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       # taz.de -- Kommentar von Tanja Tricarico zur verschärften Rhetorik der Geheimdienste: Verhallte Warnungen
       
       Er klingt fast schon ein wenig verzweifelt – der neue Tonfall der
       Geheimdienste, der sich an die Bundesregierung und das Parlament richtet.
       In einer öffentlichen Anhörung des Parlamentarischen Kontrollgremiums des
       Bundestags sparte [1][BND-Präsident Martin Jäger] nicht an dramatischer
       Rhetorik. Von einem „eisigen Frieden“, der punktuell jederzeit in heiße
       Konfrontation umschlagen könne, war dort die Rede, von einer neuen Qualität
       der Konfrontation, von einer direkten militärischen Auseinandersetzung mit
       der Nato, die Russland nicht scheuen würde. Panikmache? Kompetenzgerangel?
       Es gibt sicher Populisten, die dies so einschätzen. Doch die Zeit für mehr
       Ernsthaftigkeit in Sachen Verteidigung ist überreif.
       
       Denn es ist nicht das erste Mal, dass Jäger und andere Geheimdienstspitzen
       vor den [2][Attacken des Kremls] warnen. Aber die Schärfe und Klarheit der
       Erkenntnisse der Behörden zur Bedrohungslage in Deutschland und Europa ist
       neu. Dass der brutale [3][Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine] auch
       außerhalb der Landesgrenzen Folgen hat, sollte bekannt sein. Doch trotz
       Sabotage, Desinformationskampagnen und [4][zuletzt den Drohnensichtungen
       über Flughäfen oder Militärgelände] verhallen die Warnungen bisher. 
       
       Beispiele von Provokationen gibt es mittlerweile zuhauf. Jetzt schließen
       die Geheimdienste gar einen Angriff Russlands auf die Nato noch vor dem
       magischen Datum 2029 nicht mehr aus. Auf dieses Jahr fokussierte sich eine
       Bedrohungsanalyse der Nato. Der Zeitpunkt gilt als Maßgabe auch für
       Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius, um die Republik
       „[5][kriegstüchtig]“ zu machen.
       
       Offenbar braucht es diese Schärfe, damit [6][der Schutz kritischer
       Infrastrukturen] vorankommt, damit die Bundesregierung mit ihrem Rumgeeiere
       beim [7][neuen Wehrdienst] aufhört und endlich für eine klare Kommunikation
       in die Bevölkerung sorgt.
       
       Die Geheimdienste können nur warnen. Maßnahmen voranzutreiben, ist Sache
       der Bundesregierung. Das Parlament muss in der Regel zustimmen. Allerdings:
       Bundesinnenminister Alexander Dobrindt war und ist mit seiner
       migrationspolitischen Scharfmacheragenda beschäftigt. Alles im Sinne der
       eigenen Wähler:innenschaft und als vermeintliches Bollwerk gegen
       Antidemokraten. Hinzu kommt, dass Außenkanzler Merz in den USA oder der EU
       zwar mächtig mit Worten wirbelt, im Inneren aber wenig Interesse für die
       Causa zeigt. Im Kreml wird man sich vermutlich laut amüsieren über die
       verzweifelten Versuche der Bundesregierung, für Resilienz zu sorgen,
       während sie sich tatsächlich in Kompetenzgerangel verheddert.
       
       Werden die Verantwortlichen nun reagieren? Und zwar klug und ohne
       Panikmache? Der Realitätscheck der Geheimdienste ist jedenfalls
       unmissverständlich.
       
       15 Oct 2025
       
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