägypten und der Türkei haben in den
vergangenen Tagen Erstaunliches vollbracht: Sie haben eine erste
Abkommensphase zusammenbekommen, an die noch vor Wochen kaum einer geglaubt
hätte. Und gegen die alle Zeichen standen.
Leider stehen derzeit alle Zeichen gegen eine langfristige Lösung des
Konflikts. In einer besseren Welt würde das Momentum der derzeitigen
Verhandlungen genutzt, um noch einen Schritt weiter zu gehen: um endlich
eine Perspektive für einen neben Israel existierenden, dem Frieden
verpflichteten palästinensischen Staat zu schaffen. Das Momentum wird wohl
verstreichen – auch, weil die europäischen Staaten, wie derzeit so oft,
über Worte nicht hinauskommen.
Der Albtraum ist vorbei oder macht zumindest Pause. Doch das Bett, in dem
die Beteiligten beider Seiten jeden Tag aufwachen, bleibt dasselbe.
13 Oct 2025
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## AUTOREN
DIR Lisa Schneider
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