URI: 
       # taz.de -- Böhmermanns Pleite im Berliner HKW: Und alles für die Quote
       
       > Weil das Konzert von Rapper Chefket abgesagt wurde, will nun niemand mehr
       > bei Jan Böhmermann im HKW auftreten. Das beschädigt die
       > Kulturinstitution.
       
   IMG Bild: Auftritt abgesagt: Der Rapper Chefket sollte am 7. Oktober im HAW auftreten
       
       Das Berliner Haus der Kulturen der Welt (HKW) ist nicht zu beneiden. Obwohl
       nur wenige Schritte vom Kanzleramt entfernt, wurde es von der Bundespolitik
       zumeist geflissentlich ignoriert. Dabei finden hier gute Konzerte vor
       internationalem Publikum statt, zuletzt etwa ein Auftritt des haitianischen
       [1][Saxofonisten Jowee Omicil].
       
       Mit Beginn der Intendanz des Kameruners [2][Bonaventure Soh Bejeng Ndikung
       2023] geriet das HKW jedoch in die Schusslinie des deutschen Feuilletons.
       Ndikung, der studierte Biologe aus Yaoundé, der der ersten, komplett von
       Schwarzen geführten Kulturinstitution in Deutschland vorsteht, wird offen
       angefeindet wegen seines „postkolonial“ ausgerichteten Programms. Der große
       Skandal blieb freilich aus.
       
       Bis jetzt ausgerechnet der deutsche [3][TV-Satiriker Jan Böhmermann mit der
       Ausstellung „Die Möglichkeit der Unvernunft“] Quote im HKW machen sollte.
       Das misslang gründlich, denn ein Konzert des [4][vom Goethe-Institut] zum
       Rap-Botschafter geadelten Schwaben Chefket als Teil von Böhmermanns
       Veranstaltung musste auf Druck von Kulturstaatsminister Wolfram Weimer
       [5][abgesagt werden].
       
       ## Schlimmes T-Shirt
       
       Chefket sollte am 7. Oktober auftreten, am Jahrestag des Hamas-Massakers in
       Israel, bei dem unter anderem Besucher:Innen eines Musikfestivals von
       Terroristen ermordet wurden. Chefket wurde ein T-Shirt mit der Aufschrift
       „Palestine“ und zwei Emblemen mit den Umrissen Israels, aber in Form von
       arabischen Kalligrafien, zum Verhängnis.
       
       Am Mittwoch wurde nun bekannt, dass sich alle anderen deutschen
       Künstler:Innen weigern aufzutreten – aus Solidarität mit Chefket. Und
       jetzt?
       
       Der Nahostkonflikt wird nicht von mittelmäßig begabten Deutschrappern
       gelöst. Jan Böhmermann hat sich beim Verlassen seines miefigen
       Fernsehgartens verspekuliert. Und Wolfram Weimer ist schon wieder in einer
       ZDF-Talkshow aufgetreten. Die Welthaltigkeit des HKW hat durch all diese
       Provinzialität erheblichen Schaden genommen.
       
       2 Oct 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Haiti-Konzeptalbum-von-Jowee-Omicil/!5987880
   DIR [2] /Eroeffnung-des-HKW-in-Berlin/!5935618
   DIR [3] /Jan-Boehmermann-im-HKW/!6116202
   DIR [4] /Goethe-Institutsleitung-zu-Kulturpolitik/!6112557
   DIR [5] /Konzert-Absage-Jan-Boehmermann-knickt-vor-Wolfram-Weimer-ein/!6112772
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Julian Weber
       
       ## TAGS
       
   DIR Haus der Kulturen der Welt
   DIR Jan Böhmermann
   DIR HipHop
   DIR GNS
   DIR Jan Böhmermann
   DIR Kunst Berlin
   DIR Süddeutsche Zeitung
   DIR Haiti
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Böhmermann und Schertz im HKW: „Man sollte mehr Gnade walten lassen“
       
       Jan Böhmermann und Christian Schertz diskutieren im HKW über die Frage, was
       Satire darf. Sie beklagen, dass die Räume des Sagbaren geschrumpft sind.
       
   DIR Jan Böhmermann im HKW: Die Wurstigkeit ist Programm
       
       Der Satiriker inszeniert mit der Ausstellung „Die Möglichkeit der
       Unvernunft“ eine Mischung aus Kunstschau, Ego-Archiv und Fernsehgarten.
       
   DIR Kulturstaatsminister Wolfram Weimer: Im tiefen Tal der Hufeisentheorie
       
       In einem Gastbeitrag für die „Süddeutsche Zeitung“ macht der neue
       Kulturstaatsminister Weimer eine fragwürdige Verteidigung der
       Kunstoffenheit.
       
   DIR Haiti-Konzeptalbum von Jowee Omicil: Leuchten aus dem Krokodilwald
       
       Saxofonist Jowee Omicil verneigt sich mit dem Album „Spiritual Healing: Bwa
       Kayiman Freedom Suite“ vor der haitianischen Revolution.