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       # taz.de -- Behinderung der Presse in den USA: Wer so eine Presse hat, kann sich Militärzensur sparen
       
       > Ja, die geplante De-Facto-Militärzensur ist eine Grenzüberschreitung.
       > Doch zu oft gefallen sich US-Medien in einer „eingebetteten“ Rolle.
       
   IMG Bild: Reporter heben ihre Hände, um Vizepräsident JD Vance im Weißen Haus Fragen zu stellen, Washington, am 1. 10. 2025
       
       Das richtige Maß an Kontrolle ist absolute Kontrolle. So etwa lautet das
       Motto, das US-Präsident Donald Trump künftig gegenüber der Presse im
       Verteidigungsministerium durchsetzen will. Reporter, die Zugang zum
       Pentagon haben, [1][sollen kein Wort mehr veröffentlichen, das nicht zuvor
       eine De-facto-Militärzensur durchlaufen hat]. Gegen diese und weitere
       Einschränkungen der Pressefreiheit wehren sich nicht nur zentristische
       Sender wie NBC und CBS, sondern auch das rechte Fox News.
       
       „Warum hat das Pentagon Angst vor der Presse?“, fragt dazu das liberale
       Magazin Atlantic – und das ist eine gute Frage. In Wahrheit berichten die
       Vertreter der etablierten Medien mit Zugang zum Verteidigungsministerium
       doch bereits so brav über das US-Militär, wie man sich das als Regierung
       nur wünschen kann.
       
       Ein Beispiel liefert die von den neuen Regeln betroffene
       Atlantic-Reporterin [2][in ihrem Text] gleich selbst. Sie beklagt, dass
       künftig der Zugang zu Informationen wegfallen würde, an die sich die
       Öffentlichkeit „gewöhnt“ habe: „In welchem Ozean operiert eine
       US-Flugzeugträgerkampfgruppe? Hat der Minister mit seinem chinesischen
       Amtskollegen gesprochen? Warum verweigern die USA eine Lieferung
       genehmigter Waffen an die Ukraine?“ So weit, so harmlos. Solche Infos
       werden auch in offiziellen Mitteilungen herausgegeben, dazu braucht es
       eigentlich keine Journalisten. Hier zeigt sich vielmehr eine gefährliche
       Tendenz der eingebetteten Reporter: Sie werden schnell zu Stenografen der
       Mächtigen.
       
       Dabei ist es zweifelhaft, ob sich die US-Bürger wirklich an diese Art der
       Berichterstattung „gewöhnt“ haben. Die sinkende Relevanz und
       Glaubwürdigkeit etablierter Medien deutet eher auf eine Entwöhnung hin.
       Viele stellen andere Fragen: Bereitet die Regierung gerade einen Krieg
       gegen Venezuela vor? Oder: Mit welchen Rüstungsgütern haben die USA Israels
       Krieg in Gaza befeuert? Schon 2005 zeigte sich die New York Times von ihrer
       obrigkeitshörigen Seite, als sie eine Geschichte über die massenhafte
       Spionage des Geheimdienstes NSA zurückhielt, nachdem die Bush-Regierung
       vage Sicherheitsbedenken geltend gemacht hatte. In den folgenden Jahren
       wurden unabhängige Portale wie Wikileaks immer wichtiger für die
       Veröffentlichung geheimer Informationen.
       
       Dabei hatte die NYT schon große Momente. 1971 etwa publizierte die Zeitung
       die Pentagon-Papiere, die zeigten, wie mehrere US-Regierungen die eigene
       Bevölkerung belogen, um den Vietnamkrieg zu rechtfertigen. Der Prozess
       darum vor dem Obersten Gerichtshof schuf einen Präzedenzfall. Die Richter
       urteilten, dass die Regierung kein „prior restraint“ (Vorabzensur)
       etablieren darf, um die Veröffentlichung von Geheiminformationen zu
       verhindern.
       
       Über genau diesen Grundsatz könnten die Richter auch die neuen
       Zensurbegehren abräumen, wenn die Medienhäuser jetzt klagen. Und das
       sollten sie tun, denn es geht um nichts Geringeres als die Pressefreiheit.
       Schön wäre es, wenn Journalisten häufiger von ihr Gebrauch machten.
       
       17 Oct 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Bedrohte-Pressefreiheit-in-USA/!6116818
   DIR [2] https://www.theatlantic.com/national-security/archive/2025/09/pentagon-press-hegseth-media-policy/684383/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Leon Holly
       
       ## TAGS
       
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