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       # taz.de -- Trotz Waffenstillstand in Libanon: Heftige israelische Angriffe auf den Südlibanon
       
       > Israel zerstört Ausrüstung für den Wiederaufbau im Libanon. In der Nacht
       > auf Freitag bombardierte das Militär eine Zementfabrik und Baufahrzeuge.
       
   IMG Bild: Heftige israelische Angriffe auf Gebiete im Südlibanon, am 17.10. 2025
       
       Die Menschen im Südlibanon und in der östlichen Bekaa-Ebene haben in der
       Nacht auf Freitag schwere israelische Angriffe ausgehalten. Videos in den
       sozialen Netzwerken zeigen einen [1][riesigen pilzförmigen Feuerball] und
       Bombeneinschläge. In Aufnahmen sind [2][panische Schreie] der Anwohnenden
       zu hören.
       
       Das unabhängige libanesische Online-Medium Megaphone [3][berichtet] von
       „großen Bomben, die massive Blitze und Explosionen verursachen“. „Die
       Explosionen erleuchteten den Himmel und folgten aufeinander. Sie waren sehr
       heftig und sehr nah. Unser Haus bebte, die Kampfjets flogen so tief, dass
       es sich anfühlte, als würden sie die Häuser berühren“, [4][sagte ein
       Bewohner] von Adloun aus dem Distrikt Saida einem Reporter der Tageszeitung
       L’Orient-Le Jour.
       
       Am Donnerstagabend trafen mindestens acht israelische Angriffe das Gebiet
       Ansar im Distrikt Nabatieh. Sie töteten einen Menschen und verletzten
       mindestens sieben Menschen, berichtet das libanesische
       Gesundheitsministerium.
       
       Libanesischen Medien zufolge trafen die Angriffe einen Steinbruch zur
       Zementproduktion und Baumaschinen. [5][In einem Video] der niederländischen
       Fotografin Courtney Bonneau ist die ausgebrannte Zement-Fabrik zu sehen,
       schwarze Autoteile liegen neben ausgebrannten Lastern, Baggern, einem
       kaputten Zementmisch-Laster und einem großen Krater, in dem eine Rakete
       einschlug. Die Fotografin berichtet, eine israelische MK-Drohne fliege seit
       5 Uhr morgens über dem Gebiet. Die Angriffe verursachten außerdem
       Sachschäden an Wohnhäusern und einer nahegelegenen Schule, berichtet
       L’Orient-Le Jour.
       
       ## 103 getötete Zivilist*innen seit Beginn der Waffenruhe
       
       Israel greift jüngst gezielt Ausrüstung wie Bagger oder Baumaschinen an,
       die für den Wiederaufbau gebraucht wird. [6][Vergangenen Freitag] hatten
       israelische Luftangriffe eine Baustelle mit Baumaschinen in Msayleh
       getroffen. Dabei wurde ein syrischer Staatsbürger getötet und das Stromnetz
       beschädigt.
       
       Israels Militärsprecher behauptete, am Donnerstag „mit der [7][Hisbollah]
       verbundene Infrastruktur“ angegriffen zu haben, legte aber keine Beweise
       vor. Es ist gängige Praxis des israelischen Militärs, jegliche Angriffe
       damit zu rechtfertigen, dass es Verbindungen zu „Terroristen“ gäbe.
       
       Der libanesische Präsident Joseph Aoun erklärte, die „wiederholte
       israelische Aggression“ sei „Teil einer systematischen Politik“, um „die
       wirtschaftliche Erholung zu behindern.“ Das aggressive Verhalten stelle
       einen schwerwiegenden Verstoß gegen die UN-Resolution 1701 dar. Israel
       wende Gewalt „außerhalb jeglichen Rechtsrahmens“ an.
       
       Die Anwohnenden beschreiben die nächtlichen Bombardierungen als die
       [8][stärksten Attacken] seit dem 27. November, an dem ein
       [9][Waffenstillstandsabkommen] in Kraft getreten war. Während die Hisbollah
       seitdem keine Rakete mehr auf Israel abgeschossen hat, bombardiert Israel
       den Libanon fast täglich, fliegt Drohen nahe über Zivilist*innen, die in
       ihre Häuser zurückkehren möchten, schüchtert Fischer mit Schüssen von
       Booten ein.
       
       103 Zivilist*innen hat das israelische Militär trotz vereinbarter
       Waffenruhe getötet, verifizierte das UN-Menschenrechtsbüro Ende September.
       „Wir erleben immer noch die verheerenden Auswirkungen von Jet- und
       Drohnenangriffen auf Wohngebiete sowie in der Nähe von UN-Friedenstruppen
       im Süden“, sagte UN-Menschenrechtsbeauftragter Volker Türk Ende September.
       
       „Familien sind schlicht nicht in der Lage, mit dem Wiederaufbau ihrer
       Häuser und ihres Lebens zu beginnen, sondern sind der Gefahr weiterer
       Angriffe ausgesetzt“, sagte Türk. Hunderte beschädigte Schulen,
       Gesundheitseinrichtungen und andere zivile Orte im Südlibanon sind noch
       Sperrgebiete oder nur teilweise nutzbar, dokumentieren das
       Menschenrechtsbüro sowie die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch.
       
       17 Oct 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.instagram.com/reel/DP5rQtGAELQ/?igsh=MXd6aDZjb2VoZzZzNQ==
   DIR [2] https://www.instagram.com/stories/courtneybonneauphotography/3744867830689463605?utm_source=ig_story_item_share&igsh=MWV0NmtveXpxajZ4Mg==
   DIR [3] https://www.instagram.com/reel/DP4c5PMAsNW/?igsh=OTV0ZjlxNjV4NnBx
   DIR [4] https://today.lorientlejour.com/article/1481521/series-of-israeli-strikes-across-south-lebanon-israel-claims-hezbollah-targets.html
   DIR [5] https://www.instagram.com/reel/DP5-4JLirPe/
   DIR [6] http://today.lorientlejour.com/article/1481497/israel-kills-2-in-south-lebanon-claims-hamas-return-of-hostages-was-incomplete-everything-you-need-to-know-this-friday.html
   DIR [7] /Historische-Entscheidung-im-Libanon/!6105775
   DIR [8] https://www.instagram.com/reel/DP4Zm7NjeQa/?igsh=MTU5aXI5dzRrYWg4dQ==
   DIR [9] /Waffenruhe-im-Libanon/!6049676
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Julia Neumann
       
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