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       # taz.de -- Trump will Ukrainekrieg beenden: Nur eine drohende Niederlage zwingt Putin zu Zugeständnissen
       
       > Wer angesichts Putins Vorgehen noch glaubt, mit ihm verhandeln zu können,
       > lebt in einer Parallelwelt oder ist naiv. Doch die EU hadert weiter.
       
   IMG Bild: Russlands Angriffe auf die Ukraine hören nicht auf, Kiew, 2025
       
       Es hätte schön werden können, ein [1][weiteres Treffen zwischen
       US-Präsident Donald Trump und Kremlchef Wladimir Putin], noch dazu in der
       ungarischen Hauptstadt Budapest. Eine Win-win-Situation für alle
       Beteiligten: Friedenstifter Trump, der sich auf gutem Weg wähnt, den
       nächsten Krieg zu beenden; Putin, der erneut diplomatisch punktet, sowie
       Gastgeber Viktor Orbán.
       
       Ungarns Regierungschef schert sich nicht darum, dass gegen seinen Freund
       Putin ein Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofes (IStGH)
       vorliegt. Immerhin hätte Orbán Schützenhilfe von Bulgarien bekommen. Sofia
       werde für den Staatsgast aus Moskau seinen Luftraum öffnen, hieß es. Wenn
       es darum geht, die Spaltung innerhalb der EU zu demonstrieren, ist das
       Klassenziel wieder erreicht.
       
       Doch aus dem Tête-à-Tête wird nichts, zumindest nicht jetzt. Trump zieht
       den Stecker. Ist der Grund sein angekratztes Ego oder vielleicht doch die
       Furcht vor einem Alaska 2.0? Bei dem bilateralen Gipfel im vergangenen
       August wurden zwar viele Fotos produziert, aber keine konkreten Ergebnisse.
       
       „Trumps Friedenshoffnungen werden wie Budapester Salami zerschnitten“,
       übertitelt die polnische Stiftung Res Publica einen Beitrag auf ihrer
       Webseite Visegrad Insight. Die Anspielung auf die „Salamitaktik“ – den
       Begriff führte der stalinistische Generalsekretär der ungarischen KP,
       Mátyás Rákosi, häufig im Munde – trifft ins Schwarze. Geht es doch darum,
       bei Verhandlungen in kleinen Schritten Zugeständnisse von der Gegenpartei
       zu erreichen.
       
       ## Immer dieselben Argumente
       
       Diese Klaviatur [2][weiß Wladimir Putin meisterhaft zu bespielen], wie auch
       sein langjähriger Außenminister Sergei Lawrow. Das Bestechende ist, dass
       der Kreml nie versucht hat, seine Absichten zu verschleiern: Die
       Auslöschung der Ukraine als Staat (ein bedauerlicher historischer Irrtum)
       sowie der ukrainischen Nation, die es gar nicht gibt, lautet das Narrativ.
       Alles Ukrainische gilt es zu tilgen – Kultur, Sprache und Identität.
       
       Anschauungsmaterial, um diese Ziele umzusetzen, gibt es zuhauf. An
       Widersprüchen, Absurditäten und Fake News mangelt es nicht.
       Gebetsmühlenartig wiederholt Moskau als Grund für seinen vollumfänglichen
       Angriffskrieg gegen die Ukraine, dass die Nato immer näher an Russland
       herangerückt sei. Als Finnland 2022 ankündigte, dem Bündnis beizutreten,
       und das 2023 auch tat, gab Putin zu Protokoll, kein Problem zu haben.
       Russlands Kampf gegen die Faschisten in der Ukraine? Bei der Parlamentswahl
       2019 kamen nationalistische, rechtsradikale Parteien im Verbund auf 2,16
       Prozent der Stimmen.
       
       Unterdessen werden in der Ukraine Fakten geschaffen. Mitte dieser Woche
       überzogen russische Streitkräfte das Nachbarland erneut mit
       flächendeckenden Angriffen, die sich – passend zur kalten Jahreszeit – vor
       allem auch gegen die kritische Infrastruktur richteten. In von Russland
       besetzten ukrainischen Regionen verschwinden widerständige
       Ukrainer*innen in Gefängnissen. Ukrainischen, nach Russland deportierten
       Kindern wird ihre Identität mit brachialen Umerziehungsmethoden
       ausgetrieben.
       
       Wer angesichts dieser Barbarei noch glaubt, mit Putin verhandeln zu können,
       lebt entweder in einer Parallelwelt, ist ignorant oder naiv. Warum sollte
       sich der Kremlchef, der offensichtlich auf Zeit spielt, auf ein Einfrieren
       der aktuellen Frontlinie einlassen? Auch die Übergabe von Teilen des
       Donbass im Osten der Ukraine, an deren Eroberung sich die russische Armee
       bislang erfolglos abarbeitet, ist keine Petitesse.
       
       Würden diese Gebiete Putin auf dem Silbertablett präsentiert, wäre dies
       nichts weniger als eine Einladung, spätestens in wenigen Jahren weiter
       westwärts vorzustoßen – in Richtung Charkiw und Dnipro. Auf diesen Handel
       will und wird sich Kyjiw nicht einlassen – zu Recht. Denn es käme in der
       Ukraine auch zu innenpolitischen Verwerfungen, deren Ausmaß nicht absehbar
       ist.
       
       ## Wer sich auf ihn verlässt, ist verlassen
       
       Eine drohende Niederlage im Krieg gegen die Ukraine wäre vielleicht das
       einzige Szenario, das Putin an den Verhandlungstisch brächte. Ob [3][Trump
       diese Realität zur Kenntnis nimmt und Konsequenzen daraus zieht], darf
       bezweifelt werden. Wer sich auf ihn verlässt, ist verlassen. Das weiß auch
       der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, macht aber trotzdem gute
       Miene zum bösen Spiel.
       
       Und die EU? Hadern und Zaudern weiter. Am Donnerstag dieser Woche [4][wurde
       das 19. (!) Sanktionspaket gegen Russland beschlossen]. Die Nutzung
       eingefrorener russischer Vermögen für die Ukraine ist auf Dezember vertagt.
       Dabei ist vielen europäischen Politiker*innen eigentlich klar, dass es
       längst nicht mehr nur um die Ukraine geht. Sondern um eine Bedrohung für
       den gesamten europäischen Kontinent. Die Zeitbombe tickt, aber wir warten.
       Worauf?
       
       24 Oct 2025
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Barbara Oertel
       
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