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       # taz.de -- Verfassungsschutz und NGOs: Rechts vor links – das gefährdet die Demokratie
       
       > Dass die Bundesregierung progressive zivilgesellschaftliche
       > Organisationen vom Verfassungsschutz überprüfen lässt, schadet der
       > demokratischen Kultur.
       
   IMG Bild: Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und Karin Prien (CDU), Bundesministerin für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend
       
       Auch wenn es wie aus einer Sonntagsrede klingen mag: Zivilgesellschaftliche
       Initiativen sind ein unverzichtbarer Teil der bundesdeutschen Gesellschaft.
       Gerade in der heutigen Zeit ist es wichtig und notwendig,
       demokratiefördernde Projekte zu unterstützen. Als aus den Neuen Sozialen
       Bewegungen der 1970er Jahre entstandenes Produkt stand für die taz schon
       bei ihrer Gründung fest: Sozial-, umwelt-, integrations-, entwicklungs-,
       bildungs- oder jugendpolitische Zielsetzungen brauchen eine Lobby auch
       jenseits der Parlamente. Das gilt immer noch.
       
       Dass nicht mehr nur freiwillige Feuerwehren, Landessportverbände oder gar
       Schützenvereine staatlich gefördert wurden, sondern auch progressive
       Nichtregierungsorganisationen, war einst ein gesellschaftlicher
       Fortschritt. Reaktionären war und ist dies jedoch von jeher ein Dorn im
       Auge. Mit dem gesellschaftlichen Rechtsruck hat in den vergangenen Jahren
       die [1][Propaganda dagegen stark zugenommen]. Insbesondere das
       Bundesprogramm [2][„Demokratie leben!“ steht massiv unter Beschuss] von
       rechts.
       
       Und das zeigt Wirkung: Die christdemokratische Bundesbildungsministerin
       Karin Prien hat bereits angekündigt, nicht nur die Mittel für das Programm
       zu kürzen, sondern zudem die Überprüfung der beteiligten Organisationen
       durch den Verfassungsschutz auszuweiten. „Es kann nicht die Lösung sein,
       Rechtsextremismus über die Förderung linker Aktivisten bekämpfen zu
       wollen“, begründete sie das [3][gegenüber einem rechtsgestrickten Blatt].
       Großzügig gefördert wird von Schwarz-Rot lieber eine [4][fragwürdige
       Vorfeldorganisation der Union, wie Republik 21], ein Verein an der
       Schnittstelle zwischen Rechtskonservatismus und -populismus.
       
       Allerdings gibt es nicht erst seit dem Amtsantritt der schwarz-roten
       Koalition von Friedrich Merz ein großes staatliches Misstrauen gegenüber
       progressiven zivilgesellschaftlichen Initiativen. Wie eine eine Antwort der
       Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linkspartei zeigt, übten sich
       auch schon die Regierungen von Angela Merkel und Olaf Scholz in einer
       unerfreulichen Verdachtskultur – gingen damit nur nicht so
       öffentlichkeitswirksam hausieren.
       
       Alleine in den Jahren 2020 bis 2024 ließen sie insgesamt 1.250 NGOs und
       1.296 Einzelpersonen vom Bundesamt für Verfassungsschutz überprüfen – und
       zwar ohne Wissen der Betroffenen, das heißt auch ohne Möglichkeit zu einer
       Stellungnahme. Die Frage, in wie vielen Fällen daraufhin die staatliche
       Förderung abgelehnt oder eingestellt wurde, ließ die Bundesregierung offen.
       
       Ob Schwarz-Rot oder Rot-Grün-Gelb: Das Vorgehen der derzeitigen wie auch
       der vorherigen Regierungskoalitionen ist empörend. Anders als linke
       Aktivist:innen, die Rechtsextremismus bekämpfen, schadet es der
       demokratischen Kultur in diesem Land.
       
       16 Oct 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Rechte-Kampagnen/!6114735
   DIR [2] /CDU-Angriff-auf-Demokratie-leben/!6115188
   DIR [3] https://www.welt.de/politik/deutschland/plus68c42215f80ab305277317f2/demokratie-leben-reform-dass-die-mit-geld-der-steuerzahler-finanziert-werden-beenden-wir-jetzt.html
   DIR [4] /Foerderung-fuer-R21/!6115914
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Pascal Beucker
       
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