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       # taz.de -- AfD unterliegt in Lokalwahlen: Auf verlorenen Posten
       
       > Frankfurt und Eisenhüttenstadt sind keine Ausnahme. Die AfD verliert eine
       > Wahl nach der anderen. Damit das so bleibt, sind Kommunen und Medien
       > gefragt.
       
   IMG Bild: Wird viel besprochen, aber nicht immer gewählt. Die AfD, hier bei einer Veranstaltung in Senftenberg 2024
       
       Der AfD ist es in den vergangenen Jahren gelungen, die Erzählung
       durchzusetzen, sie eile [1][von Erfolg zu Erfolg]. Verstärkt wird diese
       geschickte politische Selbstvermarktung dadurch, dass sich die
       tatsächlichen Erfolge in den Medien und in der öffentlichen Debatte hoher
       Aufmerksamkeit erfreuen.
       
       Ob um 2 Prozentpunkte gestiegene Umfragewerte oder die neueste
       rechtsextreme Aussage eines AfD-Funktionärs aus der dritten Reihe. All das
       wird medial aus gutem Grund berichtet, auch um die sich ohnehin rasant
       vollziehende Normalisierung nicht einfach durchrutschen zu lassen. Eine
       solche Akzentsetzung der öffentlichen Wahrnehmung auf den Aufstieg der
       Partei hat für die AfD einen angenehmen Effekt. Nichts macht so erfolgreich
       wie der Erfolg oder eben die Erzählung, die Partei erziele nur Erfolge.
       
       Das motiviert nicht nur den Kern der Parteianhänger*innen; es treibt ihr
       auch Wähler*innen zu, die mit der AfD programmatisch nicht komplett
       übereinstimmen. Diese Leute finden sich in einzelnen AfD-Positionen bei
       bestimmten Themen wieder oder sind der Meinung, die Partei solle in
       Verantwortung kommen, um zu zeigen, was sie politisch liefern kann. Es ist
       ein sich selbst verstärkender Kreislauf der Erzählung des Erfolgs der
       Partei, der ihren Aufstieg stabilisiert.
       
       Über Niederlagen und Misserfolge der AfD aber wird im Vergleich zur
       Berichterstattung über ihren politischen Aufstieg weniger Trubel gemacht.
       Da ist etwa die [2][Serie der Niederlagen der Partei bei Landrats- und
       Bürgermeisterwahlen in diesem Jahr]. Zuletzt verloren am Sonntag die
       AfD-Kandidaten bei den Stichwahlen zu den Ober- beziehungsweise
       Bürgermeisterwahlen in Frankfurt (Oder) und in Eisenhüttenstadt.
       
       Dass es der AfD bislang nicht gelungen ist, in größerem Umfang
       Bürgermeister und Landräte zu stellen, wird in den Regionen, in denen diese
       Wahlen stattfinden, natürlich berichtet.
       
       ## Unterhalb der Wahrnehmungsschwelle
       
       Aber wem steht schon vor Augen, dass die AfD bei den Landratswahlen in
       [3][Brandenburg] und Mecklenburg-Vorpommern leer ausging? Die Wahl des
       AfD-Politikers Sesselmann zum Landrat in Sonneberg (Thüringen) oder die
       Wahl von Hannes Loth zum Bürgermeister von Raguhn-Jeßnitz schaffte es
       hingegen sogar in die überregionalen Abendnachrichten. Dass beide
       Amtsträger mit AfD-Parteibuch seitdem nicht nur ihre Wahlversprechen
       brachen, sondern auch inhaltliche Fehlentscheidungen trafen, die nicht zum
       Wohle der Bürger*innen sind, liegt unterhalb der überregionalen
       Wahrnehmungsschwelle.
       
       Das vergleichsweise schwache Abschneiden der AfD auf kommunaler Ebene
       bedarf der Analyse und lohnt, hervorgehoben zu werden. Denn offenbar ist es
       so, dass Wähler*innen, die bei Landtags- und Bundestagswahlen ihre Stimme
       der AfD geben, die Partei nicht wählen, wenn es darum geht, die politische
       Verantwortung für ihr unmittelbares Lebensumfeld in die Hände von
       AfD-Politikern zu legen. Motto: Möge die AfD die Politik in Berlin oder
       einer Landeshauptstadt wie Dresden richtig aufmischen. Aber vor Ort sollen
       bewährte und verankerte Kommunalpolitiker*innen dafür sorgen, dass
       das Gemeinwesen funktioniert.
       
       Das wird nicht so bleiben. In Kommunen, in denen die AfD bald in der
       dritten Legislaturperiode vertreten ist, bildet sie Netzwerke, steigt in
       den kommunalen Gremien auf, verschafft sich somit vor Ort bei den
       Bürger*innen politischen Kredit.
       
       Doch gerade die [4][kommunale Ebene] ist der Ort, an dem Menschen die
       Erfahrung machen, dass sie durchaus etwas bewegen können, und es in Bezug
       auf die Frage der Verantwortungsübernahme eben nicht egal ist, wer vor Ort
       Entscheidungen trifft.
       
       Um den weiteren Aufstieg der AfD zu bremsen, würde es schon helfen, wenn
       Medien und Politik sich nicht an der unfreiwilligen Verstärkung des
       AfD-Narrativs beteiligen, die Partei könne, einmal in Verantwortung, Stroh
       zu Gold spinnen. Es gibt keinen Automatismus des Erfolgs für die AfD. Dazu
       gehört, die gut geölte laufende Propaganda der Partei in eigener Sache
       nicht auch noch zu verstärken
       
       13 Oct 2025
       
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