# taz.de -- Möglicher Luftangriff in Afghanistan: Explosionen in Kabul
> Islamabad soll mit Drohnenangriffen in der Nacht zu Freitag versucht
> haben, die Führungsspitze der pakistanischen Taliban-Bewegung
> auszuschalten.
IMG Bild: Taliban-Außenminister Amir Chan Mutaki zu Besuch bei Pakistans regionalem Rivalen in Delhi, Indien, 10.Oktober
Berlin taz | Nach Explosionen in der Nacht zu Freitag berichteten
pakistanische Medien über einen „Präzisionsangriff“ mit Drohnen auf die
Führungsspitze [1][der pakistanischen Taliban-Bewegung TTP] in Afghanistans
Hauptstadt Kabul. Dabei sollen TTP-Chef Nur Wali Mehsud, sein „potenzieller
Nachfolger“ Kari Saifullah Mehsud sowie ein weiteres Führungsmitglied
getötet worden sein. Quellen für diese Informationen wurden nicht genannt.
Der afghanische Sender Tolo TV meldete am Freitag allerdings, er habe eine
Audiobotschaft erhalten, die Nur Wali Mehsud zugeschrieben wird. Darin
bestreite er, angegriffen worden zu sein.
Bei einer Pressekonferenz des dortigen Militärs am Freitag ging der
Sprecher nicht direkt auf den Angriff ein. Er erklärte lediglich erneut,
afghanisches Territorium werde für Angriffe auf Pakistan genutzt und
bestätigte auch Mehsuds Tod nicht. Das Taliban-Verteidigungsministerium
beschuldigte Pakistan am Freitag, afghanischen Luftraum verletzt zu haben.
Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahed bestätigte „eine Explosion“ in
Kabul, ohne weitere Details zu nennen. Tolo zufolge habe der Angriff einem
SUV gegolten, der in Kabuls Stadtzentrum unterwegs gewesen sei. Danach sei
dort eine wichtige Straßenkreuzung gesperrt worden. Sicherheitskräfte
hätten Autos durchsucht. Ein anderes afghanisches Exilmedium sprach von
einem Angriff auf ein kleines Hotel, in dem Mehsud angeblich gewohnt habe.
## Regionaler Rivale
Die Ereignisse spielten sich während eines Besuches von
Taliban-Außenminister Amir Chan Mutaki bei Pakistans regionalem Rivalen
Indien ab. Dabei gab Delhi bekannt, es werde seine bisherige „technische
Vertretung“ in Kabul zu einer Botschaft hochstufen. [2][Damit nähert sich
auch Indien einer Anerkennung des Taliban-Regimes].
Sollte sich Pakistans Urheberschaft bestätigen, wäre dies sein erster
Luftangriff auf die afghanische Hauptstadt und zu vergleichen mit dem
US-Angriff, bei dem im Juli 2022 al-Kaida-Chef Ayman al-Zawahiri in Kabul
getötet wurde. Die Taliban beschuldigten auch die USA immer wieder, Drohnen
über Afghanistan fliegen zu lassen.
Wenige Stunden vor dem Luftschlag in Kabul griffen pakistanische Kampfjets
lokalen Berichten zufolge Ziele im Distrikt Barmal in der afghanischen
Südost-Provinz Paktika an und trafen dabei Wohnhäuser und einen Basar.
Berichte über Opfer liegen bisher nicht vor. Pakistan hatte bereits im
Januar angebliche TTP-Stellungen in Barmal angegriffen.
Die TTP ist Pakistans stärkste militante Bewegung. Sie verstärkte im
laufenden Jahr erneut ihre Angriffe. Die Anzahl von 600 von 2024 ist laut
unabhängigen Beobachtern bereits erreicht. Allein in den vergangenen vier
Wochen wurden etwa 30 pakistanische Soldaten getötet, die letzten elf in
der Nacht zum Freitag im Bezirk Khyber nahe der afghanischen Grenze. Von
den Taliban verlangte Pakistans Regierung mehrfach vergeblich die
Auslieferung der TTP-Führer. Diese behaupten, nur Flüchtlinge zu
beherbergen und keine militanten Aktionen zu unterstützen.
## Aufenthalt bis Jahresende
Pakistans Verteidigungsminister Khwaja Muhammad Asif erklärte jüngst im
Parlament, Islamabads Geduld mit „Terroristen und ihren Unterstützern“ sei
erschöpft. Der Dialog mit den Taliban habe die Gewalt nicht verringert.
Am späten Donnerstag postete er in sozialen Medien, alle afghanischen
Flüchtlinge müssten das Land verlassen. Man könne die wirtschaftlichen und
sicherheitspolitischen Kosten ihrer Aufnahme nicht länger tragen.
Das könnte auch die Situation jener etwa 2000 Afghan*innen weiter
verschärfen, die in Pakistan auf die Überprüfung ihrer Aufnahmezusagen
durch die dortige deutsche Botschaft warten und für die Pakistan nach
Angaben der Bundesregierung eine Aufenthaltsfrist bis Jahresende gewährt
hatte.
10 Oct 2025
## LINKS
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## AUTOREN
DIR Thomas Ruttig
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