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       # taz.de -- Suhrkamp-Empfang auf der Buchmesse: Das Unglück zurückschlagen
       
       > Bangemachen gilt auf der Frankfurter Buchmesse nicht – auch nicht beim
       > neuen Suhrkamp-Kritikerempfang.
       
   IMG Bild: Gut gelaunt: Dorothee Elminer, die Gewinnerin des Deutschen Buchpreises, während eines Interviews auf der Frankfurter Buchmesse
       
       Der ikonische Satz dieser Messe fiel noch in ihrem Vorfeld. „Das Unglück
       muss zurückgeschlagen werden“, zitierte die Schriftstellerin Dorothee
       Elmiger den Titel eines [1][Tocotronic-Songs], als sie am Montag im
       Frankfurter Römer den Deutschen Buchpreis gewann. Ein selbstverständlicher
       Trotz liegt in diesem Satz. [2][Bangemachen gilt nicht, trotz der Krisen]
       dieser Welt und auch trotz der Notwendigkeit, dass viele Buchverlage
       derzeit gut haushalten müssen. Was sich an den Abenden dieser Messe zeigte.
       
       Kaum Partys großer Verlage, die Büfetts dürftig. Immerhin, die Möglichkeit,
       das Unglück zurückzuschlagen, gibt es mit [3][Elmigers Roman „Die
       Holländerinnen“] tatsächlich. Zunächst war das Buch nicht lieferbar, denn
       es gibt zu alledem auch noch eine Buchdruckkrise. Doch Hanser-Verleger Jo
       Lendle kann es dann versichern: 100.000 Exemplare des Romans werden nun
       gedruckt und in den Handel kommen.
       
       Längst gibt es Vorbestellungen in dieser Höhe. Und man meinte es am
       Messestand des Verlages zu spüren: In ganz Deutschland werden sich jetzt
       die ambitionierten Buchhandlungen ins Zeug legen, das lohnende, aber auch
       nicht leichte Buch an Leserinnen und Leser zu bringen.
       
       Als Symbol einer Buchbranche zwischen Weitermachen und Neuanfang, Anknüpfen
       an Traditionen und Anpassung an sich verändernde Gegebenheiten könnte man
       den Kritikerempfang des Suhrkamp-Verlages nehmen. Die Villa des
       [4][Suhrkamp-Patriarchen Siegfried Unseld], in der er ein halbes
       Jahrhundert lang stattfand, ist inzwischen verkauft. Dennoch will der
       längst in Berlin ansässige Verlag seine Frankfurter Wurzeln pflegen.
       
       ## Pure Vernunft darf niemals siegen
       
       Als neues Domizil des Kritikerempfangs wurde nun also am traditionellen
       Termin – Messemittwoch 17 Uhr – das Holzhausenschlösschen präsentiert. Als
       man darauf zusteuerte, erschrak man erst: Von außen sieht das Gebäude
       Suhrkamp-untypisch irgendwie schnuckelig adelig aus, Schlösschen halt, mit
       Burggraben drumherum. Innen war es dann aber recht sachlich schlicht, viel
       Weiß, im großen Raum die Anmutung einer skandinavischen Kirche, in der Höhe
       eine lange Reihe edition suhrkamp in ihren Regenbogenfarben dezent und
       zugleich wirkungsvoll drapiert.
       
       Die Aura der Klettenbergstraße ist zwar unwiederbringlich dahin, keine
       knarrenden Sofas, auf denen schon Beckett saß, kein Warhol-Goethe an der
       Wand, aber die neue Location ist dann doch halt ein guter Ort, um sich
       auszutauschen und dabei das Gefühl abzuholen, dass es in der Branche, allen
       Widrigkeiten zum Trotz, immer noch viele kluge, engagierte Menschen gibt,
       die Bücher schreiben, verlegen und lesen wollen.
       
       Klingt ein bisschen kitschig vielleicht, ist aber wirklich so.
       
       19 Oct 2025
       
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