# taz.de -- Umstrittene Einladung: Putin-Vertreter zu Gast beim BSW
> Der russische Botschafter wird von der Brandenburger BSW-Fraktion zu
> einer Ausstellungseröffnung eingeladen. Der Koalitionspartner SPD
> reagiert.
IMG Bild: Der russische Botschafter in Deutschland, Sergej Netschajew, bei einer Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag der Schlacht um die Seelower Höhen
Potsdam dpa/bb | Die [1][SPD im Brandenburger Landtag] reagiert auf die
Einladung des russischen Botschafters in Deutschland durch den
[2][Koalitionspartner BSW] zu einer Ausstellung mit Skepsis. „Als
SPD-Fraktion kämen wir derzeit nicht auf die Idee, Russlands Botschafter
einzuladen“, sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende Björn Lüttmann der
Deutschen Presse-Agentur.
„[3][Der Krieg Russlands gegen die Ukraine] sowie die vermuteten
gegenwärtigen Verletzungen europäischen Luftraums schließen das für uns
aus.“ Darüber hinaus sei die Ausstellungseröffnung eine Angelegenheit der
BSW-Fraktion, die er nicht weiter kommentieren wolle. SPD und BSW sind seit
Dezember vergangenen Jahres Koalitionspartner in Brandenburg. In
außenpolitischen Fragen kommt es immer wieder zu Konflikten.
## BSW verteidigt Einladung
Die BSW-Fraktion lud die Botschaftsvertreter mehrerer Staaten – darunter
europäische Länder, Russland, die Ukraine und die USA – zur Eröffnung der
Ausstellung „Krieg und Frieden“ am Dienstag mit Werken der Künstler Hans
und Lea Grundig im Landtag ein. Der russische Botschafter in Deutschland,
Sergej Netschajew, sagte nach BSW-Angaben ebenso zu wie Vertreter von
Belarus und Ungarn. Zunächst hatten Nordkurier und Tagesspiegel berichtet.
BSW-Fraktionschef Lüders hält die Einladung für richtig. „Man muss ja mit
den Kriegsparteien in Kontakt treten“, sagte Lüders der dpa. Sonst könne
man sich nicht für Frieden einsetzen. „Jeder Kontakt ist doch in Zeiten
dieser diplomatischen Kälte Gold wert.“ Die Einladung stößt jedoch auf
Gegenwind.
Der CDU-Fraktionsvorsitzende Jan Redmann kritisierte in Nordkurier und
Tagesspiegel: „Wer den russischen Kriegstreibern eine Bühne bietet, hat mit
Frieden nichts am Hut.“ Auch Grünen-Landeschef Clemens Rostock lehnt den
Besuch ab: „Wer in Zeiten eines andauernden Angriffskrieges Vertreter des
Aggressors zu offiziellen Veranstaltungen einlädt, verhöhnt die Opfer des
Krieges und beschädigt das Ansehen des Brandenburger Landtags.“ Die Grünen
sind derzeit nicht mehr im Landtag vertreten.
Die AfD-Fraktion sieht in der Einladung des russischen Botschafters nach
den Worten eines Sprechers keinen Skandal. Fraktionschef Hans-Christoph
Berndt habe sich zur Ausstellungseröffnung angemeldet.
## Landtagspräsidentin und Regierungschef kommen nicht
Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke wird der Eröffnung fernbleiben. „Die
Fraktionen entscheiden eigenständig über ihre Gäste“, teilte sie mit. „Die
Einladung des Botschafters der Russischen Föderation in der Bundesrepublik
Deutschland, Sergej Netschajew, durch das BSW ist keine offizielle
Einladung in oder durch den Landtag Brandenburg. Die tägliche Aggression
Russlands gegenüber der Ukraine steht dem entgegen.“ In der Anfrage an den
Landtag, ob der Termin in der Lobby stattfinden kann, sei nicht von einer
Einladung des russischen Botschafters die Rede gewesen, heißt es aus dem
Landtag.
Auch Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) und andere Vertreter der
Landesregierung nehmen nicht an dem Termin teil, wie Regierungssprecherin
Ines Filohn sagte.
## Außenamt empfiehlt: Keine russischen Vertreter einladen
Netschajew hatte im April bei einem separaten Besuch in der Gedenkstätte
Sachsenhausen zum 80. Jahrestag des Kriegsendes die gefallenen Soldaten der
Roten Armee geehrt. Das sorgte für Aufsehen. Denn das Auswärtige Amt hatte
Ländern, Kommunen und Gedenkstätten des Bundes mit Blick auf
Gedenkveranstaltungen zum Endes des Zweiten Weltkriegs empfohlen,
offizielle russische Vertreter nicht zuzulassen.
Die Künstler Hans Grundig (1901-1958) und Lea Grundig (1906-1977), die vor
dem Zweiten Weltkrieg der Kommunistischen Partei angehörten, wurden von den
Nationalsozialisten verfolgt. Im Rahmen der Eröffnung der Schau ist eine
Gesprächsrunde mit der Autorin Daniela Dahn, der BSW-Landesvorsitzenden
Friederike Benda, dem Autoren Torsten Harmsen und der Leihgeberin Maria
Heiner geplant.
6 Oct 2025
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