# taz.de -- Weltmeister De Rossi plant Großes in Rom: Fußball als Familienbetrieb
> Daniele De Rossi bastelt an einem faszinierenden Projekt. Der
> Viertligaklub Ostiamare soll zur dritten Kraft im römischen Fußball
> wachsen.
IMG Bild: Der ehemalige Kapitän und Trainer des AS Roma, Daniele De Rossi (3.v.l.), will seinen Fußballverein Ostiamare entwickeln
DDR“ steht an einigen Mauern in Ostia geschrieben. Aufgesprüht haben diese
drei Großbuchstaben aber nicht etwa Nostalgiker des real untergegangenen
Sozialismus in Ostdeutschland. Die Initialen feiern vielmehr [1][Daniele De
Rossi], Sohn der Stadt, Fußballweltmeister von 2006 und Ikone der AS Rom.
Sie signalisieren vor allem die Freude darüber, dass De Rossi sich seines
einstigen Ausbildungsvereins angenommen hat. Anfang des Jahres übernahm er
Ostiamare. Eine der ersten Aktionen war, die zuvor illegal errichteten
Tribünen und Umkleidekabinen abzureißen.
Jetzt gleicht das Stadio Anco Marzio – benannt nach dem mythischen vierten
König Roms – einem Containerdorf. Nur zwei kleine Tribünen,
Fassungsvermögen insgesamt 500 Personen, sind an einer Seitenlinie und
hinter einem Tor installiert. „Das Stadion befindet sich im Bau. Die
Container werden unter einer neuen Tribüne verschwinden“, verweist
Sportdirektor Adriano D’Astolfo auf einen Bereich auf der
gegenüberliegenden Seitenlinie.
Hinter dem anderen Tor hingegen soll eine komplett neue Struktur mit
Tribünen, Sporthalle, Umkleidekabinen und auch einem medizinischen Bereich
entstehen. „Es ist ein Millionenprojekt“, betont D’Astolfo, und weitgehend
wohl aus dem Privatvermögen De Rossis finanziert.
Der frühere Spieler Ostiamares – fünf bis sechs Jahre lang war er in der
Jugendabteilung, bevor er zur [2][AS Rom] ging – kündigte auf der ersten
Pressekonferenz im Januar an, den Klub zur dritten Macht des römischen
Fußballs machen zu wollen. Zur Verkündung konkreter Aufstiegstermine ließ
er sich allerdings nicht hinreißen. „Erstmal müssen wir die Klasse halten.“
Das gelang in der letzten Saison. Einen ersten großen Erfolg konnte er auch
schon feiern: Die U19 wurde im Sommer italienischer Landesmeister in der
Serie D. „Das erste Mal in der Klubgeschichte“, sagt D’Astolfo stolz.
Der Jugendarbeit gilt gegenwärtig auch das größte Augenmerk. Die
vereinseigene Fußballschule verzeichnete einen Bewerberrekord. „Bei 400
Anmeldungen mussten sie Schluss machen“, erzählt Mario, ein Uraltfan seit
den 1980er Jahren, während des Viertligamatches gegen Sora. Brav schwenkt
er eines der lila Plastefähnchen, die die knapp 200 Ultras des Vereins an
alle Zuschauer verteilt haben. „Bianco Viola olé“ singt die komplette
Tribüne.
## Kleinfelder mit Sand und Zement
Für die Fußballschule hat sich Neupräsident De Rossi noch eine Besonderheit
einfallen lassen: drei Kleinfelder mit unterschiedlichem Belag. „Einer ist
mit Sand belegt, wie am Strand, an dem wir einst Fußball spielten“, sagt
D’Astolfo und erinnert sich an die Zeit, als der junge De Rossi vom
Strandabschnitt Sporting herüberkam, um mit ihm, der ein Jahr jünger ist,
und den anderen Kumpels [3][am Strand zu kicken]. „Der zweite Platz ist mit
Zement versehen. So schulen wir die Technik als Straßenfußballer.“ Und auf
dem dritten Platz wächst Naturgras.
„Jede Woche wechseln die Klassen der Fußballschule den Belag. Sie schulen
dabei ihre Technik“, meint D’Astolfo. Auf Beton rolle der Ball schneller,
auch müsse man versuchen, auf beiden Beinen zu bleiben, argumentiert er.
Auf dem unregelmäßigen Grasbelag lernt man Ballkontrolle mit Hindernissen.
Und der tiefe Sand verbessert ganz spielerisch die Kondition und führt zu
besserem Ballgefühl. Die nächsten Titel im Jugendbereich scheinen da nur
noch Formsache.
Auch wirtschaftliche Ambitionen hat Neupräsident De Rossi. Das neue Stadion
soll tauglich für die dritte Liga werden. Der Verein strebt einerseits den
Aufstieg in die Serie C an und ist mit sieben Siegen in den ersten sieben
Spielen auch perfekt in die Saison gestartet. Der Ausbau erfolgt aber auch
mit einem Blick zur AS Rom. Der dortige Chef des Nachwuchsfußballs will
eine U23-Mannschaft aufbauen, die am Spielbetrieb der Serie C teilnehmen
soll.
Ein geeignetes Stadion gibt es bisher dafür nicht. Das Anco Marzio könnte
dann an die U23 von AS Rom vermietet werden, lautet eine bereits in den
Medien verbreitete Spekulation. Sportdirektor D’Astolfo reagiert
zurückhaltend auf diese Frage. Die Wege der Entscheidungsträger sind aber
kurz. Chef der Jugendabteilung der AS Rom ist ausgerechnet Alberto De
Rossi, Vater von Daniele. Er fungiert auch als Berater von Ostiamare. Und
im Sekretariat des Vereins arbeitet Ludovica De Rossi, Schwester von
Daniele und Tochter von Alberto. In Roms Strandstadt wächst also ein
Fußballfamilienunternehmen der ganz besonderen Art heran.
18 Oct 2025
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## AUTOREN
DIR Tom Mustroph
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