# taz.de -- Förderprogramm der Bundesregierung: Bündnis will Kaufprämie für E-Autos bis 35.000 Euro
> Verbände fordern, dass der Bund bei der Förderung klimafreundlicher
> Mobilität auf soziale Gerechtigkeit setzt. Auch die SPD selbst macht
> Vorschläge.
IMG Bild: Grünes Licht: SPD fordert eine sozial gerechte Förderung günstiger E-Autos
Berlin taz/dpa | E-Mobilität fördern, aber sozial gerecht – das fordert ein
Bündnis aus Verbänden, Gewerkschaften und Kirchen. In der vergangenen Woche
hatte die Bundesregierung ein neues Förderprogramm beschlossen, das
besonders Menschen mit mittlerem und niedrigem Einkommen den Umstieg auf
E-Autos oder andere klimafreundlichere Verkehrsmittel erleichtern soll.
Nun macht sich die Klima-Allianz Deutschland in ihrem [1][am Donnerstag
veröffentlichen Postitionspapier] noch mal dafür stark, dass die
Steuergelder aus dem Förderprogramm „nicht mit der Gießkanne“ verteilt
werden. Stattdessen müssten Menschen mit niedrigen Einkommen gezielt
entlastet werden. Klima-Allianz heißt das Bündnis aus
zivilgesellschaftlichen Organisationen – Mitglied sind unter anderem der
ACE Auto Club Europa, Greenpeace, der Deutsche Alpenverein, die Caritas
oder die Eisenbahngewerkschaft EVG.
In seinem Papier kritisiert das Bündnis außerdem, dass die schwarz-rote
Koalition weiter Milliarden in neue Autobahnen stecken will. Gleichzeitig
fehle Geld im öffentlichen Nahverkehr, wo das Angebot immer weiter
ausgedünnt zu werden droht.
„Wir setzen uns klar für eine Deckelung der Kaufprämie von Elektroautos bei
35.000 Euro brutto ein, um vor allem Fahrzeuge im unteren Preissegment zu
fördern“, sagt Sven-Peter Rudolph, der Vorsitzende des ACE Auto Clubs. Vom
alten Umweltbonus für E-Autos, den die Ampelkoalition Ende 2023 abgeschafft
hatte, hätten vor allem Haushalte mit hohen Einkommen profitiert.
Rudolph betont auch, dass sogenannte Plug-in-Hybride „zwingend von der
Förderung ausgeschlossen bleiben“ müssen. Die sollen laut Industrie weniger
klimaschädliche Abgase verursachen und Kraftstoff sparen, indem sie
zwischen Batteriebetrieb und Verbrennermotor wechseln. Erst vor kurzem
zeigte jedoch eine Analyse des Umweltverbands Transport & Environment,
ebenfalls Mitglied der Klima-Allianz, dass [2][Plug-in-Hybride in der
Realität fast genauso klimaschädlich sind wie reine Diesel oder Benziner].
## Drei Milliarden für neue Autobahnen
Der Verkehrssektor in Deutschland war im Jahr 2024 für rund 143 Millionen
Tonnen klimaschädliche Treibhausgasemissionen verantwortlich – das sind
mehr als 20 Prozent der [3][insgesamt 649 Millionen Tonnen Emissionen], die
hier 2024 verursacht wurden. Die meisten Emissionen gehen auf das Konto von
Pkw und Lkw mit Verbrennermotor. Die Emissionen heizen nicht nur die Erde
weiter auf, sie gefährden die menschliche Gesundheit auch unmittelbar.
Feinstaub aus Autoabgasen kann zum Beispiel zu Atemwegserkrankungen führen.
Dass Union und SPD im Bund zusätzliche drei Milliarden Euro für den Neubau
von klimaschädlichen Autobahnen vorgesehen haben, gehe deshalb an den
Bedürfnissen der Menschen vorbei, sagt die Klima-Allianz. Zudem begehe die
Bundesregierung damit Wortbruch: In ihrem Koalitionsvertrag steht, dass
Sanierung von Straßen vor Neubau geht.
„Die Koalition enttäuscht mit dieser Entscheidung viele Pendlerinnen und
Pendler, die sich jeden Tag über den Zustand der bestehenden Infrastruktur
ärgern“, kritisiert Stefanie Langkamp, Geschäftsleitung Politik der
Klima-Allianz. „Wir brauchen Investitionen, die Menschen wirklich
erreichen, in pünktliche Busse, verlässliche Bahnen und gute Mobilität vor
Ort.“ Eine Idee: Ein bundesweites Sozialticket, finanziert mit Geld aus dem
Klimasozialfonds.
Auch aus der SPD selbst kamen am Donnerstag Vorschläge für die neu
aufgelegte E-Auto-Förderung, die inhaltlich auf einige Forderungen der
Verbände eingehen. Laut der SPD-Fraktion im Bundestag sollte das Programm
eine Kaufprämie und ein Leasing-Angebot umfassen.
„Bislang kaufen vor allem einkommensstärkere Gruppen E-Autos“, heißt es in
einem Forderungspapier der verkehrspolitischen Sprecherin Isabel
Cademartori und der Sprecher für Umwelt und Wirtschaft, Jakob Blankenburg
und Sebastian Roloff. Damit E-Mobilität zum „Erfolg für alle“ werde, müsse
es mehr bezahlbare Autos geben.
## 3.000 Euro Kaufprämie für E-Autos
Der Absatz kostengünstiger Elektrofahrzeuge solle von 2026 bis 2029 mit
einer Kaufprämie gefördert werden, heißt es in dem SPD-Papier, über das
zuerst die Süddeutsche Zeitung berichtete. Es liegt der Deutschen
Presse-Agentur vor. „Die Prämie beträgt mindestens 3.000 Euro und soll in
gleicher Höhe von Herstellern oder Händlern ergänzt werden.“
Anspruchsberechtigt sollten Menschen mit einem „kleinen bis mittleren
Monatseinkommen“ sein.
Gelten solle die Kaufprämie für Neu- und Gebrauchtwagen mit
Batterieantrieb, die in Europa produziert wurden, bestimmte
Umweltanforderungen erfüllen und einen Nettolistenpreis von unter 45.000
Euro haben. Um das Vertrauen in gebrauchte E-Autos zu stärken, sollten
Händler außerdem künftig beim Kauf gebrauchter Fahrzeuge einen kostenlosen
„Batteriecheck“ anbieten.
Daneben fordern die SPD-Fachpolitiker, ab 2027 ein „zielgruppengerechtes“
Leasingprogramm mit sozialer Komponente einzuführen – mit einer geringen
Leasingrate und einer späteren Kaufoption für europäische E-Fahrzeuge, die
bestimmte Umweltanforderungen erfüllen. Das Programm müsse einfach und
unbürokratisch sein.
Profitieren würden beispielsweise Schichtarbeiter oder [4][mobile
Pflegedienste], die täglich auf das Auto angewiesen sind. „Wer Mobilitäts-
und Klimaarmut vermeiden will, muss die soziale Antriebswende
voranbringen“, heißt es in dem Papier. Bisher hätten gerade
einkommensschwache Haushalte häufig ältere, emissionsstarke Fahrzeuge mit
Verbrennungsmotor.
Die Bundesregierung will bis 2029 [5][drei Milliarden Euro zusätzlich für
das neue Förderprogramm] bereitstellen. Die Details des Programms stehen
noch nicht fest. Nach dem abrupten Stopp der vorherigen staatlichen
Kaufprämie für E-Autos war der Absatz auf dem deutschen Markt stark
eingebrochen. Nun könnte, wie Marion Tiemann von Greenpeace ergänzt, die
Autoindustrie gerade von einer sozial gerechten Förderung profitieren und
den Verkauf günstiger E-Autos ankurbeln. Das Segment kleiner und
preiswerter Stromer habe vor allem die deutsche Branche bisher „sträflich
vernachlässigt“.
16 Oct 2025
## LINKS
DIR [1] https://www.klima-allianz.de/fileadmin/user_upload/Dateien/Daten/Publikationen/Positionen/Forderungspapier_E-Mobilitaet___OEPNV.pdf
DIR [2] /Plug-in-Hybrid-Autos/!6113166
DIR [3] https://www.umweltbundesamt.de/daten/klima/treibhausgas-emissionen-in-deutschland#emissionsentwicklung
DIR [4] /Caritas-Experte-ueber-E-Autos/!6097824
DIR [5] /Regierung-foerdert-Elektromobilitaet/!6115058
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