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       # taz.de -- „Trostfrauen“-Mahnmal in Berlin: Erinnerung unerwünscht
       
       > Die Zukunft der Trostfrauenstatue ist ungewiss. Gegen eine
       > Räumungsverfügung des Bezirks Mitte wehrt sich der Korea-Verband.
       
   IMG Bild: Trostfrauenstatue: Sie soll schon wieder umziehen
       
       Berlin taz | Muss die Trostfrauenstatue an ihrem jetzigen Standort in
       Moabit abgebaut werden? Bis Dienstag sollte sie an der Ecke
       Birkenstraße/Bremer Straße verschwinden. So steht es in einem Bescheid des
       Bezirksamtes Mitte an den Korea-Verband, dem die Statue gehört. Doch der
       Korea-Verband legte dagegen Widerspruch ein und zog vor Gericht.
       
       [1][Die Statue, auch Friedensstatue genannt, erinnert an Verbrechen durch
       das japanische Militär im Zweiten Weltkrieg.] Rund 200.000 asiatische
       Frauen mussten den Soldaten als Sexsklavinnen, genannt „Trostfrauen“ zu
       Diensten sein. Viele überlebten das nicht. Sie kamen aus Korea, Japan, den
       Philippinen und weiteren asiatischen Staaten, einzelne waren auch
       Europäerinnen.
       
       Wo auch immer so eine Statue in aller Welt daran erinnert, kann man auf
       Proteste der japanischen Regierung oder ihrer Auslandsvertretungen warten.
       Denn das Thema Erinnerungskultur ist in Japan schwierig. Im Falle der
       Berliner Statue hat Tokio sowohl bei der Bundesregierung, [2][bei Berlins
       Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU) und im grün regierten Bezirksamt
       Mitte Protest eingelegt.]
       
       Zuständig für die Aufstellung von Denkmälern ist der Bezirk. Er begründet
       die Räumungsverfügung allerdings nicht mit den Protesten aus Tokio, sondern
       mit formalen Gründen: In Mitte dürfen privat initiierte Denkmäler nur
       maximal zwei Jahre im öffentlichen Raum stehen, es sei denn, sie sind aus
       einem Kunstwettbewerb hervorgegangen.
       
       Geräumt werden sollen auch der [3][Große Lastenbär], der vor der
       Zionskirche steht und an die Lasten der Coronazeit erinnert, die
       [4][Kircheninstallation Lux Bethlehem], die an die von böhmischen
       Glaubensflüchtlingen zu Zeiten Friedrichs des Großen errichtete
       Bethlehemkirche erinnert sowie ein [5][zerbrochenes Gewehr vor dem
       Antikriegsmuseum]. Der angeordnete Bildersturm hat aber noch nicht
       stattgefunden. Alle Skulpturen stehen noch, juristische Verfahren laufen.
       
       ## Protestmarsch von der Friedensstatue am Dienstag
       
       Der Trostfrauenstatue hat der Bezirk einen Umzug nur wenige Meter weiter
       auf das Geländer einer Wohnungsgenossenschaft angeboten. Das lehnt der
       Korea-Verband ab, sagt deren Vorsitzende Nataly Jung-Hwa Han der taz. „Das
       Thema sexualisierte Gewalt in kriegerischen Konflikten gehört in den
       öffentlichen Raum und kann nicht auf ein privates Grundstück abgeschoben
       werden.“
       
       Vor dem Denkmal finden zahlreiche Bildungsveranstaltungen und Konzerte
       statt, die nicht immer leise seien. „Auf privatem Grund müssten diese
       Veranstaltungen alle von der Wohnungsgenossenschaft genehmigt werden und da
       wäre die Genossenschaft in einer Klemme, wenn ihren Mietern die
       Veranstaltungen direkt vor ihrer Haustür zu laut sind.“
       
       Am Dienstagnachmittag riefen 19 Organisationen zu einem Protestmarsch von
       der Friedensstatue zum Rathaus Tiergarten auf. Unter dem Motto „Erinnerung
       braucht Orte – keine Räumungsbefehle“ haben unter anderem SPD, Linke,
       Grüne, Omas gegen Rechts, die Japanische Fraueninitiative und weitere
       migrantische Gruppen ihre Teilnahme zugesagt.
       
       Mitte besteht auf dem Abbau der Statue. Bezirksamtssprecherin Julia Mösch
       sagte der taz, der Bezirk könne ab Mittwoch Zwangsgeld festsetzen, falls
       das Verwaltungsgericht nicht bis dahin anders entscheide.
       
       7 Oct 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Mahnmal-gegen-sexualisierte-Gewalt-/!6104940
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   DIR [3] https://lastenbaer-berlin.de/
   DIR [4] https://lux-bethlehem.de/memorias-urbanas
   DIR [5] https://bildhauerei-in-berlin.de/bildwerk/das-gewehr-zerbrechen-10202/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Marina Mai
       
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