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       # taz.de -- Stadtbild-Debatte: Forderung nach einer solidarischen Stadt
       
       > Wer über über das Stadtbild spreche, müsse auch Armut erwähnen, sagen
       > SPDler. Ein Unionspolitiker erteilt ihren Forderungen keine direkte
       > Absage.
       
   IMG Bild: Berlin, 21. Oktober: Nach Stadtbild-Äußerungen von Bundeskanzler Merz protestieren Tausende vor der Parteizentrale der CDU
       
       Es ist der Versuch, sich einer Debatte zu ermächtigen, die ein anderes Ziel
       hatte: Mehrere SPD-Abgeordnete fordern einen Gipfel im Kanzleramt zu der
       Frage, [1][wie sich das Zusammenleben in deutschen Städten solidarischer]
       und sicherer gestalten lässt. Damit wollen sie Bundeskanzler Friedrich Merz
       (CDU) etwas entgegensetzen, der sich über das „Stadtbild“ in Deutschland
       beschwert und mehr Abschiebungen in Aussicht gestellt hatte. „Unser Beitrag
       soll helfen, die Debatte zu versachlichen“, sagte der SPD-Abgeordnete und
       Initiator des Acht-Punkte-Papiers, Adis Ahmetović, der taz.
       
       [2][In ihrem als „Debattenbeitrag“ überschriebenen Programm] sprechen die
       Abgeordneten von „Herausforderungen“ in den deutschen Städten. „Aber
       Friedrich Merz benennt das falsche Problem.“ Die Ursachen lägen in der
       Wohnungsnot, der Verwahrlosung öffentlicher Räume und dem Fehlen sozialer
       Infrastruktur, heißt es dort. „Wer die Debatte auf Asyl, Flucht und
       Migration verengt, verhindert Lösungen.“ Die zehn SPD-Abgeordneten fordern,
       mit Merz und Vertretern kommunaler Organisationen über ein „soziales,
       sicheres und solidarisches Stadtbild“ zu diskutieren.
       
       „Den Kanzler stören im Stadtbild Migranten ohne dauerhaftes
       Aufenthaltsrecht, die sich nicht an unsere Regeln halten“, sagte Ahmetović
       der taz. Dieser Argumentation kann der SPD-Abgeordnete durchaus etwas
       abgewinnen. „Natürlich können nicht alle Menschen, die in den letzten
       Jahren gekommen sind, bleiben“, so Ahmetović. „Insbesondere diejenigen, die
       hier ohne Aufenthaltsrecht sind und Straftaten begehen, müssen wir
       abschieben.“ Doch Ahmetović fordert zusammen mit seinen Kolleg*innen
       weitere Maßnahmen. In ihrem Acht-Punkte-Papier sprechen sie sich neben
       besseren Beleuchtungssystemen und abgestimmten Sicherheitskonzepten dafür
       aus, Städte durch Grünanlagen lebenswerter zu machen, Einkaufsstraßen
       wiederzubeleben, für bezahlbaren Wohnraum zu sorgen und gegen
       Obdachlosigkeit vorzugehen. „Soziale Vielfalt in unseren Innenstädten ist
       die Grundlage für Sicherheit, Zusammenhalt und Lebensqualität.“ Außerdem
       fordern die Abgeordneten, Städte ökologischer zu gestalten und
       vielfältigere Nutzungsmöglichkeiten von Gebäuden zu ermöglichen, um bloße
       „Konsummeilen“ zu verhindern.
       
       Klaus Mack, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Kommunalpolitik in der
       Unionsfraktion, erteilte dem Vorstoß seiner Koalitionspartner zumindest
       keine direkte Absage. „Wenn ein stadtpolitischer Gipfel mehr als nur ein
       Gedankenaustausch sein soll, müssen dabei die grundlegenden Probleme der
       Kommunen angepackt werden“, sagte er der taz. „Die Kommunen sind
       strukturell nicht mehr in der Lage, die Aufenthaltsqualität ihrer
       Innenstädte zu gestalten, weil ihnen die finanziellen Mittel dazu fehlen.“
       Er forderte eine „auskömmliche Finanzaustattung“ für die Städte durch Bund
       und Länder, damit sie ihre Aufgaben erfüllen können.
       
       ## Das Thema Obdachlosigkeit
       
       Weniger gesprächsbereit zeigte sich der Fraktionsgeschäftsführer der
       Unionsfraktion Steffen Bilger. Er sagte gegenüber der Bild-Zeitung, der
       Kanzler habe die Problemlage klar benannt, eine weitere Erörterung sei
       nicht nötig. Für Gespräche über „eine noch konsequentere Innenpolitik“
       stehe man aber jederzeit bereit.
       
       Der SPD-Abgeordnete Ahmetović sieht in dieser ablehnenden Haltung ein
       Zeichen. „Die Union ist wohl noch nicht so weit, abseits von Emotionen das
       Thema auch rational und inhaltlich zu behandeln“, sagte er. „Ein
       gemeinsamer Plan der Regierung und Koalition wäre angebracht im Sinne
       unseres Landes.“
       
       Ähnlich sieht es auch Sabine Bösing, Geschäftsführerin der
       Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG). Sie begrüßt, dass die
       SPD-Abgeordneten auch das Thema Obdachlosigkeit ansprechen, wenn sie über
       die Situation in den Innenstädten sprechen. „Es muss darum gehen, dass alle
       Menschen, die in den Städten leben, die entsprechenden Angebote vorfinden,
       die ihre Situation verbessern“, sagte sie. An einem Gipfel nähme die BAG
       gerne teil.
       
       27 Oct 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Debatte-um-Kanzler-Aussagen/!6119160
   DIR [2] https://adis-ahmetovic.de/uploads/adisAhmetovic/Debattenbeitrag_SPD_soziales_Stadtbild_251023_154808.pdf
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Cem-Odos Gueler
       
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