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       # taz.de -- Erhalt der Luchs-Population: Ein Traumpaar für den Harz
       
       > Ein Kuder aus der Schweiz und eine Luchsdame aus der Ukraine sollen im
       > Harz für Nachwuchs sorgen. Sonst droht die Tierart in der Region
       > auszusterben.
       
   IMG Bild: Nach einer 30-tägigen Quarantäne soll die Katze Rikki zu ihrem Partner in das Freigehege einziehen und dort für Nachwuchs sorgen
       
       taz | Eigentlich ist das [1][Harzer Luchsprojekt eine Vorzeigegeschichte]
       für den Artenschutz. Seit dort vor 25 Jahren die ersten Pinselohren
       ausgewildert wurden, hat sich der Bestand gut entwickelt. In und um das
       Mittelgebirge streifen schätzungsweise 50 bis 60 erwachsene Luchse, sagt
       Projektleiter Ole Anders. Dazu kommt eine nicht bekannte Anzahl von
       Jungtieren.
       
       Mehrere [2][Luchse] haben den Harz inzwischen verlassen und ihre
       Streifgebiete auf die weitere Umgebung ausgedehnt. Sichtungen gab es
       bereits im Weserbergland, im thüringischen Eichsfeld und in Nordhessen.
       
       Anders als Wölfen droht den Luchsen auch niemand mit Abschüssen oder
       Obergrenzen. Obwohl sie ab und zu auch mal ein Schaf reißen, sind sie auch
       bei Jägern und Landvolk bisher gut gelitten. Touristiker vermarkten die
       Raubkatzen inzwischen sogar als Maskottchen der Region.
       
       Gleichwohl schien es zuletzt so, als könnten die Harz-Luchse mittelfristig
       aussterben. Denn die Population [3][ist mit den anderen, kleineren
       Luchsvorkommen im Bayerischen Wald und im Pfälzer nicht vernetzt]. Deswegen
       drohen Inzucht und Degeneration.
       
       ## Situation für Harz-Luchse „zunehmend dramatisch“
       
       Anders bezeichnet die Situation als „zunehmend dramatisch“ und zeigt Bilder
       von einem Luchs ohne Ohren von der französisch-schweizerischen Grenze. Dort
       gebe es auch viele Luchse mit Herzanomalien. „Diese Population ist 25 Jahre
       älter als die Harzpopulation und nicht vernetzt mit anderen. Im Grunde
       können wir durch das Beispiel absehen, wo wir in 25 Jahren landen, wenn
       nichts passiert.“
       
       Es passiert aber etwas. Zoologische Gärten, Umweltverbände und
       Forschungsinstitute in mehreren Ländern haben neue Auswilderungs- und
       Zuchtprogramme angeschoben. Der Nationalpark Harz beteiligt sich an der
       Initiative. Bereits Anfang August gelang es Anders und seinem Team, einen
       Kuder, also ein männliches Tier, aus den Alpen in der Harz zu holen. Der
       sechs Jahre alte Luchs lebte in einem Tierpark in der französischen
       Schweiz, inzwischen ist er in ein Auswilderungsgehege für Luchse bei Bad
       Harzburg übergesiedelt.
       
       Seit Anfang Oktober ist das künftige Zuchtpaar nun komplett: Aus der
       Ukraine traf die siebenjährige Luchsin Rikki im Nationalpark ein. Nach
       einer 30-tägigen Quarantäne soll die Katze zu ihrem Partner in spe in das
       Freigehege einziehen und dort für Nachwuchs sorgen. Der erhoffte Nachwuchs
       wiederum soll ausgewildert werden und durch Paarung mit anderen Luchsen den
       Bestand der Population sichern.
       
       ## Ausreiseprobleme für Luchsin Rikki
       
       Der Transport von Rikki durch ein niederländisches Spezialunternehmen
       dauerte nach Angaben von Ole Anders drei Tage. „Das war eine
       nervenaufreibende Zeit“, sagt er. Ein Lufttransport sei aufgrund der
       Kriegssituation in der Ukraine unmöglich, der Transport auf dem Landweg
       sehr schwer zu organisieren gewesen.
       
       Zunächst mussten bürokratische Hürden überwunden und die erforderlichen
       Dokumente für die Ausreise der Luchsin beschafft werden, dann gab es
       Verzögerungen bei den Grenzübertritten von der Ukraine nach Polen und von
       dort nach Deutschland.
       
       Wegen Problemen und sprachlichen Schwierigkeiten bei der Zollabfertigung
       seien stundenlang Telefonate, E-Mails und Messenger-Nachrichten zwischen
       der Transportfirma, dem Zoo in Kiew, dem Nationalpark Harz und dem
       zuständigen deutschen Veterinäramt hin und her gegangen, berichtet Anders.
       Es sei für alle Beteiligten ein „Krimi“ gewesen, „bis schließlich klar war,
       dass Rikki die EU-Grenze nach Polen und dann auch die deutsch-polnische
       Grenze passieren durfte“.
       
       Rikki hat bisher noch keinen Nachwuchs gehabt. Nach der Quarantäne wird sie
       im Harz zunächst noch durch einen Zaun von ihrem zukünftigen Partner
       getrennt. „Zum Beschnuppern“, sagt Ole Anders. „Wenn sie sich vertragen,
       kommen sie in ein gemeinsames Gehege.“ Dann heißt es abwarten. Paarungszeit
       ist bei den Luchsen im Frühjahr.
       
       19 Oct 2025
       
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