# taz.de -- Big Brother Awards verliehen: Negativpreis für Big-Tech-Konzerne
> Die Big Brother Awards für Überwachung gehen dieses Jahr unter anderem an
> eine umstrittene Plattform – und eine neue KI-Funktion.
IMG Bild: Kritik an Tiktok gibt es auch in Sachen Arbeitsbedingungen, wie bei dieser Demo vor dem Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg
Berlin taz | Tiktok und Google sind zwei der Preisträger des [1][Big
Brother Awards], dem Negativpreis für Überwachung des Bürgerrechtsvereins
Digitalcourage. „Tiktok verbreitet Fake News und Hate Speech und es
manipuliert Menschen“, sagte Thilo Weichert vom Netzwerk
Datenschutzexpertise bei der Vorstellung der Preisträger. Frank Rosengart
vom CCC kritisierte an Googles KI-Assistenten Gemini, dass dessen
Installation wohl für die meisten Nutzer:innen unbemerkt bleibe – er
aber dennoch umfangreich persönliche Daten auswerte.
Digitalcourage vergibt die Negativauszeichnung Big Brother Awards jährlich.
Prämiert werden dabei Unternehmen, Personen und Institutionen, die
besonders negativ in Sachen Überwachung und Umgang mit persönlichen Daten
auffallen. Im vergangenen Jahr [2][traf es unter anderem die Deutsche Bahn]
für ihre Bestrebungen, Kund:innen immer mehr zur Nutzung ihrer digitalen
Buchungs- und Ausweiswege zu drängen und analoge Alternativen wie die
BahnCard als Karte abzuschaffen.
Die Kurzvideo-Plattform Tiktok, hinter der das chinesische Unternehmen
Bytedance steht, ist schon länger in der Kritik. Untersuchungen, etwa der
NGO Global Witness, zeigten an Hand von neutralen Accounts, dass der
Algorithmus von Tiktok AfD-nahe Inhalte gegenüber denen anderer Parteien
bevorzugt.
Dazu kommt, dass die unendliche Abfolge von Videos, die in algorithmisch
optimierter Folge automatisch abgespielt werden, schnell eine Sogwirkung
schafft. „Es handelt sich um eine Geldmaschine, die versucht, die Nutzenden
abhängig zu machen“, sagt Weichert. Dabei blieben Plattform und Algorithmen
komplett intransparent, selbst auf zu beantwortende Auskunftsersuchen werde
nur unzureichend reagiert. Tiktok ließ eine Anfrage zu den Vorwürfen
unbeantwortet.
## KI mit Cloud
Als „creepy feature“ bezeichnete Frank Rosengart vom CCC Googles
KI-Assistent Gemini, übersetzt etwa „gruselige Funktion“. Per Update komme
es automatisiert auf die Telefone von Android-Nutzer:innen. Daten, die an
Gemini gelangen, etwa durch Text- oder Spracheingabe landeten in der Cloud
– und würden wiederum zum Training von Künstlicher Intelligenz verwendet.
„Die eingegebenen Daten sind nicht privat, das sagt auch Google indirekt“,
sagt Rosengart. Die Daten könnten auch von menschlichen
Mitarbeiter:innen eingesehen werden. Gemini sei allerdings so tief im
Android-System verankert, dass es auch passieren könne, den Assistenten
unbeabsichtigt zu nutzen, etwa wenn er Formulierungsvorschläge für eine
Nachricht macht. Ein Google-Sprecher teilte auf Anfrage mit: „Wir danken
der Jury des Big Brother Awards für ihre kritische Begleitung unserer
Arbeit.“ Das Unternehmen arbeite daran „die Grenzen des wissenschaftlich
Machbaren zu verschieben – verantwortungsbewusst und mit dem Ziel,
Technologie zum Wohle aller zu gestalten.“
Weitere Preisträger sind in diesem Jahr Bundesinnenminister Alexander
Dobrindt (CSU) für das von ihm geplante „Sicherheitspaket“, das unter
anderem den umfangreichen Einsatz von umstrittenen Gesichtersuchmaschinen
vorsieht. Zwei deutsche Gerichte erhalten den Award für, so die
Jury-Begründung „krasse Fehlurteile in Sachen Amazon“.
Das Konzept des „Bürokratieabbaus“ wird prämiert, weil in dessen Namen
unter anderem Digitalgesetze auf EU-Ebene geschwächt werden sollen. Und auf
Initiative der Jugend-Community Teckids gibt es unter anderem einen
Negativpreis für den Einsatz von iPads an Schulen – statt auf freie und
offene Software zu setzen.
10 Oct 2025
## LINKS
DIR [1] https://bigbrotherawards.de/
DIR [2] /Big-Brother-Award-fuer-die-Bahn/!6039634
## AUTOREN
DIR Svenja Bergt
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