# taz.de -- +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Hochrangige Delegationen steigen in Gaza-Verhandlungen ein
> Die Verhandlungen um einen Frieden in Gaza laufen schleppend. Viele
> hoffen, dass mit der Ankunft Gesandter aus USA, Türkei und Katar neuer
> Schwung reinkommt.
IMG Bild: Der Krieg geht weiter: Rauch nach einem Luftangriff am 7. Oktober in Gaza-Stadt
## Gesandte aus USA, Katar, Türkei kommen in Ägypten an
Am dritten Tag der Gespräche über ein Ende des Kriegs im Gazastreifen
schalten sich hochrangige Delegationen aus den USA, Katar und der Türkei in
die Verhandlungen ein. Der katarische Regierungschef Mohammed bin
Abdulrahman al-Thani nimmt am Mittwoch an den Beratungen in der ägyptischen
Küstenstadt Scharm el-Scheich teil, wie aus Diplomatenkreisen in Katar
verlautete.
Der US-Sondergesandte Steve Witkoff und der Schwiegersohn von US-Präsident
Donald Trump, Jared Kushner, reisen nach Angaben des ägyptischen
Außenministers Badr Abdelatty ebenfalls an. Auch eine türkische Delegation
um Geheimdienstchef Ibrahim Kalin schließt sich den Gesprächen an, wie die
türkische Nachrichtenagentur Anadolu berichtete.
Mit der Ankunft wichtiger Unterhändler der Konfliktparteien und
Vermittlerstaaten im ägyptischen Küstenort Scharm el Scheich bekommen die
Gespräche über eine Umsetzung des Friedensplans des US-Präsidenten Donald
Trump mehr politisches Gewicht. Und vielleicht, so die Hoffnung, auch neuen
Schwung. Über konkrete Inhalte der seit Montag laufenden Verhandlungen ist
bisher wenig nach außen gedrungen, greifbare Fortschritte wurden nicht
bekannt.
Der Vorschlag des US-Präsidenten sieht unter anderem die Freilassung aller
von der Hamas festgehaltenen Geiseln, die Entwaffnung der Hamas und einen
schrittweisen Abzug der israelischen Armee aus dem Gazastreifen vor.
Außerdem soll die Hamas künftig bei der Verwaltung des Gazastreifens
keinerlei Rolle mehr spielen. Die islamistische Palästinenserorganisation
besteht allerdings auf einem Mitspracherecht, auf die Forderung nach ihrer
kompletten Entwaffnung hat sie bislang nicht reagiert. Der Chefunterhändler
der Hamas, Chalil al-Hajja, verlangte am Dienstag von Trump und den
Vermittlern „Garantien“ für ein Ende des Kriegs im Gazastreifen.
[1][Derweil geht im Gazastreifen der Krieg weiter.] (afp/dpa/taz)
## Weitere Aktivisten auf dem Weg nach Gaza gestoppt
Propalästinensische Aktivisten einer weiteren Schiffs-Flotte mit
Hilfsgütern sind nach eigenen Angaben vor der Küste des Gazastreifens vom
israelischen Militär gestoppt worden. Die von den Organisationen Freedom
Flotilla Coalition und Thousand Madleens to Gaza übers Mittelmeer
geschickte Gruppe aus neun Schiffen habe knapp 150 Helfer aus rund 30
Ländern an Bord, teilten die Aktivisten auf Instagram mit. Die Boote seien
am frühen Morgen etwa 220 Kilometer vor der Küste des Gazastreifens von
israelischen Marine-Einheiten „attackiert und abgefangen worden“, hieß es
in einem Post auf der Plattform X.
Das israelische Außenministerium veröffentlichte kurz danach eine
Mitteilung, laut der es „einen weiteren fruchtlosen Versuch gab, die
Seeblockade zu durchbrechen und sich in Kriegsgebiet zu begeben“. Die
Schiffe würden nun in einen israelischen Hafen gebracht. Alle
Besatzungsmitglieder seien „in Sicherheit und bei guter Gesundheit“ und
würden aller Voraussicht nach umgehend abgeschoben.
[2][Vergangene Woche hatte Israels Marine mehr als 40 Boote mit
Hilfslieferungen für den Gazastreifen abgefangen.] Gut 400
Besatzungsmitglieder aus Dutzenden Ländern – darunter die [3][schwedische
Aktivistin Greta Thunberg] – wurden in Gewahrsam genommen, viele von ihnen
inzwischen wieder freigelassen und abgeschoben. Die Organisatoren der
„Global Sumud Flotilla“ warfen den israelischen Behörden vor, mehrere
Festgenommene körperlich und psychisch misshandelt, gedemütigt und ihrer
grundlegenden Rechte beraubt zu haben. Israels Regierung wies derartige
Anschuldigungen als „dreiste Lügen“ zurück und betonte, alle Rechte der
Festgenommenen seien „vollständig gewahrt“ worden.
Kritiker werfen den Aktivisten vor, die Menge der von ihnen transportierten
Hilfsgüter sei ohnehin zu gering, um der notleidenden Bevölkerung wirklich
zu helfen. Es geht den Aktivisten auch darum, Solidarität mit den
Palästinensern zu zeigen und Aufmerksamkeit auf ihre Lage und die
Abriegelung des Gazastreifens zu richten. In Italien hat das Abfangen der
„Global Sumud Flotilla“ viele Menschen zu Demonstrationen mobilisiert.
(dpa)
## Gedenken an den 7.10.2023 in Tel Aviv
In Tel Aviv haben am Dienstagabend tausende Menschen an den Hamas-Angriff
auf Israel vor zwei Jahren erinnert. Die Gedenkveranstaltung, die von den
Familien der Geiseln organisiert worden war, wurde von allen israelischen
Fernsehsendern live übertragen. Politiker und Regierungsvertreter waren
nicht eingeladen. Nach einer Schweigeminute kamen Überlebende und
Angehörige getöteter Zivilisten, Soldaten und Geiseln auf die Bühne, um der
Opfer zu gedenken.
Auch zahlreiche Musikerinnen und Musiker traten auf, darunter die Sängerin
Yuval Raphael, die den Hamas-Angriff auf das Nova-Musikfestival überlebt
hatte und im vergangenen Jahr beim Eurovision Song Contest (ESC) für Israel
angetreten war. Der Rabbi Elhanan Danino, dessen Sohn Ori von dem
Festivalgelände verschleppt und später in der Geiselhaft getötet worden
war, sprach das jüdische Totengebet Kaddisch.
Kämpfer der islamistischen Hamas und mit ihr verbündeter
Palästinensergruppen aus dem Gazastreifen hatten am 7. Oktober 2023 Israel
überfallen. Nach israelischen Angaben wurden dabei mehr als 1.200 Menschen
getötet. 251 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.
Zwei Jahre später sind noch immer 47 Geiseln in der Gewalt der Hamas.
Mindestens 25 der Geiseln sollen nach Angaben des israelischen Militärs
aber bereits tot sein.
Der Hamas-Angriff löste den Krieg im Gazastreifen aus, wo Israel seitdem
massiv militärisch vorgeht. Zuletzt wuchs jedoch die Hoffnung auf ein Ende
des Krieges, nachdem US-Präsident Donald Trump in der vergangenen Woche
einen Friedensplan vorgestellt hatte. Seit Montag führen Delegationen der
Hamas und Israels in Ägypten indirekte Gespräche über diesen Plan. (afp)
8 Oct 2025
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