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       # taz.de -- Krieg in der Ukraine: Fünf Tote bei Angriffen auf zivile Infrastruktur
       
       > Kurz vor dem Winter intensiviert Russland seine Angriffe auf die
       > Energieversorgung der Ukraine. Auch mehrere Wohnhäuser werden getroffen.
       
   IMG Bild: Nach einem russischen Drohnenangriff am 26. Oktober in Kiew
       
       Die russischen Truppen haben ihre Luftangriffe [1][auf ukrainische
       Energieanlagen], darunter Wärme- und Wasserkraftwerke, Gasförderanlagen und
       Kohlebergwerke, in der vergangenen Woche deutlich verstärkt: Fünf Nächte
       hintereinander griff Russland Kyjiw mit Hunderten von Drohnen und
       ballistischen Raketen an. In den Nächten von Freitag auf Samstag sowie von
       Samstag auf Sonntag richteten die russischen Angriffe die größten Schäden
       an. Allein in Kyjiw starben fünf Menschen und etwa fünfzig wurden verletzt,
       darunter viele Kinder.
       
       Laut dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj hat Russland in der
       vergangenen Woche etwa 1.200 Kampfdrohnen, mehr als 1.360 gelenkte
       Fliegerbomben und über 50 Raketen verschiedener Typen gegen die Ukraine
       eingesetzt. Am häufigsten wurden Kyjiw, Tschernihiw, Charkiw,
       Saporischschja, Cherson und Städte in der Oblast Dnipropetrowsk
       angegriffen.
       
       An den Orten der Angriffe sind Hunderte von Rettungskräften damit
       beschäftigt, die Folgen der Treffer in neun- und sechzehnstöckigen Gebäuden
       zu beseitigen und den Opfern zu helfen. In den benachbarten Bezirken werden
       nach wie vor Trümmer beseitigt.
       
       Die Angriffe Russlands auf zivile Ziele sollen die Ukrainer vor dem Winter
       und vor dem Hintergrund der politischen Unsicherheit demoralisieren. „Das
       ist reiner Terror gegen die Zivilbevölkerung“, sagt Viktoria, deren Haus in
       Kyjiw nur wenige hundert Meter von der Einschlagstelle einer
       russisch-iranischen Schahed-Drohne entfernt liegt. Sie erzählt, dass sie
       wegen der Angriffe in der vergangenen Woche immer noch kein warmes Wasser
       in ihrem Haus hat.
       
       In den meisten Regionen der Ukraine wird der Strom planmäßig für mehrere
       Stunden am Tag abgeschaltet, um Energie zu sparen. Aufgrund der anhaltenden
       Drohnenangriffe können die Notfallteams der Energieversorger in einigen
       Städten der Oblast Tschernihiw jedoch keine Reparaturarbeiten beginnen. Die
       lokale Bevölkerung ist daher seit mehreren Tagen ohne Strom- und
       Wasserversorgung.
       
       Seit Beginn der Heizperiode greift Russland wieder verstärkt die
       Gasförderanlagen der Ukraine an. Das verschlechtert die Energiesituation
       des Landes erheblich, übt zusätzlichen Druck auf das Stromnetz aus und
       könnte die Ukraine letztendlich dazu zwingen, Gas aus Europa zu
       importieren, da sie selbst nicht mehr genug Gas fördern kann. Um die
       Gasimporte zu erhöhen, wird die Ukraine zusätzliche Mittel benötigen.
       
       „Die Strategie der Russen für diesen Winter besteht darin, die Ukraine ohne
       Strom und Heizung zu lassen. Ich glaube, dass uns der schwerste Winter seit
       Beginn der groß angelegten Invasion bevorsteht“, sagt die Kyjiwerin
       Tetjana. „Aber wir sind stark, wir werden durchhalten. Die Russen irren
       sich, wenn sie glauben, dass sie auf diese Weise unseren Willen brechen
       oder uns zur Kapitulation zwingen können.“
       
       Allerdings wird moralische Stärke allein nicht ausreichen, um die
       Energiekrise zu überstehen. Die Ukraine benötigt dringend finanzielle und
       materielle Hilfe.
       
       ## Katherina Reiche verspricht 30 Millionen Euro für Infrastruktur
       
       Am Wochenende war die [2][deutsche Wirtschaftsministerin Katherina Reiche
       (CDU) zu Besuch in Kyjiw]. Dort war sie gezwungen, sich während eines
       nächtlichen Luftangriffs in einem Schutzraum zu verstecken, ein für sie,
       wie sie sagte, „einmaliges, bedrückendes Ereignis“, während es für die
       Ukrainer „bitterer Alltag“ sei. Reiche versprach der Ukraine mehr
       Unterstützung: Hilfe für den Wiederaufbau der zerstörten
       Energieinfrastruktur wolle Deutschland um weitere 30 Millionen Euro
       erweitern.
       
       Das ist ein weiterer Beitrag Deutschlands zum gemeinsamen Fonds „Ukraine
       Energy Support Fund“, der sich auf rund 1,3 Milliarden Euro beläuft. Bis
       jetzt hat Deutschland bereits 420 Millionen Euro in diesen Fonds eingezahlt
       und ist damit einer der größten Partner der Ukraine im Energiesektor.
       
       Während einer gemeinsamen Pressekonferenz bedankte sich die ukrainische
       Energieministerin Svitlana Hrynchuk für die Unterstützung und betonte, dass
       der Fonds das wirksamste Instrument zur Unterstützung des ukrainischen
       Energiesektors sei. Sie erklärte, die Ukraine sei positiv in den Winter
       gestartet, da es gelungen war, eine beträchtliche Anzahl von Anlagen zur
       Erzeugung, Übertragung und Verteilung von Strom zu reparieren.
       
       Die verstärkten russischen Angriffe der vergangenen zwei Monaten hätten die
       Situation jedoch erheblich verändert. „Ohne die zusätzlichen Angriffe
       hätten wir keine weiteren Beiträge zum Fonds benötigt. Aber jetzt
       übersteigt die Nachfrage der Unternehmen nach Ausrüstung, die für
       Reparaturen benötigt wird, das vorhandene Budget um etwa 500 Millionen
       Euro“, sagte Hrynchuk.
       
       Eine mögliche Finanzierungsquelle für den Wiederaufbau der Ukraine könnten
       die eingefrorenen russischen Vermögen sein. Anders als bei der Verhängung
       des [3][19. Sanktionspakets gegen Russland] ist es den EU-Staats- und
       Regierungschefs jedoch bislang nicht gelungen, in der Frage der Übertragung
       dieser Vermögen als „Reparationskredit“ an die Ukraine Fortschritte zu
       erzielen.
       
       26 Oct 2025
       
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