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       # taz.de -- Volksentscheid Baum Berlin: Vetrauen sieht anders aus
       
       > Die Initiative Volksentscheid Baum lässt sich auf Verhandlungen mit der
       > Koalition über ihr Gesetz ein. Die Skepsis ist aber noch nicht verflogen.
       
   IMG Bild: Auch bei den Verhandlungen mit der Koalition ist jetzt Coolness gefragt
       
       Berlin taz | Die [1][Initiative Volksentscheid Baum] lässt sich auf
       Verhandlungen mit den Fraktionen von CDU und SPD über eine Kompromisslösung
       ein – und doch herrscht bei den AktivistInnen weiterhin Skepsis, ob die
       Koalitionsparteien es wirklich ernst meinen. Am Donnerstagnachmittag
       beschloss das Baumentscheid-Plenum, Gespräche mit den Fraktionsspitzen
       aufzunehmen, sobald diese konkrete juristische Änderungsvorschläge
       vorlegten. Man bewerte deren Liste an inhaltlichen Fragen als „überschaubar
       und lösbar“. Allerdings verlangt die Gruppe, dass auch umweltpolitische
       FachpolitikerInnen der Fraktionen an den Verhandlungen teilnehmen.
       
       Diese und andere Forderungen übermittelte die Initiative am selben Tag in
       einem Schreiben den Fraktionen von CDU und SPD. In einer Pressemitteilung
       erläuterte sie ihre Sicht auf die noch „offenen Fragen“ der
       Fraktionsspitzen, [2][die am Mittwoch bekanntgegeben hatten, das Gesetz
       zusammen mit dem Baumentscheid überarbeiten zu wollen]. Einige dieser
       Themen seien im Rahmen der juristischen Zulässigkeitsprüfung längst
       einvernehmlich mit der Senatsinnenverwaltung gelöst worden, hieß es in der
       Mitteilung. Insbesondere zum geplanten „Kontrollrat für Klimaanpassung“ und
       zur Frage, wer Bäume pflanzen dürfe, sei damals schon „seitenweise
       juristische Prosa verfasst worden“.
       
       CDU und SPD hätten „seit Monaten keine konkreten juristisch formulierten
       Verbesserungs- oder Alternativvorschläge übermittelt“, kritisierte die
       Initiative. Nun erwarte sie bei den Gesprächen „volle Transparenz von der
       Gegenseite“, die Einbindung der FraktionsexpertInnen sowie den Versuch,
       auch die Opposition mitzunehmen: „Mit Fachpolitikern statt nur mit
       Machtpolitikern zu sprechen und eine parteiübergreifende Einbindung des
       Parlaments – das wäre der Sache angemessen“, formulierte es Mitinitiator
       Heinrich Strößenreuther.
       
       Strößenreuther hatte als realistischen – und aus seiner Sicht wohl
       wünschenswerten – Ausgang der Auseinandersetzung um den Volksentscheid vor
       Kurzem folgendes Szenario skizziert: Parlament und Initiative einigen sich
       auf einen Kompromiss, bei dem „alle am Ende ein wenig unzufrieden sind“,
       aber 90 Prozent des Vorhabens erhalten bleiben.
       
       Alternativ dazu könnten die regierenden Parteien den Gesetzentwurf so stark
       verwässern, dass die Initiative vors Verfassungsgericht ziehen müsste,
       wollte sie verhindern, dass unter dem Label ihres Vorhabens etwas
       verabschiedet würde, was diesem gar nicht entspräche. [3][Mit diesem
       Szenario, das aktuell eher nicht mehr im Raum steht], könnte die Koalition
       die Initiative gewissermaßen austricksen: Der Abstimmungstermin für einen
       Volksentscheid – sollte das Gericht zu Gunsten der AktivistInnen
       entscheiden – fiele dann womöglich nicht mehr auf den Wahltag im kommenden
       Jahr. Das aber ist eine wichtige Voraussetzung, um das Teilnahmequorum zu
       erreichen.
       
       ## Die Initiative bleibt skeptisch
       
       Auch jetzt bleibt man beim Baumentscheid misstrauisch, was mögliche
       Verzögerungstaktiken angeht. Um den fristgerechten Termin eines
       Parlamentsbeschlusses am 3. November einhalten zu können, werde jetzt alles
       getan, um mit den Fraktionen noch vor Beginn der Herbstferien zu einem
       abgestimmten Beschlussentwurf zu kommen. Dass die PolitikerInnen immer noch
       „Verständnisprobleme“ haben, sorgt beim Baumentscheid für Skepsis: „Das Hin
       und Her hilft nicht zu vertrauen“ sagte Mobilisierungsmanagerin Julia Pohl.
       Sollte das Gesetz nicht zügig und eindeutig beschlossen werden, „gehen wir
       an den Start“. Sprich: Dann werden eben doch Unterschriften für einen
       Volksentscheid an den Wahlurnen gesammelt.
       
       Auch wenn die CDU zuletzt Entgegenkommen signalisiert hat: Spannend wird es
       auf jeden Fall noch beim Thema Parkraum. Denn mit der Umsetzung des
       aktuellen Gesetzentwurfs würden wohl deutlich mehr Straßenparkplätze für
       Autos wegfallen, als CDU-Fraktionschef Dirk Stettner hinzunehmen bereit
       ist. Dem schwebt eher vor, im Zweifel Teile des Gehwegs für Pflanzungen zu
       opfern.
       
       In einem Statement zu den offenen Punkten erläuterte die Initiative nun
       noch einmal, dass die Breiten von Fuß- und Radwegen schließlich vom
       Berliner Mobilitätsgesetz vorgegeben seien. Außerdem: „Bäume schützen
       primär vulnerable Gruppen, die wiederum primär zu Fuß unterwegs sind. Die
       Bäume nun auf genau die Flächen zu stellen, wo vorgenannte Menschen
       unterwegs sind, wäre gegen die Zielsetzung des Gesetzes.“
       
       3 Oct 2025
       
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