URI: 
       # taz.de -- Brüchige Waffenruhe in Gaza: Geht es schon wieder los?
       
       > Israel bombardiert mehrere Ziele im Gazastreifen – offenbar als Antwort
       > auf einen Angriff der Hamas. Wie wird Donald Trump die Situation
       > bewerten?
       
   IMG Bild: Israelische Soldaten stehen nahe der Grenze des Gazastreifens, 19. Oktober 2025
       
       Tel Aviv Gut eine Woche nach ihrem Inkrafttreten droht die unter Druck der
       USA vermittelte [1][Waffenruhe] im Gazastreifen zu scheitern. Das
       israelische Militär griff mehrere Ziele in Rafah im Süden sowie in
       Dschabalija im Norden Gazas an, berichteten israelische Sender. Zuvor
       sollen laut Angaben der israelischen Armee Kämpfer der radikalislamischen
       Hamas Stellungen jenseits der „gelben Linie“ in Rafah angegriffen haben.
       Hinter diese Linie hatte sich die israelische Armee nach Inkrafttreten des
       Abkommens zurückgezogen.
       
       Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu befahl Armee und Geheimdiensten
       laut Angaben seines Büros ein „entschiedenes Vorgehen“. Izzat al-Rischk,
       ein hochrangiges Mitglied des Hamas-Politbüros, bestritt jede Verbindung zu
       dem Angriff in Rafah. Die Gruppe stehe zu der Vereinbarung.
       
       Am Sonntagabend gab die israelische Armee bekannt, weitere Angriffe gegen
       die radikalislamische Hamas im Gazastreifen ausgeführt zu haben. Wie die
       Streitkräfte mitteilten, begannen sie „eine Serie von Angriffen gegen
       Hamas-Terrorziele im südlichen Gazastreifen“. Dies sei eine „Antwort auf
       die eklatante Verletzung der Waffenruhe“ zuvor am Sonntag durch die Hamas.
       
       Schon zuvor galt das Abkommen als brüchig: Seit dem 10. Oktober habe die
       israelische Armee 47 Mal gegen die Waffenruhe verstoßen und laut dem
       Hamas-Medienbüro mehr als 38 Palästinenser getötet. Am Freitag starb nach
       Angaben des palästinensischen Zivilschutzes eine elfköpfige Familie,
       darunter sieben Kinder und drei Frauen, auf dem Weg zu ihrem früheren
       Zuhause in Gaza-Stadt. Die israelische Armee bestätigte den Angriff und
       sprach von einem „verdächtigen Fahrzeug, das die gelbe Linie überquerte“.
       Diese Rückzugslinie ist in weiten Teilen Gazas nicht markiert.
       
       Israel wirft der Hamas vor, nach der Freilassung der 20 überlebenden
       Geiseln nur etwa die Hälfte der 28 getöteten Verschleppten übergeben zu
       haben. Die Hamas erklärt, sie brauche mehr Zeit und schweres Bergungsgerät,
       [2][um die Leichen zu finden]. Die US-Regierung scheint diese Einschätzung
       zu teilen. Israel hat jedoch wegen der Verzögerung den Grenzübergang Rafah
       nach Ägypten geschlossen und blockiert damit dringend benötigte
       Hilfslieferungen, die im Abkommen vereinbart waren.
       
       ## Keine Aussicht auf Einigung bei Verhandlungen
       
       In der von der israelischen Armee verlassenen Hälfte des Gazastreifens geht
       die Hamas indes gewaltsam gegen Palästinenser vor, denen sie Kooperation
       mit Israel oder die Plünderung von Hilfsgütern vorwirft. Ein Video einer
       öffentlich inszenierten Hinrichtung sorgte weltweit für Empörung. Das
       US-Außenministerium nannte das Vorgehen „einen schwerwiegenden Verstoß
       gegen die Waffenruhevereinbarung“.
       
       Auch bei den anstehenden Verhandlungen deutet sich keine Einigung an:
       Israel fordert die Entwaffnung der Hamas und lehnt eine Beteiligung der
       Palästinensischen Autonomiebehörde an der Verwaltung Gazas ab. Die Hamas
       lässt offen, ob sie ihre Waffen abgeben oder Gaza einer Verwaltung unter
       US-Aufsicht überlassen will.
       
       Die Rückkehr bewaffneter Hamas-Kämpfer auf die Straßen Gazas und die
       Forderungen nach einer harten Reaktion, die sowohl aus der israelischen
       Regierung als auch von Oppositionspolitikern kommen, lassen wenig Hoffnung
       aufkommen. Die große Unbekannte bleibt der unberechenbare US-Präsident.
       [3][Trumps Druck hatte die Kämpfe vorerst gestoppt]. Hält er ihn aufrecht,
       könnten die Angriffe vom Sonntag ein Einzelfall bleiben. Lässt er nach,
       dürfte die ohnehin fragile Waffenruhe bald zusammenbrechen.
       
       19 Oct 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Analyse-zur-Waffenruhe-in-Gaza/!6115099
   DIR [2] /-Nachrichten-im-Nahost-Konflikt-/!6120839
   DIR [3] /Waffenstillstand-in-Gaza/!6119322
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Felix Wellisch
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
   DIR Gaza-Krieg
   DIR Gaza
   DIR Israel Defense Forces (IDF)
   DIR Israel
   DIR Benjamin Netanjahu
   DIR Hamas
   DIR Kolumne Gaza-Tagebuch
   DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
   DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
   DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
   DIR Kolumne Press-Schlag
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Gaza-Tagebuch: Warum dürfen wir nicht einfach leben?
       
       Das Wiederaufflammen des Krieges in Gaza am Sonntag erschreckt unseren
       Autor. Er fordert: weg mit der israelischen Besatzung. Und raus mit der
       Hamas.
       
   DIR +++ Nachrichten im Nahost-Konflikt +++: Israel kündigt Hilfslieferungen für Gaza an
       
       Aus Sicherheitskreisen heißt es, Israel werde wieder Hilfe nach Gaza
       lassen. Die Waffenruhe sei weiter in Kraft, sagt US-Präsident Trump.
       
   DIR Krieg der Huthis im Jemen und Israel: Wer war der getötete Milizionär Mohammed al-Ghamari?
       
       Im August tötete Israel Al-Ghamari. Erst jetzt gibt die jemenitische Miliz
       seinen Tod zu. Er galt als wichtiger Verbindungsmann zu den Unterstützern
       im Iran.
       
   DIR Trotz Waffenstillstand: Kind im Westjordanland getötet
       
       Ein palästinensischer Junge wurde am Donnerstag von Schüssen des
       israelischen Militärs in seinem Dorf getroffen und erlag seinen
       Verletzungen. Kein Einzelfall.
       
   DIR Ausschluss Israels von Turn-WM: Dreistes Wegducken
       
       Israel bleibt von der Weltmeisterschaft in Indonesien ausgeschlossen. Der
       internationale Turnverband trägt eine große Verantwortung dafür.