# taz.de -- Wegen Diskussion in der Bundesregierung: Abstimmung der EU-Staaten über Chatkontrolle verschoben
> Über die umstrittene Überwachung von Chats stimmen die EU-Staaten nun
> doch noch nicht kommende Woche ab. Die Bundesregierung hofft auf eine
> baldige Einigung.
IMG Bild: Die Chatkontrolle sieht vor, dass Messenger dazu verpflichtet werden, die Kommunikation ihrer Nutzer:innen zu überwachen
Berlin taz | Die Abstimmung der EU-Mitgliedsstaaten über die umstrittene
[1][Chatkontrolle] ist verschoben. Ursprünglich sollte die
Überwachungsmaßnahme in der kommenden Woche final beschlossen werden. Doch
die [2][Bundesregierung] hat sich bislang nicht einigen können, wie sie
abstimmen will. Ein Ja Deutschlands hätte bedeutet, dass es für das
Vorhaben erstmals eine Mehrheit im Rat gibt. Da das dieses Mal nicht der
Fall sein wird, hat die dänische Ratspräsidentschaft das Thema von der
Tagesordnung genommen.
Die Chatkontrolle sieht vor, dass unter anderem Messenger-Dienste wie
Signal, Whatsapp oder Threema dazu verpflichtet werden können, die
Kommunikation ihrer Nutzer:innen zu überwachen – auch und gerade, wenn
sie Ende-zu-Ende-verschlüsselt ist. Die EU-Kommission, von der der
Vorschlag ursprünglich stammt, hofft, damit die Verbreitung von
Darstellungen [3][sexualisierter Gewalt] an Kindern einzudämmen. Doch dass
auch Ende-zu-Ende-verschlüsselte Kommunikation betroffen sein soll, sorgt
für breiten Protest aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft. Es
wäre ein tiefer Eingriff in die private Kommunikation – und könnte, so die
Befürchtung, gerade von autoritären und antidemokratischen Regierungen für
andere Überwachungsziele missbraucht werden.
„Dass Deutschland der Chatkontrolle weiter nicht zur Mehrheit verhilft, ist
ein gigantischer Erfolg für die Freiheit und ein Beweis, dass Protest
wirkt“, sagt der Jurist und Bürgerrechtsaktivist Patrick Breyer, der
bereits seit seiner Zeit als EU-Abgeordneter gegen das Vorhaben kämpft.
Doch es gibt auch skeptische Stimmen:
„Ich bin mir nicht sicher, ob Herr Dobrindt verstanden hat, dass sämtliches
Scannen privater Chats niemanden sicherer macht“, sagt Jeanne
Dillschneider, Grünen-Obfrau im Digitalausschuss des Bundestages. Sie
befürchtet, dass sich die Bundesregierung auf einen „faulen Kompromiss“
einigt, der das Kernproblem nicht ausräumt: „Wird die Durchsuchung einmal
möglich, ist unsere sichere Verschlüsselung Geschichte.“
Ein Regierungssprecher verriet diese Woche noch keine Details, teilte aber
mit, dass eine Einigung bis Dezember angestrebt werde.
9 Oct 2025
## LINKS
DIR [1] /Gesetz-zu-Chatkontrolle/!6115399
DIR [2] /Bundesregierung/!t6087421
DIR [3] /Sexualisierte-Gewalt/!t5009660
## AUTOREN
DIR Svenja Bergt
## TAGS
DIR Messenger
DIR Europäische Union
DIR Alexander Dobrindt
DIR Big Tech
DIR GNS
DIR Datenschutz
DIR Schwerpunkt Künstliche Intelligenz
DIR Schwerpunkt Überwachung
DIR Kolumne Freidrehen
DIR Alexander Dobrindt
DIR Chat-Verhandlung
## ARTIKEL ZUM THEMA
DIR Chatkontrolle-Vorschlag: Freiwillige Kontrolle?
Messenger sollen Bürger:innen der EU überwachen. Dafür schlägt Dänemark,
das die Ratspräsidentschaft innehat, nun Veränderungen vor.
DIR MIT-Professorin Yael Tauman Kalai: „In fünf Jahren werden verschlüsselte Nachrichten lesbar sein“
Yael Tauman Kalai hat Grundlagen von Verschlüsselungsmethoden
mitentwickelt. Sie zeigt, wie wir trotz KI und Quantencomputern mündig
bleiben können.
DIR Rezept für Überwachung mit Chatkontrolle: Grundrechte, geschnetzelt
Breiter Protest verhinderte die Abstimmung über die Chatkontrolle. Was nie
ein gutes Rezept gegen Internetkriminalität war, ist noch nicht vom Tisch.
DIR EU-Plan zu Chatkontrolle: Überwachung durch die Hintertür
Nachrichten könnten bald mit einer KI auf kriminelle Inhalte geprüft werden
– um Kinder zu schützen. Doch damit steht die Freiheit aller auf dem Spiel.
DIR Gesetz zu Chatkontrolle: Wenn der Staat deine Nacktbilder sieht
Die EU-Mitgliedsstaaten entscheiden kommende Woche über die Chatkontrolle.
Deutschlands Stimme könnte entscheidend sein. Und der Widerstand wächst.
DIR Geplante Chatkontrolle der EU: Deutschland muss sich dagegen wehren
Die EU-Kommission plant eine weitreichende Chatkontrolle. Dann könnten
Chats aller Art mitgelesen werden. Das widerspricht dem Briefgeheimnis.