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       # taz.de -- Abschied von der Druckerei: Abends bleibt das Telefon jetzt still
       
       > Bisher endete jeder taz-Tag mit dem Anruf in der Druckerei. Dabei sind
       > jahrzehntelange Beziehungen entstanden. Nun ist Schluss damit.
       
   IMG Bild: Wie eine Achterbahn winden sich die tazzen durch die Halle
       
       Pinneberg taz | Was ich nach der Seitenwende vermissen werde? Den
       allabendlichen Anruf in der Druckerei [1][Beig & Co. in Pinneberg]. „Hab
       mir gedacht, dass du das bist, so spät wie das wieder ist“, pflegt Ute zu
       schelten, entwaffnend ehrlich und ein bisschen streng. Nur um dann ganz
       gelassen weiterzuplaudern.
       
       Neulich haben wir die Druckerei besucht. Für uns Zeitungsleute ist das
       immer ein Moment, in dem wir ganz ehrfürchtig werden. Wir sahen, wie die
       Drucker die Farben nachregulieren, immer wieder Prüfdrucke machen, bis
       alles stimmt. Wie riesige Papierrollen aus nachhaltiger Produktion
       eingespannt werden, die die Druckerei extra für die taz bevorratet, ohne
       dass das hauchdünne Papier reißt. Wie zigtausende tazzen sich an einer
       achterbahnartigen Schiene durch die Halle schlängeln – bis am Ende
       taz-Pakete fertig verschnürt zum Transport bereitstehen.
       
       Aber vor allem haben wir Ute besucht, [2][in der „Plattenküche“]. Dort
       belichtet sie die Druckplatten mit einer lasergesteuerten Maschine,
       millimeterbruchteilgenau, damit die vier Druckfarben am Ende ein scharfes,
       buntes Bild ergeben. Seit 36 Jahren macht sie das jetzt schon. Den
       Renteneintritt hat sie irgendwie verpasst, einfach weitergemacht.
       
       Ihre Augen hinter dem roten Brillengestell sind immer noch superkritisch.
       Wenn die gelernte Druckvorlagenherstellerin ihr Okay gibt, dann können wir
       sicher sein, dass wir zumindest formal alles richtig gemacht haben.
       
       Und wenn ihr was komisch vorkommt, fragt Ute lieber einmal zu viel nach als
       zu wenig: Soll da wirklich so viel Weißraum sein? Da ragt ja noch ’ne Linie
       in den Text! Und habt ihr gesehen, dass das Datum auf der Seite nicht
       stimmt? Wie oft hat sie uns damit gerettet!
       
       Nur wenn Ute behauptet, sie habe auch schon alle Texte gelesen, fünf
       Minuten nachdem wir die letzte Seite geschickt haben – dann wissen wir,
       dass es geflunkert ist.
       
       18 Oct 2025
       
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   DIR Jan Kahlcke
       
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