URI: 
       # taz.de -- Alternativer Nobelpreis: Selbsthilfe zum Überleben in Sudan
       
       > Im Sudan-Krieg bieten die „Emergency Response Rooms“ Schutzräume, wo es
       > sonst keine Hilfe mehr gibt. Dafür erhalten sie den Alternativen
       > Nobelpreis.
       
   IMG Bild: Freiwillige des Netzwerks Emergency Response Rooms helfen Menschen in El-Obeid im Sudan
       
       Wenn die Welt einen im Stich lässt, muss man sich selber helfen – das ist
       das Prinzip hinter den „Emergency Response Rooms“ in Sudan. Die „Räume“
       sind manchmal lediglich virtuell, aber die „Notfallreaktion“ ist real: Wo
       sich Sudans Armee und die paramilitärische Miliz [1][RSF (Rapid Support
       Forces)] ohne jede Rücksicht auf die Zivilbevölkerung mit schwerer
       Artillerie bekriegen, brauchen die Menschen Schutzräume und Anlaufstellen,
       wo sie Erste Hilfe erhalten und etwas zu essen, wo sie ihre Kinder
       unterbringen und ihre Telefone aufladen können.
       
       Die „Emergency Response Rooms“ entstanden aus den [2][Graswurzelstrukturen
       der Demokratiebewegung], die Ende 2018 todesmutig in den Aufstand gegen
       Sudans Militärdiktatur getreten war und im April 2019 tatsächlich
       Langzeitdiktatur [3][Omar Hassan al-Bashir] von der Macht verjagen konnte.
       Die „Widerstandskomitees“ zur Selbstorganisation und Koordination ziviler
       Kräfte waren auch wichtig, um den demokratischen Aufstand zusammenzuhalten.
       
       Sudans demokratischer Frühling damals war allerdings kurz, das Militär
       behielt die Oberhand – nur um ab April 2023 selbst in einem brutalen
       Machtkampf zu versinken, der bis heute andauert. Da wurden viele
       „Widerstandskomitees“ praktisch über Nacht Schutzstrukturen, in denen Leute
       auf Stadtteilebene Lebensmittel, Wasser, Strom und medizinische
       Versorgung organisierten, später auch Dienstleistungen wie Geldtransfer und
       Internet.
       
       Sudans Graswurzelstrukturen sind in dieser Form einzigartig, und die Ehrung
       durch den Alternativen Nobelpreis ist lange überfällig: als Anerkennung
       einer zivilen Widerstandsform, „ein Modell dekolonialisierter humanitärer
       Hilfe, das Würde und Gestaltungsmacht wieder in die Hände lokaler
       Gemeinschaften legt“, wie es in der Preisbegründung heißt.
       
       1 Oct 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /RSF/!t5611832
   DIR [2] /Politisches-Klima-im-Sudan/!5835841
   DIR [3] /Krieg-in-Sudan/!5930886
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dominic Johnson
       
       ## TAGS
       
   DIR Alternativer Nobelpreis
   DIR Sudan
   DIR Graswurzelbewegung
   DIR Schutz
   DIR Krieg
   DIR Schwerpunkt Krieg in Sudan
   DIR Schwerpunkt Krieg in Sudan
   DIR Auszeichnung
   DIR Alternativer Nobelpreis
   DIR Taiwan
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Massaker in Sudan: Hunderte Tote in einem Krankenhaus gemeldet
       
       In einem Krankenhaus in der Stadt El Fasher soll die RSF-Miliz 460 Menschen
       getötet haben. Sudans Regierung behindert derweil humanitäre Hilfe.
       
   DIR Flucht aus Sudan: Nirgendwo Menschlichkeit
       
       Mazin hatte ein Visum für Saudi-Arabien, Mujtabas Pass lag in der deutschen
       Botschaft in Khartum. Dann brach Krieg aus. Geschichte zweier Fluchten.
       
   DIR Alternativer Nobelpreis: Hilflos und alternativlos
       
       Ganz kurz für ganz große Aufmerksamkeit sorgen die Alternativen
       Nobelpreise. Sie bieten Menschen eine Bühne, die darum kämpfen, die Welt zu
       retten.
       
   DIR Alternativer Nobelpreis: Mit dem Recht gegen die Erderwärmung
       
       27 Jura-Studierende aus dem Südpazifik erhalten den alternativen
       Nobelpreis. Der Grund ist ihre erfolgreiche Kampagne für mehr
       Klimagerechtigkeit.
       
   DIR Alternativer Nobelpreis: Eine konservative Anarchistin
       
       Taiwans erste Digitalministerin Audrey Tang sieht sich als
       „staatsbürgerliche Hackerin“. Sie will die digitale Zukunft
       radikaldemokratisch gestalten.