# taz.de -- Frankreich: Lecornu setzt umstrittene Rentenreform aus
> Frankreichs liberaler Premier Lecornu stoppt die Anhebung des
> Rentenalters bis mindestens 2028. Die Sozialisten hatten das zur
> Bedingung für ihr Vertrauen gemacht.
IMG Bild: Der französische Premier Sébastien Lecornu im Parlament
Paris dpa | Frankreichs Regierungschef Sébastien Lecornu setzt die
umstrittene Rentenreform von Präsident Emmanuel Macron aus und geht damit
in der politischen Krise einen Schritt auf die Opposition zu. Wie Lecornu
in seiner Regierungserklärung ankündigte, werde die Anhebung des
Renteneintrittsalters auf 64 Jahre bis Januar 2028 ausgesetzt. „Diese
Aussetzung soll das notwendige Vertrauen schaffen, um neue Lösungen zu
entwickeln“, sagte Lecornu vor den Abgeordneten der Nationalversammlung in
Paris.
Mit der Ankündigung steigen die Chancen des Premiers, ein Misstrauensvotum
zu überstehen, über das am Donnerstag im Parlament abgestimmt wird.
## Misstrauensantrag der Sozialisten droht
Frankreichs Linkspartei und die nationale Rechte hatten bereits [1][vor der
Regierungserklärung zwei Misstrauensanträge gestellt] und angekündigt, die
Regierung auf jeden Fall stürzen zu wollen. Das rechte Rassemblement
National (RN) hatte zudem gesagt, auch für den Antrag der Linkspartei zu
stimmen.
Die Sozialisten machten eine Duldung der neuen Regierung unterdessen davon
abhängig, ob Lecornu in seiner Regierungserklärung ein Aussetzen der
umstrittenen Rentenreform ankündigt. Dies ließen die Sozialisten 40 Minuten
vor Beginn von Lecornus Rede in einer Erklärung wissen.
## Reform löste Massenproteste aus
Die im Frühjahr 2023 ohne Abstimmung [2][durchs Parlament durchgebrachte
Rentenreform] hatte in Frankreich zu monatelangen Massenprotesten geführt.
Begründet wurde das Schlüsselvorhaben von Macrons zweiter Amtszeit mit
einem Loch in der Rentenkasse.
Lecornu rief nun zu einer erneuten Debatte über ein Reformieren des
Rentensystems auf. Das System müsse dabei aber langfristig im Gleichgewicht
bleiben und dürfe das [3][ohnehin schon hohe staatliche Defizit
Frankreichs] nicht erhöhen. „Die Kosten des Rentensystems belaufen sich auf
400 Millionen Euro im Jahr 2026 und 1,8 Milliarden Euro im Jahr 2027. Diese
Aussetzung wird letztlich 3,5 Millionen Franzosen zugutekommen. Sie muss
daher finanziell ausgeglichen werden, auch durch Einsparmaßnahmen.“
14 Oct 2025
## LINKS
DIR [1] /Regierungsbildung-in-der-Sackgasse/!6119148
DIR [2] /Rentenreform-in-Frankreich/!5917318
DIR [3] /Regierungskrise-in-Frankreich/!6116303
## TAGS
DIR Schwerpunkt Frankreich
DIR Schwerpunkt Emmanuel Macron
DIR Sébastien Lecornu
DIR Rente
DIR Sébastien Lecornu
DIR Michel Barnier
DIR Schwerpunkt Frankreich
DIR Sébastien Lecornu
## ARTIKEL ZUM THEMA
DIR Lecornu verschiebt Rentenreform auf 2028: Warum nicht gleich so?
Dass Macron die Verschiebung seiner Rentenpläne zulässt, kommt politischer
Selbstverleugnung gleich. Und zeigt: Das Chaos wäre vermeidbar gewesen.
DIR Regierungsbildung in Frankreich: Ein Kabinett der letzten Chance
Frankreich hat wieder eine Regierung, doch die Opposition möchte sie so
schnell wie möglich wieder stürzen.
DIR Regierungsbildung in Frankreich: Selbst Lecornu will nicht „irgendwas“ machen
Selbst bisherige Regierungsparteien legen sich quer bei Premier Lecornus
Versuch, ein Ministerkabinett zu bilden. Der spricht von erneutem Abgang.
DIR Neuer alter Premier Lecornu: Macrons Grüße aus dem Elfenbeinturm
Das Festhalten des französischen Präsidenten an seinem Premier zeigt: Ein
baldiges Ende der politischen Krise ist nicht in Sicht – im Gegenteil.