# taz.de -- Streit um Rentenpaket I: Union-Nachwuchs sägt am Renten-Kompromiss
> Junge Unionsabgeordnete halten das geplante Rentenpaket der
> Bundesregierung für zu teuer. Merz zeigt Verständnis, SPD und Opposition
> widersprechen.
IMG Bild: Johannes Winkel (links) und Pascal Reddig sind beide Mitglieder der Jungen Gruppe
Berlin taz | Junge Unionspolitiker*innen protestieren gegen das
geplante Rentenpaket der Bundesregierung. Dieses sei „in seiner jetzigen
Ausgestaltung nicht zustimmungsfähig“, heißt es in einem Beschluss, der
auch der taz vorliegt. Zuerst [1][hatte der Spiegel berichtet.] Die
Milliardenkosten seien „gegenüber der jungen Generation nicht zu
rechtfertigen“.
Pikant: Die junge Gruppe, die aus 18 Abgeordneten von CDU und CSU besteht,
hat die Macht, das Vorhaben zu blockieren. Denn Union und SPD haben im
Bundestag nur eine Mehrheit von einem Dutzend Stimmen. Erst letzte Woche
nach dem Koalitionsausschuss hatten Union und SPD bekräftigt, das Gesetz
noch in diesem Jahr beschließen zu wollen, damit es Anfang 2026 in Kraft
treten kann.
Im Rentenpaket hatten sich Union und SPD darauf geeinigt, die
[2][Mütterrente auszuweiten] und das [3][Rentenniveau bis zum Jahr 2031 bei
48 Prozent] zu sichern. Beides waren Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag.
Dazu stehe auch die junge Gruppe der Unionsfraktion. Der im [4][August vom
Kabinett beschlossene Gesetzentwurf] gehe aber „weit über das im
Koalitionsvertrag vereinbarte“ hinaus. Das würde „das teuerste Sozialgesetz
des Jahrhunderts“ werden.
Ihre Kritik bezieht sich auf eine bislang wenig [5][beachtete Stelle im
Gesetzentwurf]. „Auch nach 2031 liegt das Rentenniveau um rund einen
Prozentpunkt höher als im geltenden Recht“, heißt es darin. Die junge
Gruppe bezeichnet das als „dauerhafte künstliche Erhöhung des
Rentenniveaus“. Diese Festlegung würde zentrale Entscheidungen der
Rentenkommission vorwegnehmen.
Das Bundesarbeitsministerium weist diese Kritik zurück. In der Zeit nach
2031 greife „wieder die bisherige Rentenanpassungsformel, die unter anderem
mit dem Nachhaltigkeitsfaktor zu einer Minderung des Rentenniveaus“ führe,
erklärte ein Sprecher der taz. Übersetzt heißt das: Nach 2031 würde das
Rentenniveau nicht künstlich oben gehalten.
## Knackpunkt des Streits
Der inhaltliche Streitpunkt ist nur, wie der Wert ab 2032 berechnet wird –
ob er auf dem durch die Haltelinie erhöhten Wert von 2031 beruht oder
nicht. Laut Arbeitsministerium sollen „die Rentenanpassungen ab 2032 dann
auf dem höheren aktuellen Rentenwert des Jahres 2031 aufsetzen, sodass
dieser, […] dauerhaft um rund einen Prozentpunkt höher ausfällt als ohne
unser Rentenpaket“. Damit würden auch die „Jüngeren von der Verlängerung
der Haltelinie profitieren, wenn sie später in Rente gehen“.
Die Vize-SPD-Fraktionsvorsitzende Dagmar Schmidt nannte die Argumentation
der Jungen Gruppe „Generationentäuschung“. Die Pläne der Gruppe träfen
„nicht die Älteren, es träfe die Jungen“, betonte sie. Sie wollten damit
„den Generationenvertrag einseitig zu Lasten der Jüngeren umschreiben“.
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hingegen sprang den jungen Abgeordneten
zur Seite. Die geplante Reform könne zunächst nur das Rentenniveau bis 2031
festschreiben – „ab dem Jahr 2032 ist es offen“, sagte er. Darüber solle
die Rentenkommission beraten, die im Dezember eingesetzt werde und 2026
Vorschläge vorlegen solle. Unions-Fraktionschef Jens Spahn bezeichnete den
Aufruhr der jungen Gruppe als „normales Prinzip der Demokratie.“ Er sei
sicher, man werde zu einem „guten Ergebnis“ kommen.
## Kritik der Opposition
Der Rentenexperte der grünen Bundestagsfraktion, Armin Grau, warf der
Jungen Gruppe mangelndes Hintergrundwissen vor. Das Rentengesetz sei „noch
nie darauf ausgelegt gewesen, nach einer Zeit der
Rentenniveaustabilisierung plötzlich von einem Jahr zum nächsten auf ein
deutlich niedrigeres Rentenniveau zurückzuspringen“, sagte er der taz. Das
wäre ein „starker Bruch mit der bisherigen Rentengesetzgebung.“ Es sei
„unverständlich und inkonsequent, wenn ausgerechnet selbsternannte
Sprachrohre der jungen Generation fordern, dass für junge Menschen eine
niedrigere Rente übrig sein soll“, kritisierte Grau.
Die Rentenexpertin der Linksfraktion, Sarah Vollath, bezeichnete die Pläne
der Jungen Gruppe gegenüber der taz als „absoluten Irrsinn.“ Das
Rentenpaket sei „alles andere als zu teuer“. In Relation zum
Bruttoinlandsprodukt seien „die Ausgaben des Bundes seit Jahren konstant“.
Die Stabilisierung des Rentenniveaus bei 48 Prozent sorge nur dafür, „dass
die Renten so niedrig bleiben, wie sie aktuell sind.“ Schon jetzt sei aber
jede*r fünfte Rentner*in von [6][Altersarmut betroffen]. „Die Rente
reicht bei vielen Menschen jetzt schon nicht zum Leben. Nicht mal das
erkennt die Junge Union an“, kritisierte Vollath.
14 Oct 2025
## LINKS
DIR [1] https://www.spiegel.de/politik/deutschland/rente-cdu-und-csu-abgeordnete-verweigern-unterstuetzung-fuer-rentenpaket-a-78fdd107-a50a-484d-9aa7-ea0770f50f5e
DIR [2] /Diskussion-um-Muetterrente/!6077956
DIR [3] /Rentenbeschluss-der-Koalition/!6105408
DIR [4] /Rentenbeschluss-der-Koalition/!6105408
DIR [5] https://www.bmas.de/DE/Service/Gesetze-und-Gesetzesvorhaben/gesetz-stabilisierung-rentenniveau-gleichstellung-kindererziehungszeiten.html
DIR [6] /Altersarmut-in-Deutschland/!6100686
## AUTOREN
DIR Jasmin Kalarickal
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