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       # taz.de -- Gesetzlich versichert: Wird die Krankenkasse teurer?
       
       > Die Kassenbeiträge steigen seit Jahren. Zumindest die
       > Gesundheitsministerin glaubt nun, alles dafür getan zu haben, dass sie
       > 2026 stabil bleiben.
       
   IMG Bild: Krankenkassen: Die Beiträge sollen 2026 stabil bleiben
       
       berlin taz | Wie [1][angekündigt] hat das Bundeskabinett am Mittwoch ein
       Sparpaket beschlossen, mit dem Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) ihr
       Versprechen einhalten will: Keine höheren Krankenkassenbeiträge. Ob die auf
       den letzten Drücker beschlossenen Maßnahmen dafür ausreichen, ist
       umstritten.
       
       ## Wie setzen sich die Beiträge zusammen?
       
       Die Beiträge für die gesetzliche Krankenversicherung bestehen aus dem
       gesetzlich festgelegten allgemeinen Beitragssatz von 14,6 Prozent und dem
       Zusatzbeitrag, den die Krankenkassen individuell erheben. Der Zusatzbeitrag
       wurde in den vergangenen Jahren immer wieder angehoben – zuletzt auf
       durchschnittlich 2,9 Prozent – weil die Einnahmen der Kassen ihre Kosten
       nicht deckten.
       
       ## Woher bekommen die Krankenkassen ihr Geld?
       
       Ihre Einnahmen beziehen die Kassen aus dem Gesundheitsfonds, in den zum
       einen die Krankenkassenbeiträge fließen – je zur Hälfte bezahlt von den
       Versicherten und ihren Arbeitgebern beziehungsweise bei Rentner*innen
       der Rentenversicherung. Der zweite große Einnahmeposten sind
       Bundeszuschüsse aus Steuermitteln – zur Finanzierung
       allgemeingesellschaftlicher Aufgaben der Kassen.
       
       Das Geld im Gesundheitsfonds wird an die Kassen nach der Risikostruktur der
       Versicherten – Alter, Geschlecht, Erkrankungen – verteilt. 2024 haben die
       Kassen rund 327 Milliarden Euro ausgegeben. Dieser Ausgabenblock steigt
       [2][seit Jahren stärker als die Einnahmen]. Für 2026 wurde eine
       Finanzierungslücke von 2 Milliarden Euro erwartet.
       
       ## Wo will die Gesundheitsministerin sparen?
       
       Das nun beschlossene Sparpaket zielt vor allem auf die Krankenhäuser ab.
       Deren Vergütung soll, zum Unmut der Interessenvertretungen der Kliniken,
       auf die reale Kostenentwicklung begrenzt und so nach Warkens Rechnung 1,8
       Milliarden Euro eingespart werden. Weitere 100 Millionen Euro will die
       Gesundheitsministerin jeweils kürzen bei den Verwaltungskosten der Kassen
       und bei den Einzahlungen in den Innovationsfonds, aus dem neue
       Versorgungsformen und Versorgungsforschung gefördert werden.
       
       ## Wird das reichen, um die Kassenbeiträge stabil zu halten?
       
       Bereits vergangene Woche wurde im Kabinett eine Erhöhung der
       Beitragsbemessungsgrenze beschlossen – Gutverdienende müssen deshalb 2026
       etwas mehr Krankenkassenbeitrag bezahlen. Ansonsten gehen die
       Gesundheitsministerin und auch der für die Finanzprognose zuständige
       Schätzerkreis, der am Mittwoch ebenfalls seine Prognose vorlegte, davon
       aus, dass die Finanzlücke geschlossen ist. Alle weitere Verantwortung gibt
       Warken an die Kassen ab: „Es wird sich zeigen, welche Kassen mit dem
       Zusatzbeitrag zurechtkommen und welche nicht.“
       
       Mehrere Kassen bezweifeln allerdings, dass das von Warken berechnete
       Einsparpotenzial bei den Kliniken eintreten wird und dass die Maßnahmen
       ausreichen, um weitere Beitragserhöhungen zu vermeiden. Der Spitzenverband
       der gesetzlichen Krankenversicherung verweist darauf, dass in den Prognosen
       nicht berücksichtigt sei, dass die Kassen 2026 ihre gesetzlich
       vorgeschriebenen Mindestrücklagen auffüllen müssten. „Für einen stabilen
       Beitragssatz braucht es kurzfristig weitere entschlossene Maßnahmen zur
       Ausgabenbegrenzung“, so Vorstand Oliver Blatt.
       
       Geforderte tiefergreifende Maßnahmen wie eine Kostenreduzierung bei
       patentgeschützten Medikamenten will Gesundheitsministerin Warken allerdings
       erst [3][durch eine Kommission prüfen] lassen. Sie soll im März 2026 erste
       Ergebnisse vorlegen.
       
       15 Oct 2025
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Manuela Heim
       
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