# taz.de -- Social Media: Boomer raus aus TikTok!
> Ein nicht ernst gemeinter Vorschlag verärgerte Boomer. Dabei wurde mal
> wieder klar: Einige von ihnen haben weniger Medienkompetenz als manche
> Kinder.
IMG Bild: Sollte es für TikTok ein Höchstalter geben?
Sie sind über 60? Dann dürfen Sie jetzt leider kein Instagram mehr
verwenden. Auch TikTok ist für Sie ab jetzt tabu. Sie könnten die
Plattformen falsch benutzen und KI-generierte Inhalte falsch verstehen.
Als der 25-jährige Influencer Levi Penell [1][das bei „Hart aber fair“
forderte,] war die Aufregung groß. Die Boulevardpresse brachte die
unmögliche Forderung des Influencers auf ihren Titelseiten, und der ein
oder andere Boomer fühlte sich wirklich angegriffen.
Dabei hatte die Forderung einen ernsten Hintergrund: In derselben Talkshow
wurde nämlich über ein [2][Social-Media-Verbot für unter 16-Jährige
diskutiert]. Und im Gegensatz zu Penell meinten die Politiker*innen
den Vorschlag ernst.
TikTok und Instagram sollen also erst ab 16 erlaubt sein, wenn es nach
Carsten Linnemann (CDU) geht. Weil sich die Welt offenbar zu schnell
verändert und die Folgen für Jugendliche scheinbar außer Kontrolle geraten,
muss aus seiner Sicht ein Verbot her. Dass Levi Penell diese absurde
Forderung mit seinem Social-Media-Verbot ab 60 konterte, ist deshalb so
genial, weil es die Hilflosigkeit des Politikers auf den Punkt bringt.
## Wie würde so ein Verbot funktionieren?
Was Linnemann und seine CDU-Freund*innen da wollen, ist aus mehreren
Gründen gefährlich:
Erstens bewirkt es das Gegenteil von dem, was es soll. Junge Menschen
haben, so der Vorschlag Erfolg hätte, bis zum 16. Lebensjahr überhaupt
keinen Zugang zu sozialen Medien. Was aber passiert, wenn sie 16 sind?
Überschwemmt der Inhalt auf den sozialen Medien sie dann wie ein Tsunami?
[3][Wer glaubt denn wirklich, dass junge Menschen so auch nur ansatzweise
Medienkompetenz entwickeln können?] Wer glaubt, man könnte Inhalte aus
sozialen Medien steril hinter eine digitale Barriere packen, versteht
offenbar nicht, wie das Internet funktioniert.
Das wahrscheinlichere Szenario ist nämlich ein anderes. Inhalte aus
sozialen Medien landen mittlerweile regelmäßig auf anderen Plattformen.
Sind Internetforen dann auch verboten für unter 16-Jährige? Wie sieht es
mit Nachrichten aus? Darf ich als 16-jähriger Bengel das Meme, das ich auf
Instagram gesehen habe, in die Whatsapp-Gruppe posten, wo auch jüngere
Freunde sind?
Hält denn tatsächlich irgendwer es für realistisch, dass solche
Altersgrenzen real eingehalten werden? Und wenn nicht, was passiert dann?
Sagen wir dann bei jedem zukünftigen Problem mit Jugendlichen, das auf
Inhalte auf sozialen Medien zurückzuführen ist: „Na ja, die dürften es ja
eh nicht sehen“?
## Solche Beschränkungen könnten niemals Bestand haben
Und, zu guter Letzt, wissen wir eigentlich genau, wie gut sogenannte
Alterssperren im Internet funktionieren? Schätzungen zufolge kommen
Jugendliche hierzulande mit 13 Jahren das erste Mal mit Internetpornografie
in Berührung. Die aber ist erst ab 18 erlaubt.
Im Gegensatz zu „Social Media“ ist relativ gut abgrenzbar, was
pornografisch ist und was nicht. Wenn man als Politiker überzeugt wäre, man
könnte durch Altersbeschränkungen Jugendlichen Inhalte im Internet effektiv
vorenthalten, sollte man bei Pornoseiten anfangen.
Andernfalls erscheinen diese Forderungen als das, was sie sind:
Scheinlösungen, um sich nicht mit der wirklich substanziellen Frage
auseinandersetzen zu müssen. Nämlich der, wie wir Teilhabe für Kinder und
Jugendliche erreichen in einer Welt, die auf dem Internet basiert.
Schade nur, dass die wenigsten Boomer die Forderung von Penell als
überspitzte Reaktion verstanden haben. Die meisten unter 16-Jährigen
dagegen haben kapiert, was Penell sagen will. Wer hat da wohl mehr
Medienkompetenz?
26 Oct 2025
## LINKS
DIR [1] https://www.sueddeutsche.de/medien/tiktok-levi-penell-hart-aber-fair-bild-li.3325509?reduced=true
DIR [2] /Social-Media-Verbot/!6092782
DIR [3] /Nutzung-von-Onlineplattformen/!6093105
## AUTOREN
DIR Elya Maurice Conrad
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