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       # taz.de -- Gaza-Solidarität in Italien: Proteststurm gegen Israels Stoppen der Gaza-Hilfsflotte
       
       > In Italien ist die Unterstützung der Global Sumud Flotilla besonders
       > groß. Das reicht zum Ärger von Ministerpräsidentin Meloni bis in rechte
       > Kreise.
       
   IMG Bild: Blockade von Gleisen des Mailänder Bahnhofs Cadorna aus Protest gegen Israels Vorgehen gegen die Gaza-Hilfsflotte am Mittwochabend
       
       Rom taz | Tausende Menschen sind Mittwochabend in ganz Italien auf die
       Straße gegangen, um gegen [1][Israels Attacke auf die Global Sumud
       Flotilla] zu protestieren. Kaum hatte die Nachricht die Runde gemacht, dass
       israelische Einheiten begannen, die Boote der Flotille zu entern,
       vereinigten sich in Turin, Mailand, Rom, Neapel, Palermo und vielen anderen
       Städten Menschen zu Demonstrationszügen oder Straßen- oder
       Bahnhofsblockaden.
       
       In Rom marschierten zunächst nur ein paar hundert Personen vom wichtigsten
       Bahnhof, der Stazione Termini, los, doch binnen Stundenfrist wurde Richtung
       Stadtzentrum daraus ein mächtiger Zug von wohl 10.000 Leuten. Als sie
       diverse Straßen rund um den Bahnhof blockierten, reagierten die meisten
       Autofahrer*innen keineswegs verärgert, sondern signalisierten mit
       Victory-Zeichen ihre Zustimmung – eines der Zeichen dafür, wie populär der
       Gaza-Protest in Italien ist.
       
       Wie in Rom war das Bild in den anderen Städten: 70-jährige Altlinke
       demonstrierten an der Seite von Familien ebenso wie von reichlich präsentem
       jungem Volk aus den Unis und Schulen. Und es war ein Graswurzel-Protest,
       denn zu sehen waren keine Partei-, sondern nur ein paar
       Gewerkschaftsfahnen. Die Aufrufe zum Protest machten über WhatsApp und
       Instagram die Runde.
       
       ## Aufruf zum Generalstreik am Freitag
       
       Eine weit größere Dimension dürften die Demonstrationen am Freitag und
       Samstag erreichen. Für Freitag rufen Italiens größter Gewerkschaftsbund,
       die CGIL, wie auch diverse radikal linke Basisgewerkschaften zum
       Generalstreik auf. Schon bei dem – allein von den Basisgewerkschaften
       organisierten – landesweiten Streik- und Protesttag am 22. September waren
       mehrere hunderttausend Menschen auf die Straßen gegangen – allein in Rom
       mehr als 50.000, die in 80 Städten zu Kundgebungen gekommen waren.
       
       Am Samstag dann wird eine schon seit Wochen geplante nationale
       Großdemonstration in Rom stattfinden, die alle bisherigen Proteste
       übertreffen dürfte. Die Breite der Bewegung in Italien erklärt sich nicht
       zuletzt daraus, dass das Sterben in Gaza und die Global Sumud Flotilla in
       deutlich größerem Maß öffentlich präsent sind als etwa in Deutschland.
       
       Mehr als 40 Italiener*innen sind auf die Boote der Flotille gestiegen,
       unter ihnen diverse TV- und Print-Journalist*innen ebenso wie vier
       Abgeordnete der Oppositionsparteien Partito Democratico, Fünf Sterne und
       Alleanza Verdi-Sinistra (Grün-Links Allianz). Sie haben die öffentliche
       Meinung im Rücken: Gut zwei Drittel der Menschen im Land erklären sich
       solidarisch mit der Flotille, selbst unter den Anhänger*innen der
       rechten Regierungsparteien erreichte die Zustimmung in einer Umfrage letzte
       Woche 44%.
       
       Entsprechend nervös reagiert Ministerpräsidentin Giorgia Meloni. Ihre
       Regierung ist zusammen mit der deutschen der Bremser in der EU, wenn es um
       die Anerkennung Palästinas, um Sanktionen gegen Israel, um die Einstellung
       der Waffenlieferungen oder die Suspendierung des EU-Assoziierungsabkommens
       mit Israel geht.
       
       ## Meloni beschimpft Aktivist*innen der Hilfsflotte
       
       Stattdessen beschimpft Meloni Tag für Tag die Gaza-Aktivist*innen. Sie
       wirft sie zum Beispiel der Flotille vor, ihre Aktion sei „eigentlich gegen
       die italienische Regierung“ gerichtet, was die dort mitfahrenden Menschen
       aus Neuseeland, Argentinien oder Indonesien und 40 weiteren Nationen
       überraschen dürfte.
       
       Zuletzt verstieg sich Melonie zu der Anklage, die mit Mehl und Konserven
       beladenen Boote könnten mit ihrem Versuch, die israelische Blockade zu
       durchbrechen, gar Donald Trumps Friedensplan zum Scheitern bringen.
       Angesichts des für Freitag angekündigten Generalstreiks giftete Meloni, der
       werde „dem palästinensischen Volk keinerlei Nutzen, dem italienischen Volk
       dagegen viel Ungemach bringen“.
       
       2 Oct 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Hilfsflotte-auf-dem-Weg-nach-Gaza/!6117399
       
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