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       # taz.de -- Rechte in Nürnberg: Gemeinsam gegen die Straße
       
       > Die Nürnberger „Straße der Menschenrechte“ sieht sich zunehmender Gewalt
       > von rechts und einer zweifelhaft agierenden Polizei ausgesetzt.
       
   IMG Bild: Die Protestbewegung „Gemeinsam für Deutschland“ demonstriert in Nürnberg am 27.09.2025
       
       Nürnberg taz | Im Jahr 2025 allein gab es 38 extrem rechte Demonstrationen
       und Kundgebungen in Nürnberg, [1][laut dem Nürnberger Bündnis Nazistopp],
       durch das sogenannte „Team Menschenrechte“ (TMR). Dort wurde schon mal der
       Hitlergruß gezeigt oder sich „ein kleiner Hitler“ zurückgewünscht. TMR
       entwickelte sich 2020 aus Impfgegner*innen und wird mittlerweile vom
       Verfassungsschutz beobachtet.
       
       Vor einer Woche zogen sie unter dem Namen „Gemeinsam für Deutschland“
       (GfD), zeitgleich zu bundesweit stattfindenden Demos, mit rund hundert
       Personen durch Nürnberg in die [2][Straße der Menschenrechte], in der der
       israelische Künstler Dani Karavan auf Säulen die Menschenrechte in
       verschiedenen Sprachen verewigt hat.
       
       Gestört durch Sitzblockaden von Antifaschist*innen, die sich dem jeden
       Montag in den Weg setzen. Dabei zertrümmerte ein USK-Beamter den Ringfinger
       von Daniel L. mit einem Knüppel. In der kurzen [3][Pressemitteilung der
       Polizei] von Samstag war weder davon noch von einer verletzten Polizistin,
       die mit einer Stange am Oberarm verletzt worden sein soll, die Rede. Die
       Aktivisti, mit denen die taz sprach, werfen der Polizei vor, einen
       Krankenwagen nicht passiert haben zu lassen bzw. diesen nicht gerufen zu
       haben. Die Polizei wiederum behauptet, eine Sitzblockade hätte den
       Krankenwagen nicht durchgelassen.
       
       ## Ausschuss
       
       Diese Ereignisse waren am Mittwoch zwei Stunden lang Thema im Ausschuss der
       Stadt Nürnberg gewesen. Es wurde gefragt, wie zukünftig derartige
       Demonstrationen auf der Straße der Menschenrechte verhindert werden können.
       Außerdem wurde die Polizeigewalt thematisiert. Den Antworten, die der
       Einsatzleiter, Polizeidirektor Stefan Thiele, gab, widersprachen allerdings
       Aussagen von Zeug:innen vor Ort.
       
       Die Parteien schienen sich bis auf den Vertreter der AfD einig, dass sie
       zukünftig derartige Aufmärsche in der „Straße der Menschenrechte“
       verhindern wollen. Allerdings entstand dabei häufig der Eindruck durch CSU,
       FDP und Rechtsdirektor Olaf Kuch vom Nürnberger Ordnungsamt, dass die
       Antifaschist*innen und ihr gewaltfreier, ziviler Ungehorsam das
       Problem seien und nicht die Neonazis, die seit Monaten jeden Montag die
       Innenstadt Nürnbergs in einen Ausnahmezustand versetzen.
       
       Kuch sagte, es seien im Vorfeld Absprachen mit dem Germanischen
       Nationalmuseum getroffen worden. Doch: Besucher*innen fanden sich beim
       Verlassen des Museums zwischen Neonazis und Hamburger Gittern in der Straße
       der Menschenrechte wieder, während Krystztof Malowaniec (AfD)
       Antifaschist*innen drohte, dass sie als Verbrecher zur „Rechenschaft
       gezogen werden würden“, wenn seine Partei an der Macht sei. Ein
       Pressevertreter wurde von Ordnern und Demonstrierenden abgedrängt.
       
       ## Spontaner Protest
       
       Ulli Schneeweiß vom Bündnis Nazistopp kritisiert die Abriegelung ebenfalls,
       da „rein rechtlich spontaner Protest an dieser Stelle eine schützenswerte
       Versammlung darstelle, er aber in Hör- und Sichtweite in der Straße der
       Menschenrechte unterbunden wurde.“
       
       Laut Kuch „ist der Vorwurf eines Versäumnisses … oder gar eines
       ‚Tabubruchs‘ nicht gegeben.“ Allerdings bestätigten weder das Ordnungsamt
       noch das GNM, dass es im Vorfeld gemeinsame Überlegungen gegeben hätte, den
       Aufzug zu unterbinden.
       
       Kuch begründete, dass die Veranstaltung nicht untersagt werden konnte, weil
       die Anmelder einen „Bezug zur Ermordung von Charlie Kirk … und zur Säule
       der Meinungsfreiheit genommen hätten“ und, „dieser Bezug ist rechtlich
       nachvollziehbar.“
       
       ## Keine Kunst
       
       Das GNM, das das Urheberrecht und Anliegen des Künstlers Dani Karavan
       vertritt, untersagte bereits mehrfach Künstler*innen, in der „Straße der
       Menschenrechte“ Kunstaktionen durchzuführen. Leider beantwortete das GNM
       die Frage nicht, ob es unabhängig von der Stadt Nürnberg bzw. dem
       Ordnungsamt prüfe, ob es zukünftig so etwas wie den Aufmarsch
       Rechtsextremer bzw. eine Kundgebung an einer Säule der Menschenrechte
       verhindern könne.
       
       Am Ende der Tagung des Ausschusses wartete ein Dutzend Personen von TMR auf
       die ebenfalls anwesenden „Omas Gegen Rechts“ und andere Antifaschist*innen.
       Die Wortführerin des TMR, Astrid Hartmann, zeigte dabei mit ihren Fingern
       das rassistische white power Zeichen.
       
       3 Oct 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.nazistopp-nuernberg.de/
   DIR [2] https://www.nuernberg.de/internet/menschenrechte/strasse_der_menschrechte.html
   DIR [3] https://www.infranken.de/lk/nuernberg/blaulicht/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Leonhard F. Seidl
       
       ## TAGS
       
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