# taz.de -- Studie über Sucht bei Tieren: Ist mein Hund spielsüchtig?
> Spielsucht ist eine Erkrankung. Um zu verstehen, wie sie entsteht, haben
> Forscherinnen aus Bern vierbeinige Ball-Junkies beobachtet.
IMG Bild: Handelt es sich um einen Ball-Junkie, der springt und bellt, wenn er ein Spielzeug sieht – und jault, wenn es weg ist?
Die Augen brennen, der Rücken schmerzt, seit Stunden wäre es Zeit, den
Rechner auszuschalten, aber eine Runde geht doch noch, oder? Süchtig machen
nicht nur Nikotin und Alkohol, sondern auch Verhaltensweisen, die ohne
Einnahme gesundheitlich bedenklicher Substanzen auskommen. Im Gegensatz zu
exzessivem Shopping oder Sport sind [1][Gaming- und Spielsucht als
Suchterkrankung anerkannt]. Wie und weshalb aber solche Verhaltensweisen
entstehen, darüber ist bisher vergleichsweise wenig bekannt.
Forscherinnen von der Universität Bern und der Veterinärmedizinischen
Universität Wien haben nun einen besonderen Ansatz gewählt, um etwas über
substanz-ungebundenen Abhängigkeiten zu erfahren: Sie haben den Spieltrieb
von Hunden untersucht. „Haushunde weisen viele komplexe Verhaltensmerkmale
auf, die sie mit uns Menschen teilen, und sie werden häufig als
Modellspezies verwendet, um zwanghaftes Verhalten, kognitives Altern, ADHS,
Neurotizismus und Autismus zu erforschen“, schreiben die Autorinnen. In der
Verhaltensforschung dienen Modelltiere dazu, Verhaltensweisen und ihren
Kontext zu studieren und die Erkenntnisse auf den Menschen oder andere
Tiere zu übertragen.
## Die Studie
Für die Studie, [2][die im Fachmagazin Scientific Report erschien], wurden
105 Hunde untersucht. 33 zeigten den Forscherinnen zufolge ein
suchtähnliches Verhalten. Darunter besonders prominent vertreten: Rassen
wie Terrier und Hütehunde, denen ein ausgeprägter Spieltrieb beim Arbeiten
zugutekommt. Ausgewählt wurden Hunde zwischen einem und zehn Jahren,
darunter viele laut Halter:innen mit einem extremen Spielverhalten.
Die Forscherinnen stellten die 105 Hunde vor Aufgaben und beobachteten sie.
Handelt es sich um einen Ball-Junkie, der springt und bellt, wenn er ein
Spielzeug sieht – und jault, wenn es weg ist? Und zeigen diese Ball-Junkies
Verhaltensweisen, die man beim Menschen als suchttypisch begreifen würde?
Vergessen sie etwa den vollen Napf, wenn das Spielzeug lockt. Fangen zu
winseln an, wenn das Spielzeug zwar in Sicht-, aber außer Maulweite bleibt.
Und wie gut können sie sich ohne Spielzeug beschäftigen? Ergänzend füllten
die Hundehalter:innen Fragebögen über ihre Haustiere aus.
## Was bringt's?
Dass Hunde eine Suchtkrankheit entwickeln, genau wie Menschen, solche
Schlüsse wollten die Forscher*innen anhand der Ergebnisse nicht ziehen.
Zu einer Sucht gehört immer nicht nur das Verhalten selbst, [3][sondern
auch schädliche Konsequenzen]. Das könnte etwa der Fall sein, wenn
exzessives Spielen die Gelenke und das Verhältnis zu den Halter:innen
belastet. Ob sich wirklich von spielsüchtigen Hunden reden lässt, dazu sei
weitere Forschung vonnöten. Die Wissenschaftler:innen schlagen als
einen nächsten Schritt Wolf-Forschung vor zur Frage, wo das „exzessive
Spielzeug-gerichtete Verhalten“ herkomme und welchen Nutzen es vielleicht
einmal hatte.
18 Oct 2025
## LINKS
DIR [1] /Kampf-gegen-Spielsucht/!6115170
DIR [2] https://www.nature.com/articles/s41598-025-18636-0
DIR [3] /Suchtmittel-in-Deutschland/!6062252
## AUTOREN
DIR Lino Wimmer
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