# taz.de -- Vogelsterben in Brandenburg: Linum sehen und sterben
> In Brandenburg verenden tausende Kraniche an der Vogelgrippe.
> Tierschützer*innen warnen vor mangelnder Eindämmung durch die
> Behörden.
IMG Bild: Bild des Grauens: Tote Kraniche in Linum
taz | Im Brandenburger Teichland Linum findet ein bisher beispielloses
Massensterben von Kranichen statt, die dort auf ihrem Herbstzug Rast
machen. Unter den Zugvögeln hat sich die [1][Vogelgrippe] ausgebreitet und
bisher mindestens 1.000 Tiere versterben lassen. Die Organisation
Kranichschutz Ost-Havelland warnt vor unzureichendem Handeln der Ämter.
„Die Vögel fallen gerade wirklich tot vom Himmel“, sagt Matthias Bruck,
Sprecher des Brandenburger Umweltministeriums, zur taz. Es handle sich
momentan um einen „in dieser Größenordnung bislang einmaligen Ausbruch“ der
Grippe unter Kranichen. Es habe in Deutschland zwar schon epidemische
Ausbrüche der Vogelgrippe gegeben, insbesondere Kraniche seien aber nie in
dem Ausmaß betroffen gewesen.
Das Vogelsterben findet vor allem im Teichland Linum im Landkreis
Ostprignitz-Ruppin statt, es gilt als größter Kranichsammel- und Rastplatz
in Mitteleuropa. Jährlich sollen hier bis zu 100.000 Kraniche Station
machen, um auf ihrem Weg zu rasten und in der Umgebung zu fressen.
Abgesehen von Linum sind auch andere von Kranichen überflogene Gebiete wie
der Landkreis Oberhavel betroffen.
Bruck sagt, die Infektion mit der Vogelgrippe sei zuerst bei einem Kranich
und zwei Graugänsen endgültig im Labor festgestellt worden, die weiteren
Untersuchungen liefen jedoch „auf Hochtouren“. Dass es sich auch bei den
vielen anderen Kadavern um Opfer der Vogelgrippe handelt, sei aber eine
Sache des „gesunden Menschenverstands“.
## Unzureichende Maßnahmen?
Die Eindämmung einer weiteren Ausbreitung der Viruskrankheit liegt Bruck
zufolge bisher noch vor allem bei den Landkreisen, bisher habe keine
„landesweite Aktivierung“ stattgefunden. [2][So fordert der Landkreis
Ostprignitz-Ruppin] seine Geflügelhalter*innen auf, die Nutztiere nur
im Stall zu füttern und äußere Wasserstellen abzuzäunen, um eine
Übertragung von Wild- auf Nutztiere zu verhindern. Darüber hinaus
appellieren die Behörden an die Bevölkerung, sich umsichtig zu verhalten
und die Rastgebiete vorerst nicht übermäßig aufzusuchen, um die sowieso
schon belasteten Wildtiere nicht unnötigem Stress auszusetzen.
Um aber ein rasantes Ausbreiten bei den Kranichen selbst zu verhindern,
müssen die infizierten Kadaver eingesammelt und unschädlich entsorgt werden
– das passiert Swantje Petersen-Mannshardt zufolge nicht in ausreichendem
Umfang. Die Koordinatorin der Gruppe Kranichschutz Ost-Havelland kritisert
das „zögerliche Verhalten der Ämter bei der Eindämmung des
Superinfektionsherdes“.
Seit inzwischen 20 Jahren sei sie im Kranichschutz involviert, habe einen
Grippeausbruch dieses Ausmaßes aber auch noch nicht erlebt. Von den
zuständigen Veterinärämtern erwartet sie sich mehr Tatendrang. Während
„tausende Kraniche qualvoll an der Vogelgrippe“ sterben, kümmern sich die
Ämter nicht ausreichend um die Einsammlung der verendeten Vögel, findet
Petersen-Mannshardt.
Stattdessen seien momentan überwiegend ehrenamtliche Helfer*innen im
Einsatz, die inzwischen „am Limit“ seien und auch nicht alle
Vogelrastplätze abdecken könnten. Es gibt Petersen-Mannshardt zufolge
jedenfalls dringenden Grund zu handeln: Die Seuche könnte [3][nicht nur den
Bestand der Kraniche gefährden], sondern sich darüber hinaus auf die
Kolkraben, Seeadler, Gänse und Enten ausbreiten, mit denen die Kraniche auf
den Rastplätzen zusammentreffen.
22 Oct 2025
## LINKS
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DIR [2] https://www.ostprignitz-ruppin.de/index.php?object=tx,3033.5&ModID=7&FID=3039.6246.1
DIR [3] /Die-Vogelgrippe-breitet-sich-aus/!6031174
## AUTOREN
DIR Anselm Mathieu
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