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       # taz.de -- Demo gegen Wehrpflicht: Keine Verfügungsmasse
       
       > Bevor im Bundestag die ersten Beratungen zum neuen Wehrdienstgesetz
       > beginnen, formiert sich vor dem Reichtagsgebäude Protest.
       
   IMG Bild: Uneinigkeit in der Koalition, Unmut vor dem Gebäude
       
       Am Donnerstagmorgen finden sich verschiedene Bündnisse am Platz der
       Republik zusammen, um vor dem Bundestagsgebäude gegen die Einführung einer
       Wehrpflicht zu demonstrieren. Drinnen soll an diesem Tag zum ersten Mal
       über [1][das neue Wehrdienstgesetz] beraten werden.
       
       Der Gesetzentwurf von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) sieht
       Musterungen und Fragebögen vor, die zumindest für junge Männer
       verpflichtend sein sollen. [2][Der CDU geht der Entwurf nicht weit genug],
       sie fordert, dass im Zweifel auch der tatsächliche Dienst für einige junge
       Menschen verpflichtend werden müsse, nicht nur die Musterung. Einig sind
       sich die Koalitionspartner zumindest darin: Es brauche dringend einen
       Aufwuchs der deutschen Streitkräfte.
       
       Anders sieht das Michael Schulze von Glaßer von der [3][Deutschen
       Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen] (DFG-VK): „In
       letzter Zeit melden sich immer öfter Jugendliche und Eltern bei uns, die
       über die Einführung einer Wehrpflicht besorgt sind“, sagt er der taz. Die
       DFG-VK hat heute zu einer Protestaktion unter dem Namen „Wehrdienst
       schreddern!“ aufgerufen, bei der sich auch Redner*innen der Linksjugend,
       der Jusos und von Greenpeace beteiligen.
       
       Anders als in der Regierungskoalition ist man sich hier einig: Aufrüstung
       werde nicht zu mehr Sicherheit führen, sondern zu Wettrüsten und
       Militarisierung der Gesellschaft. Sie fordern: Statt auf Rüstungsspiralen
       müsse man auf zivile Konfliktbearbeitung setzen, um internationale
       Auseinandersetzungen zu lösen. Um dieser Forderung Ausdruck zu verleihen,
       wird am Ende der Kungebung ein Ausdruck des Gesetzestextes in einem großen
       Häcksler geschreddert.
       
       ## Jugend als Verfügungsmasse 
       
       Nur wenige hundert Meter weiter versammeln sich etwa ein Dutzend junge
       Menschen, um mit einer Performance unter dem Slogan [4][„Generation
       Machtlos!“] auf die mangelnden politischen Mitbestimmungsmöglichkeiten der
       Jugend aufmerksam zu machen.
       
       Als Symbol dafür tragen die Demonstrierenden weiße Anzüge, ihre Münder sind
       mit schwarzem Klebeband abgeklebt. Sie stehen stramm in einer Reihe und
       lassen sich im Stil eines militärischen Drills mit Exerzierkommandos
       zubrüllen, bevor sie sich der Fremdbestimmung widersetzen und sich das
       Klebeband abreißen.
       
       „Wenn verhandelt werden würde, dass ältere Menschen jetzt verpfllichtet
       werden sollen, wäre der Aufschrei riesig“, sagt Simon Marian Hoffmann zur
       taz. Er ist Initiator der Demonstration und setzt sich für die Einführung
       eines Deutschen Jugendrats ein, durch den Jugendliche sich an
       Entscheidungen im Bundestag beteiligen können sollen.
       
       Es brauche unbedingt Strukturen, durch die sich junge Menschen an Fragen
       rund um Bildung, Klima, Rente und Militär beteiligen können, statt der
       Politik nur als Verfügungsmasse zur Verfügung zu stehen, so Hoffmann.
       Ansonsten werde die Demokratie ihren eigenen Ansprüchen nicht gerecht.
       
       16 Oct 2025
       
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