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       # taz.de -- Olympiaabstimmung in München: Der Preis des olympischen Zaubers
       
       > Olympische Spiele sind ein wahrhaft wunderbares Event für eine Stadt –
       > und teuer. Die deutschen Bewerber sollten sich endlich ehrlich machen.
       
   IMG Bild: Zweiter Anlauf: Die Olympischen Ringe vor den Sportstätten der Spiele 1972 in München
       
       Olympische Sommerspiele sind eine wunderbare Sache. Sie können einen ganz
       eigenen Zauber über die gastgebenden Städte legen. In lauen Sommernächten
       auf dem Weg durch die Stadt mit Olympiagästen aus Ländern ins Gespräch zu
       kommen, von denen man vielleicht einmal vor Jahren im Geografieunterricht
       gehört hat, kann den Horizont erweitern. Die zivile Armee der freiwilligen
       Helfer, die nimmermüde freundlich Auskünfte in den verschiedensten Sprachen
       geben, bereichern das – Achtung! – Stadtbild für zwei Wochen ungemein.
       
       Und auch wenn man keine Karte für einen Wettbewerb ergattern konnte,
       erschließt sich die Olympiastimmung beim Schlendern durch die Stadt von
       ganz alleine. Das immer noch omnipräsente Schwärmen über die Sommerspiele
       von Paris im vergangenen Jahr ist Ausweis dieser ganz speziellen
       olympischen Aura.
       
       Für die meisten Sportlerinnen und Sportler gibt es ohnehin nichts Größeres
       als die Spiele. Sie verschaffen ihnen die ganz große Bühne, die sie sonst
       nicht haben. Eine Fechterin kann zum Superstar werden, ein Wildwasserkanute
       zur besten Sendezeit zum Hingucker und die unwahrscheinliche
       Erfolgsgeschichte einer Ringerin kann die Welt zu Tränen rühren. Wer zum
       ersten Mal einen Gewichtheberwettkampf live in der Halle miterlebt, weil
       für die Leichtathletikwettbewerbe keine Karte mehr zu bekommen war, wird
       gewiss staunen über die jahrmarktreife Darstellung purer Menschenkraft auf
       einer Bühne.
       
       Ein Herzschlagfinale beim Marathon, ein irrwitzig langes Solo auf dem
       Rennrad oder ein perfekt ausgeführter Hüftwurf auf der Judomatte bilden die
       Schönheit des Sports ab. Die schiere Größe von Olympia sorgt dafür, dass
       auch Sportarten, die sonst ein Schattendasein im allgegenwärtigen
       Profifußball der Männer fristen, gefeiert werden.
       
       ## Wie viel darf’s denn kosten?
       
       Olympische Spiele sind ein wahrhaft fantastisches Sportfest. Ein solches in
       Zukunft auch mal in Deutschland erleben zu dürfen, wäre ein echtes
       Privileg. Es gibt da nur ein Problem – sie sind mit irrwitzigen Kosten
       verbunden. Das wissen auch die vier Bewerberregionen, die die Spiele so
       gerne nach Deutschland holen möchten.
       
       [1][Doch weder an Rhein und Ruhr, noch in Berlin oder Hamburg wird eine
       ehrliche Rechnung aufgemacht]. Auch in München, wo die Bürgerinnen und
       Bürger am Sonntag dazu aufgerufen sind, in einem Ratsbegehren darüber
       abzustimmen, [2][ob sich die Stadt für Olympische Spiele bewerben soll],
       drücken sich die Befürworter um die entscheidende Frage. Wie viel soll es
       der Stadtgesellschaft, dem Freistaat Bayern, dem Bund wert sein, ein
       zweiwöchiges Supersportfest zu holen?
       
       6,6 Milliarden Euro Steuergelder sind in [3][die Spiele von Paris]
       geflossen. Das kann man schockierend finden. Man kann auch der Meinung
       sein, dass sich der Einsatz von öffentlichen Mitteln für zwei Wochen
       Olympiazauber gelohnt hat. Aber in den Werbeflyer der Landeshauptstadt
       München, der den Wahlunterlagen für das Ratsbegehren beiliegt, einfach
       reinzuschreiben „die Kosten werden refinanziert“, das sollte sich
       verbieten. Was soll das auch heißen? Dass alle Rechnungen bezahlt werden?
       Das sollte ja wohl klar sein.
       
       Also liebe Olympiabewerber aus Deutschland, wie wäre es mit mehr
       Ehrlichkeit im Umgang mit den Kosten für Olympische Spiele? Die sind nicht
       nur, was die Geldbeträge angeht, enorm. Die Überwachungsfantasien, die bei
       Sportgroßereignissen von Innenpolitikern gerne ausgelebt werden, gehen auf
       Kosten der Bürgerrechte. Auch das gehört zu der Frage, die sich eine
       Gesellschaft stellen muss: Wie viel ist uns der olympische Zauber wert?
       
       26 Oct 2025
       
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