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       # taz.de -- Frauen an der Staatsspitze: Rechtspopulistische Politikerinnen lösen Männer ab
       
       > Immer mehr Frauen lenken die Geschicke ihrer Länder. Für den Feminismus
       > ist das allerdings kein Erfolg – im Gegenteil.
       
   IMG Bild: Eine der Hardlinerinnen: die neue japanische Premierministerin Sanae Takaichi, Tokyo, 24.10.2025
       
       Jetzt also auch Japan. [1][Seit einigen Tagen ist Sanae Takaichi
       Premierministerin und damit die erste Frau in dem Spitzenamt in dem
       asiatischen Land]. Damit reiht sich Takaichi ein in eine Riege weiblicher
       Führungen auf dem asiatischen Kontinent: Indien, Sri Lanka, Pakistan,
       Thailand, Indonesien, um nur einige zu nennen. Dort standen und stehen
       Frauen an der Spitze von Staaten und Parteien. Der entscheidende
       Unterschied zu Frauen in diesen Positionen in Europa ist, dass die
       asiatischen Spitzenfrauen häufig Töchter, Witwen, Schwestern früherer
       Amtsinhaber waren und in erster Linie wegen der Familienbande und somit
       eher qua Geburt an die Spitze katapultiert wurden: Indira Ghandi in Indien
       ist die Tochter des ersten Ministerpräsidenten Jawaharlal Nehru, die
       Indonesierin Megawati Sukarnoputri die Tochter des Staatsgründers Sukarno,
       Benazir Bhutto in Pakistan Tochter des einstigen Premierministers.
       
       Takaichi indes wurde von ihrer Partei, der Liberaldemokratischen Partei
       (LDP), gewählt. Sie gilt als rechtskonservativ und absolute Hardlinerin
       unter anderem in sozialpolitischen Fragen – und ergänzt damit gewissermaßen
       den Reigen rechtspopulistischer Frauen in Europa: [2][Giorgia Meloni in
       Italien], [3][Marine Le Pen in Frankreich], [4][Alice Weidel in
       Deutschland].
       
       Diese Frauen haben das erreicht, was Teile der Frauenbewegung
       jahrzehntelang gefordert hatten: Macht. Und das nicht nur aus
       Gleichstellungsgründen, immerhin ist die Hälfte der Weltbevölkerung
       weiblich. Sondern schlicht, um die Welt ein bisschen besser zu machen – mit
       einer Sozial- und Gleichstellungspolitik, die sich stärker an den
       Bedürfnissen von Frauen, Kindern, Alten, Schwächeren, Migrant:innen
       orientiert, die auf Equal Pay und gleiche Rechte für alle setzt. Einer
       Politik, die sich jenseits von (männlichem) Krieg, Rüstung,
       Profitmaximierung verortet.
       
       Doch [5][Meloni, Weidel, Le Pen und Co stehen genau dafür nicht]. Sie
       verkehren den feministischen Traum von Gleichstellung und nachhaltigem
       Leben ins Gegenteil. Sie stehen für Nationalismus, Rassismus, Misogynie,
       knallharte Migrationspolitik. Sie bedienen diese Felder teilweise sogar
       noch härter als ihre männlichen Kollegen und punkten auf eine Weise, die
       offensichtlich anschlussfähig ist: mit weiblichem Charme, einem an der
       Oberfläche einnehmendem Wesen, einer Kommunikation, die vermeintlich nicht
       auf Spaltung setzt. Das ist geschickt und wirkt selbst bei zahlreichen
       Frauen.
       
       Damit erledigen Frauen das Geschäft der Männer, die sich entspannt
       zurücklehnen können: Seht ihr, das mit dem Feminismus war eine Schnapsidee,
       selbst viele von euch wollen den nicht. Rechtspopulist:innen werden
       unterstützt von Frauen, die sich auf eine traditionelle Rolle als Hausfrau
       und Mutter besinnen. Die digital Affinen von ihnen performen im Netz als
       Tradwives. Kurz: Frauen verraten Frauen.
       
       Takaichis Vorbild ist Margaret Thatcher, erste Premierministerin
       Großbritanniens. Die „eiserne Lady“ hat eine Politik für Sozialabbau
       betrieben – perfekt gemacht für Autokrat:innen.
       
       25 Oct 2025
       
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