# taz.de -- Rechter argentinischer Präsident: Rückschläge für Javier Milei
> Argentiniens Senat überstimmt zwei Vetos des libertären Präsidenten gegen
> Sozialgesetze. Ein Spitzenkandidat Mileis soll in Drogenhandel verstrickt
> sein.
IMG Bild: Zunehmend unter Druck: Argentiniens Präsident Milei spricht mit Sicherheitsministerin Bullrich am 2. Oktober in Buenos Aires
Buenos Aires taz | Dem argentinischen Präsidenten Javier Milei bläst der
Gegenwind immer kräftiger ins Gesicht. Am Donnerstag überstimmte der Senat
mit großer Mehrheit zwei Vetos des libertären Präsidenten gegen
Sozialgesetze. Damit hat der Kongress bereits drei präsidiale Vetos außer
Kraft gesetzt – ein bislang einmaliger Vorgang seit Argentiniens Rückkehr
zur Demokratie 1983.
Anfang September hatte der Kongress erstmals ein Veto Milei aufgehoben.
Damals ging es um ein [1][Behindertennotstandgesetz]. Diesmal ging es um
die Gesetze für eine Gehaltserhöhung für die Beschäftigten des Hospital
Garrahan, dem wichtigsten Kinderkrankenhaus des Landes, sowie für eine
Aufstockung der Budgets der öffentlichen Universitäten.
Mileis schwindende Durchsetzungskraft sorgt auch am Finanzmarkt für
Nervosität. Die Furcht vor dem Wiedererstarken der peronistischen
Opposition geht um. Mileis Maßnahmen, um den Dollarkurs niedrig zu halten
und gleichzeitig die Reserven der Zentralbank mit US-Währung aufzustocken,
bewirkten bisher das Gegenteil. Anstatt Reserven anzulegen, musste die
Zentralbank in den vergangenen Tagen Millionen von Dollar verkaufen, um
dessen Aufwertung zumindest etwas zu bremsen.
## Unterstützung durch Trump
Schnell war von einer neuen Zahlungsunfähigkeit des Landes die Rede. Die
schwindenden Dollarreserven würden nicht ausreichen, um den anstehenden
Schuldendienst zu bedienen, so der Tenor. Tatsächlich spitze sich die Lage
derart zu, dass Milei am Rande der UN-Generalversammlung vor gut einer
Woche in New York US-Präsident Donald Trump um finanzielle Unterstützung
bitten musste.
Trump zögerte nicht und kündigte umgehend weitreichende Hilfe an. Jedoch
nicht ohne Eigennutz. Mileis Scheitern würde den Verlust seines einzigen
und bedingungslosen Verbündeten auf dem südamerikanischen Kontinent
bedeuten. Wie viele Dollar, wann und zu welchen Bedingungen fließen werden,
ist jedoch offen. Bisher halten die finanziellen Turbulenzen in Buenos
Aires an.
„Das US-Finanzministerium ist voll und ganz dazu bereit, alles Notwendige
zu tun.“ bekräftigte US-Finanzminister Scott Bessent am Mittwoch zum
wiederholten Mal. Die US-Regierung will die Kongresswahlen am Río de la
Plata abwarten, bei denen Ende Oktober die Hälfte der Abgeordneten und ein
Drittel des Senats neu gewählt werden. „Wir werden die Entwicklungen
weiterhin aufmerksam beobachten“, fügte Bessent denn auch einschränkend
hinzu.
## Mileis lahmendes Zugpferd
Die lange Zeit guten Erfolgsaussichten für Mileis Kandidat*innen beim
Urnengang am 26. Oktober haben sich getrübt. Das unerwartet schlechte
Abschneiden der Libertären bei den [2][Wahlen zum Kongress der Provinz
Buenos Aires] Anfang September hat die schwelenden internen Streitereien
erheblich angefacht. Anstatt nach der Niederlage Einigkeit zu
demonstrieren, bieten sie derzeit ein Bild der Zerrissenheit.
Zugleich wird Mileis wichtigster Spitzenkandidaten José Luis Espert mit dem
Drogendhändler Alfredo „Fred“ Machado in Verbindung gebracht.
Veröffentlicht wurde ein Kontoauszug, der belegen soll, dass Espert vor
einigen Jahren 200.000 Dollar von Machado erhalten hat. Inzwischen
bestätigte Espert die Zahlung in einem Video in den sozialen Netzwerken,
erklärte aber, die „illegalen Aktivitäten von Her Machado“ nicht gekannt zu
haben.
Machado steht unter Hausarrest, seit die US-Justiz seine Auslieferung wegen
Drogenhandels beantragt hat. Die Affäre hätte vermutlich wenig Brisanz,
wäre die Gesellschaft am Río de la Plata nicht durch die grausamen Morde an
drei jungen Frauen durch eine Drogenbande aufgewühlt. Die Frauen, zwei im
Alter von 20 Jahren und eine im Alter von 15 Jahren, wurden Mitte September
im Großraum von Buenos Aires verschleppt, brutal misshandelt und
schließlich ermordet. Als Motiv wird von den ermittelnden Behörden Rache
für den Diebstahl mehrerer Kilogramm Kokain durch eine andere Drogenbande
angegeben.
Auch wenn die Morde in keiner Weise mit Mileis Spitzenkandidaten in
Verbindung stehen, wirken sich die täglichen Schlagzeilen, die seinen Namen
in Zusammenhang mit einem Drogendealer bringen, bleiern auf die libertäre
Wahlkampagne aus und sind zugleich Wasser auf die Mühlen der Opposition.
Noch hält der Präsident an seinem lahmenden Zugpferd fest. Möglich ist,
dass der es vor den Wahlen austauschen muss.
3 Oct 2025
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## AUTOREN
DIR Jürgen Vogt
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