# taz.de -- Olympische Spiele in Deutschland: Vielleicht doch ein zu heißer Sommer
> Nach Münchens Votum für die Spiele freuen sich Mitbewerber auf den fairen
> Wettbewerb. Bekannt sind aber nur Visionen von gestern für Spiele von
> Morgen.
IMG Bild: In München will man die Spiele. Bei einem Bürgerentscheid zur Bewerbung überwog das „Ja“
Klar, den Münchner Olympiabewerbern kann es jetzt gar nicht schnell genug
gehen. Nachdem [1][fast zwei Drittel der Leute in der Stadt] sich dafür
ausgesprochen haben, dass sich München für olympische Sommerspiele 2036,
2040 oder 2044 bewirbt, sähe es vor allem der bayerische Ministerpräsident
Markus Söder gerne, wenn nicht erst Ende nächsten Jahren darüber
entschieden wird, wen Deutschland ins Rennen um die Ringe schickt. Für ihn
ist der deutsche Vierkampf eigentlich schon entschieden. [2][Hamburg,
Berlin und die Region Rhein-Ruhr] sind in seinen Augen chancenlos.
Und vielleicht hat er ja gelacht, als der Berliner Bewerbungschef Kaweh
Niroomand gesagt hat, das Votum der Münchner sei Rückenwind für die
Bewerbung der Hauptstadt. Oder er hat gestaunt, denn auf so ein abwegiges
Bild muss man erst mal kommen. Auch in Hamburg sieht man im Münchner Votum
„ein großartiges Zeichen für Aufbruch“. So hat es der dortige
Bewerbungschef Steffen Rülke gesagt. Und auch NRW-Ministerpräsident Hendrik
Wüst möchte das Rennen nach dem Münchner Votum natürlich nicht aufgeben.
„Ganz im olympischen Sinne freue ich mich auf den fairen Wettbewerb um die
beste Bewerbung“, meinte er im besten Verlautbarungsdeutsch.
Derweil freut sich Markus Söder schon auf den Sommer der Spiele, auf die
dann die Paralympics folgen, welche dann direkt ins Oktoberfest münden
sollen, wo der Olympiarausch mit ein paar Mass Bier nochmal zwei Wochen
lang aufgewärmt werden kann. Und alle vier Bewerber versprechen ihren
Bürgerinnen und Bürgern einen unvergesslichen Olympiasommer. Immer wieder
bemühen sie die Bilder der Sommerspiele von Paris im vergangenen Jahr. Ja,
das wäre schon schön, solchen Bilder mal in Deutschland zu erzeugen. 2036
könnte es vielleicht sogar noch hinhauen mit Sommerspielen im Sommer. Dann
ist die Erderhitzung noch nicht ganz so weit fortgeschritten. Wenn man den
Marathon mitten in der Nacht abhält, werden es die meisten Sportler schon
überleben. Und vielleicht findet sich ja ein Olympiasponsor aus der
Pharmaindustrie, der den Zuschauern in der Leichtathletikarena kostenlos
Sonnenmilch zur Verfügung stellt.
Aber 2040? 2044 gar? Wenn sich nicht allzu viel tut in Sachen Begrenzung
des Ausstoßes von Treibhausgasen, werden Sommerspiele in 15 Jahren auch in
unseren Breiten wohl nicht vor Oktober beginnen können.
## Sommerspiele im Winter
Katar, das sich mit Doha bewerben möchte, geht ohnehin davon aus, dass
Sommerspiele bald schon im Winter stattfinden. Keinem der deutschen
Bewerbungskonzepte ist jedenfalls anzumerken, dass sich das Leben auf der
Erde gerade verändert. Die Radschnellwege von der bayerischen
Landeshauptstadt nach Dachau und Markt Schwaben, die mit den Spielen kommen
sollen, wie es die Münchner Bewerbungswerber auf ihrem Olympiaportal
versprechen, werden dem Ernst der Weltlage jedenfalls nicht gerecht, auch
wenn sich gewiss gut darauf radeln lässt. Wundern muss einen das nicht in
einem Land, für dessen Regierung die Rettung des Verbrennungsmotors die
größte industriepolitische Aufgabe ist.
Wenn im kommenden Jahr im Mai die ersten Tage kommen, in denen Kinder von
ihren Trainern nach Hause geschickt werden, weil bei Temperaturen von über
33 Grad Sport zu treiben einfach nicht mehr zu verantworten ist, werden
sich vielleicht die ersten Münchnerinnen und Münchner fragen, worüber sie
da im November eigentlich abgestimmt haben.
Das ist ja bei allen vier Bewerbungsaspiranten so. Die vagen Pläne, die sie
der Öffentlichkeit vorgelegt haben, sind Visionen von gestern für Spiele
von morgen.
2 Nov 2025
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DIR Andreas Rüttenauer
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