# taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Russische Angriffe auf ukrainische Energie-Infrastruktur
> In der Nacht zu Donnerstag griff Russland die Ukraine mit mit über 300
> Drohnen und 37 Raketen an. Eine Gasproduktionsanlage im Gebiet Poltawa
> wurde lahmgelegt.
IMG Bild: Nach einem russischen Drohnenangriffs in Nischyn, Gebiet Tschernihiw, 16. Oktober 2025
## Russischer Angriff mit über 300 Drohnen und 37 Raketen
Die Ukraine meldet erneut einen massiven russischen Luftangriff. Russland
habe in der Nacht mit mehr als 300 Drohnen und 37 Raketen angegriffen,
teilt Präsident Wolodymyr Selenskyj mit. „Die Russen nutzen in diesem
Herbst jeden einzelnen Tag, um unsere Energie-Infrastruktur anzugreifen“,
schreibt Selenskyj auf der Online-Plattform X. Mit Beginn der kalten
Jahreszeit hat Russland seine Angriffe auf die ukrainische
Energieversorgung wie in den vorherigen Kriegsjahren wieder verstärkt.
Ein russischer Angriff hat in der Nacht den Betrieb von
Gasproduktionsanlagen des ukrainischen Energieversorgers DTEK in der
zentralen Region Poltawa lahmgelegt. Dies teilt das Unternehmen auf dem
Kurznachrichtendienst Telegram mit. Russland habe die Energie-Infrastruktur
mit Drohnen und Raketen attackiert. Das russische Militär hat zu Beginn der
Heizperiode wie schon in den vergangenen Kriegsjahren wieder verstärkt die
ukrainische Energie-Infrastruktur ins Visier genommen. Auch in der
Millionenstadt Charkiw gab es Angriffe auf die Energie-Infrastruktur. Dabei
wurden auch Menschen verletzt.
Am Abend wurden in der Ukraine landesweit Notfallstromabschaltungen
angeordnet. „Der Grund für die eingeführten Einschränkungen sind die Folgen
der vorherigen russischen Angriffe auf die Energieinfrastruktur“, teilte
das Energieministerium in Kiew via Telegram mit. Am späten Abend wurden
nach Angaben des Stromversorgers DTEK die Beschränkungen zumindest für
Kiew, die Umgebung der Hauptstadt und die Regionen Dnipropetrowsk und
Odessa wieder aufgehoben.
Für die Bevölkerung sind die Attacken auf Energieanlagen auch wegen des
näher rückenden Winters problematisch. In weiten Teilen der Ukraine sinken
die Temperaturen in der Nacht bereits jetzt in den unteren einstelligen
Bereich. (rtr/dpa/taz)
## Trump: Indien will kein Öl mehr aus Russland kaufen
Trumps Strategie, Druck auf Handelspartner Russlands auszuüben, zeigt nach
seinen Worten Wirkung. So wolle Indien künftig kein Öl mehr aus Russland
beziehen und damit der Forderung Washingtons nachgeben, sagte der
US-Präsident. Das habe ihm der indische Premierminister Narendra Modi
versichert.
[1][Die USA hatten Indien im August mit Strafzöllen belegt], weil das Land
Energiehandel mit Russland betreibt. Die USA wollen diesen stoppen, um
Russland wirtschaftlich zu schwächen und damit die Finanzierung des Kriegs
in der Ukraine zu erschweren. Öl- und Gasexporte sind für Russland eine
immens wichtige Einnahmequelle.
Aus Indien gab es zunächst keine Reaktion auf Trumps Darstellung. Der
Republikaner sagte, nun müsse China dazu gebracht werden, dasselbe zu tun.
(dpa)
## Trump: Japan soll Energie-Importe aus Russland einstellen
Die USA haben Japan aufgefordert, seine Importe russischer Energie
vollständig einzustellen. Dies teilt US-Finanzminister Scott Bessent am
Mittwoch nach einem Treffen mit seinem japanischen Kollegen Katsunobu Kato
auf der Online-Plattform X mit. „Minister Kato und ich haben auch wichtige
Fragen der Wirtschaftsbeziehungen zwischen den USA und Japan und die
Erwartung der Regierung besprochen, dass Japan die Einfuhr russischer
Energie einstellt.“ Bessent und Kato haben sich am Rande der Jahrestagung
des Internationalen Währungsfonds sowie der Treffen der G7- und
G20-Finanzminister in Washington getroffen. (rtr)
## Vor Treffen mit Trump: Selenskyj erhält neue Rüstungszusagen
Kurz vor seinem Treffen mit US-Präsident Donald Trump in Washington am
Freitag erhält der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Zusagen von
europäischen Verbündeten für noch mehr Rüstungshilfe. Das kündigten
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius und sein britischer Kollege
John Healey beim Treffen der Ressortchefs der Nato-Staaten in Brüssel an.
US-Verteidigungsminister Pete Hegseth erhöhte den Druck auf den Kreml und
drohte, den Krieg für Russland richtig teuer zu machen. Russland griff auch
in der Nacht wieder Ziele in der Ukraine an.
Am Freitag will Selenskyj im Weißen Haus von Trump [2][die Freigabe für den
Verkauf von Tomahawk-Marschflugkörpern] an sein Land bekommen, die eine
Reichweite von rund 2.500 Kilometern haben. Finanziert werden könnte der
Deal durch Nato-Partner.
[3][Der Kreml warnte die US-Regierung nachdrücklich] vor einer solchen
Lieferung. Russlands Ex-Präsident und Sicherheitsrats-Vizechef Dmitri
Medwedew deutete gar eine mögliche Gegenreaktion mit Atomwaffen an.
Vor dem Gespräch mit Trump zeigte sich Selenskyj optimistisch. Ihr Treffen
könne wirklich dazu beitragen, den Krieg zu beenden, sagte er in seiner
abendlichen Videobotschaft. „Nur die Vereinigten Staaten können einen
solchen globalen Einfluss ausüben, und wir tun alles, um sicherzustellen,
dass andere Länder weltweit uns dabei unterstützen.“ Die Tagesordnung des
Termins in Washington sei vielversprechend. „Wir haben unseren Teil der
Hausaufgaben vor dem Treffen mit Präsident Trump gemacht – sowohl den
militärischen als auch den wirtschaftlichen“, versicherte Selenskyj.
Eine ukrainische Delegation in den USA habe das Gespräch mit Trump
vorbereitet, es habe auch Treffen mit US-amerikanischen Rüstungs- und
Energieunternehmen gegeben. Sowohl Patriot-Flugabwehrsysteme als auch
Tomahawk-Marschflugkörper seien geeignet dazu, „ein dauerhaftes Fundament
für einen Frieden zu legen“, schloss Selenskyj seine Ansprache.
Sein bevorstehendes Gespräch mit Trump im Oval Office weckt Erinnerungen an
einen beispiellosen Eklat im Februar. Vor laufenden Kameras hatten der
US-Präsident und sein Vize JD Vance den ukrainischen Staatschef damals
brüsk zurechtgewiesen – Selenskyj reiste danach früher ab als geplant. Am
18. August trafen sich die beiden Staatsoberhäupter dann erneut im Weißen
Haus – in deutlich entspannterer Atmosphäre. In den vergangenen Wochen
machte Trump zudem mehrmals seinen Unmut über die anhaltende Kriegsführung
Russlands deutlich.
Pentagon-Chef Hegseth sagte nun, falls es nicht bald Frieden gebe, würden
die Vereinigten Staaten gemeinsam mit ihren Verbündeten die notwendigen
Schritte unternehmen, um den Krieg für Russland richtig teuer zu machen.
Die Kosten für die andauernden Aggressionen Moskaus gegen Kiew müssten
erhöht werden. Zuvor hatte Hegseth gesagt, dass er künftig mit mehr
„Feuerkraft“ der Nato rechne.
Ähnlich wie Selenskyj betonte auch er, dass Frieden erreicht werden könne,
indem man „stark“ sei. Außerdem verwies Hegseth darauf, dass europäische
Länder mittlerweile US-Waffen zur Verteidigung im Ukraine-Krieg kauften.
(dpa)
## EU-Drohnenabwehr soll bis Ende 2026 starten
Die EU-Staaten sollen nach dem Willen der Europäischen Kommission bis Ende
des kommenden Jahres erhebliche Fortschritte bei der Drohnenabwehr
erzielen. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur sehen
Aufrüstungspläne der Brüsseler Behörde vor, dass die Staats- und
Regierungschefs noch in diesem Jahr eine entsprechende Initiative billigen,
die vor allem vor russischen Drohnen schützen soll. Danach könnte die
gemeinsame Beschaffung von Überwachungssystemen und Abwehrtechnik beginnen.
Erste Teile des Systems sollen dann bereits bis Ende 2026 einsatzfähig
sein, das gesamte bis Ende 2027.
„Die jüngsten wiederholten Verletzungen des Luftraums von
EU-Mitgliedstaaten haben die Dringlichkeit verdeutlicht, eine flexible,
reaktionsschnelle und moderne europäische Fähigkeit zur Abwehr unbemannter
Luftfahrzeuge zu schaffen“, heißt es in dem Fahrplan, der heute von der
EU-Außenbeauftragten Kaja Kallas und EU-Verteidigungsindustriekommissar
Andrius Kubilius vorgestellt werden soll.
Ziel ist demnach, ein mehrschichtiges Hightech-System mit Fähigkeiten zur
Erkennung, Verfolgung und Neutralisierung feindlicher Drohnen aufzubauen,
das auch in der Lage ist, mittels eigener Drohnentechnik präzise Schläge
gegen Bodenziele auszuführen. Wichtig ist den Planern darüber hinaus, dass
es in enger Zusammenarbeit mit der Nato und geografisch offen entwickelt
wird.
Zur Begründung für diesen 360-Grad-Ansatz in alle Himmelsrichtungen heißt
es, die östlichen EU-Mitgliedstaaten an der Grenze zu Russland und Belarus
seien zwar der größten unmittelbaren Bedrohung ausgesetzt. Die jüngsten
Zwischenfälle hätten allerdings gezeigt, dass jedes Land betroffen sein
könne. So war wegen der Sichtung unbemannter Flugkörper in den vergangenen
Wochen unter anderem in Dänemark und Deutschland wiederholt Alarm an
zivilen und militärischen Flughäfen ausgelöst worden. Zeitweise musste
deswegen sogar der Flugverkehr eingestellt werden.
Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass Drohnen nicht zwingend direkt aus
Russland kommen müssen, soll künftig auch nicht mehr von einem geplanten
„Drohnenwall“ gesprochen werden, sondern neutral von der „European Drone
Defence Initiative“. (dpa)
## Deutschland will Führung bei Luftverteidigungsprojekt
Neben der Drohnenabwehr-Initiative sollen an diesem Donnerstag noch mehrere
andere Aufrüstungsprojekte präsentiert werden. Dazu gehören die sogenannte
„Eastern Flank Watch“ zur Verbesserung der Verteidigungsfähigkeiten der
östlichen EU-Mitgliedstaaten, das „European Air Shield“ zur Stärkung der
EU-Luftverteidigung und das „European Defence Space Shield“, um den Schutz
europäischer Satelliten sicherzustellen.
Deutschland will nach Angaben von Verteidigungsminister Boris Pistorius die
Führung beim geplanten „European Air Shield“ übernehmen. Nach Informationen
der Deutschen Presse-Agentur geht es dabei darum, EU-Programme zu nutzen,
um ein über Ländergrenzen hinweg vernetztes, mehrstufiges Flugabwehrsystem
einschließlich der erforderlichen Sensorik aufzubauen. Es soll gegen das
gesamte Spektrum von Bedrohungen aus der Luft schützen und nahtlos mit dem
Führungs- und Kontrollsystem der Nato zusammenarbeiten können.
Zudem kündigte Pistorius an, [4][dass Deutschland in den nächsten Jahren
zehn Milliarden Euro in Drohnen investieren werde]. Es gehe um alle Arten
von unbemannten Luftfahrzeugen, also auch um Angriffsdrohnen, erklärte der
SPD-Politiker. Offen ließ er zunächst, ob die Bundesrepublik die
Vorstellungen der EU-Kommission für Beschaffungsquoten unterstützt. So will
die Behörde vorschlagen, dass bis Ende 2027 mindestens 40 Prozent der
Verteidigungsgüterbeschaffung gemeinschaftlich organisiert wird.
Eine Rahmenvereinbarung für eine massive Aufrüstung hatten die EU-Staaten
bereits im März erzielt. Bei einem Gipfeltreffen entschieden die Staats-
und Regierungschefs, alles daranzusetzen, um Europas
Verteidigungsbereitschaft in den nächsten fünf Jahren entscheidend zu
stärken. Dies soll Russland davor abschrecken, nach der Ukraine
möglicherweise auch noch einen EU-Staat anzugreifen. Geheimdienste gehen
davon aus, dass Russland spätestens 2030 militärisch in der Lage sein
dürfte, einen weiteren Krieg zu beginnen.
Die EU-Außenbeauftragte Kallas sagte am Mittwochabend bei einem
EU-Verteidigungsministertreffen, der neue Fahrplan werde mit seinen
konkreten Zielen und klaren Vorgaben dabei helfen, bis 2030
verteidigungsbereit zu sein. Nach Informationen der Deutschen
Presse-Agentur ist auch vorgesehen, einen jährlichen Bericht zur
Verteidigungsbereitschaft („Annual Defence Readiness Report“) einzuführen,
der Fortschritte überwacht. (dpa)
16 Oct 2025
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