# taz.de -- Fast Fashion: Brandenburger Tor nur Kulisse
> Greenpeace baut eine Figur aus Kleidermüll vor dem Brandenburger Tor. Die
> Gruppe fordert ein Anti-Fast-Fashion Gesetz.
IMG Bild: Gegen Fast Fashion aufgetürmt: Installation am Brandenburger Tor
Berlin taz | Super-Mario verteilt Tulpen, Tourguides sammeln ihre Grüppchen
um sich und eine Schulklasse posiert zum Bild. Eigentlich ein gewöhnlicher
Vormittag am Brandenburger Tor. Doch an diesem Morgen ist das berühmte
Bauwerk eher Hintergrundkulisse. Denn davor steht die fünf Meter große
Figur einer Frau. Elegant wirft sie sich in Pose. Pullis, Jacken und Hosen
häufen sich zu ihren Füßen. Auch ihr Rock besteht aus drapierten
Kleidungsstücken. Es wirkt, als ob die Figur selbst dem Haufen entwachsen
sei. Davor Schilder mit der Aufschrift: „Fight Fast Fashion“.
Vor dem Kleiderberg beugt sich Sandy Oberländer zu ihrem Sohn herunter und
deutet auf die Fotos, die daneben aufgebaut sind. Sie zeigen Aufnahmen des
Müllbergs des Kantamanto-Markts von Accra in Ghana. Hier sammelten die
Greenpeace-Aktivist:innen, von denen die Aktion stammt, die Kleidungsstücke
für die Kunstinstallation. Damit wollen die Aktivist:innen zeigen: Was
in Deutschland im Altkleidercontainer landet, trägt in Ländern des globalen
Südens zur massiven Umweltbelastung bei. „Ich mag Kleider total“, sagt
Oberländer. Aber Nachhaltigkeit sei ihr wichtig, und das versuche sie auch
ihrem Sohn zu vermitteln.
„Mehrere hundert Kilo Kleidung sind es bestimmt“, sagt Thilo Maack,
Aktivist bei Greenpeace, die für die Installation verwendet worden seien.
Nur ein paar Stunden war das Kunstwerk aufgebaut. Berlin ist nur der
Tourauftakt. Durch insgesamt 30 deutsche Städte wollen die
Aktivist:innen mit der Installation ziehen. Denn: In einem Monat ist
„[1][Black Friday]“. Ein Tag, der für kompletten Überkonsum steht.
## Schüler:innen wissen Bescheid
Die meisten, die die Installation betrachten, sind natürlich eigentlich
nicht deswegen hier. So wie Nida und Kerim, die auf Abschlussfahrt sind und
mit ihrer Klasse Sightseeing machen. Ursprüngliches Ziel ist entsprechend
das Brandenburger Tor gewesen, darüber kann Karim aber nicht so viel sagen.
Über Fast-Fashion ist der Zehntklässler dagegen bereits informiert. „Ich
verstehe gar nicht, wie das so billig sein kann“, sagt er. Das hänge mit
der Kinderarbeit zusammen. Seine Mitschülerin Nida stimmt ihm zu. Auch sie
findet es nicht gut. Stattdessen solle man lieber Second-Hand kaufen, sagt
sie.
Es geht Greenpeace bei der Aktion nicht nur darum, Menschen über
Fast-Fashion zu informieren. Vor allem sammeln die Aktivist:innen
Unterschriften für ihre Petition: Nach französischem Vorbild fordert die
Gruppe ein [2][Anti-Fast-Fashion-Gesetz]. Dazu soll ein Werbeverbot
gehören, eine Abgabe für die Hersteller und es sollen Anreize geschaffen
werden, Kleidung nachhaltig zu produzieren.
Kerim und Nida müssen jetzt weiter, heute steht noch eine Gedenkstätte und
der Bundestag auf der Liste der Sightseeing-Ziele. Auf ihrem Klassenfoto
ist die Anti-Fast-Fashion Figur jedenfalls verewigt. Früher hätte man das
als Photobombing bezeichnet, aber die Gen alpha hat dafür wahrscheinlich
ein eigenes Wort.
22 Oct 2025
## LINKS
DIR [1] /Black-Friday/!6048680
DIR [2] https://www.greenpeace.de/publikationen/Rechtsgutachten-Anti-Fast-Fashion-Gesetz.pdf
## AUTOREN
DIR Clara Dünkler
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