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       # taz.de -- Die Seitenwende der taz: Die Seitenwender
       
       > Der Künstler Christian Jankowski hat für die letzte gedruckte Werktagstaz
       > Hände und Menschen porträtiert. So haben Drucker:innen bisher das Heft
       > in der Hand.
       
   IMG Bild: Der Künstler Christian Jankowski (sitzend) und der Fotograf Joerg Reichardt (stehend) n der taz-Druckerei in Pinneberg
       
       Durch wie viele Hände geht die taz? Viele sind es. Sehr viele. Zusammen mit
       dem Künstler Christian Jankowski, den wir mit der Gestaltung unserer
       letzten auf Papier gedruckten werktäglichen Ausgabe betraut haben,
       versuchten wir es herauszufinden. Jankowski, der meist konzeptionell und
       oft partizipativ arbeitet und damit zu den wichtigsten deutschen Künstlern
       seiner Generation gehört, näherte sich unserem Haus furchtlos, mit Humor
       und am Ende formatsprengend.
       
       Eine Frage drängte sich ihm dabei schnell auf: Was wird nach der
       Seitenwende eigentlich aus den Drucker*innen? Jankowskis Kunst gleicht oft
       einem sozialen Experiment. Mehrfach hat er dafür mit spezifischen
       Berufsgruppen zusammengearbeitet, mit sogenannten [1][Systemrelevanten
       während der Covidpandemie] etwa oder Museumsmitarbeiter*innen, häufig mit
       Menschen, die im Hintergrund die Geschicke leiten.
       
       Also holte Jankowski die Druckereimitarbeitenden mit auf die Seiten. Oder
       zumindest ihre Hände. Sie präsentieren ihr Druckerzeugnis, hinterlassen
       ihre Spuren, halten die taz in den Fingern, so wie nun Sie.
       
       Jankowskis Idee einer Zeitung in der Zeitung schien uns ein passendes Bild,
       entsteht hier durch die fotografische Dokumentation der letzten
       Werktagsausgaben zugleich Bild und Abbild: So wie auch diese taz
       gleichzeitig Zeitung und historisches Zeugnis ist und so wie auch stets für
       uns die gedruckten Nachrichten des Tages doch die Neuigkeiten von gestern
       waren.
       
       Die Drucker*innen rahmen, sie halten diesen doppelten Moment für uns.
       Sie blicken schon zurück, auf diese letzten Seiten, die sie tagtäglich für
       Sie, die Lesenden, produzierten. Ihre Hände, Symbole für Zusammenhalt und
       Widerstand, Arbeit und Tat, erzählen dabei ganz eigene Geschichten. Von
       ebenjener Arbeit und dem dazugehörigen Leben, von Stil, Gender, Alter und
       Angewohnheiten. Und sie blicken auf andere: Sie blicken auf uns bei der
       taz, die in der digitalen Zukunft bleiben werden.
       
       Die Umsetzung von Christian Jankowskis Konzept war herausfordernd. Wenn
       Satzspiegel und Anzeigen kleiner werden, müssen Layout und Repro, Redaktion
       und Anzeigenabteilung gerufen werden, schnell wurde deutlich, wie viele
       Menschen Hand in Hand an einer taz arbeiten. Einige davon hat Jankowski auf
       den letzten Seiten festgehalten.
       
       Um sie vor die Linse des vom Künstler beauftragten Fotografen Joerg
       Reichardt zu bekommen, brauchte es manchmal Diplomatie und
       Überredungskunst. Alle 382 Festangestellten abzubilden, war weder der Plan
       noch möglich und unterlag Eigendynamiken. Die Fotos halten diesen
       historischen Moment fest.
       
       Mitarbeitende kommen und gehen, ganze Abteilungen entstehen und
       verschwinden. Wie jede Zeitung dokumentiert auch unsere letzte gedruckte
       Werktagsausgabe vor allem eins: die Zeit. Und wenn Hände der Seitenwender
       Worte verdecken, verweist auch das auf den, auf unseren Aufbruch ins
       E-Paper, in dem die Texte lückenlos zu lesen sind.
       
       17 Oct 2025
       
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