# taz.de -- Studie zu Waldzerstörung: Was die Deutsche Bank mit Abholzung zu tun hat
> Europäische Finanzinstitute sind mitverantwortlich für die weltweite
> Waldzerstörung. Das berichtet die Deutsche Umwelthilfe. Eine Bank
> widerspricht.
IMG Bild: Große Teile der weltweiten Wälder sind der Industrie schon zum Opfer gefallen, wie hier im brasilianischen Tapajós-Nationalwald
taz | Der Schutz des Regenwaldes dürfte in den nächsten Wochen immer wieder
Thema sein – im November findet die [1][Weltklimakonferenz COP in der
brasilianischen Amazonasmetropole Belém] statt. Wenn es nach
Umweltorganisationen geht, muss aber auch in Europa über Verantwortung für
die Abholzung gesprochen werden.
Denn europäische Finanzinstitute tragen indirekt zur Entwaldung bei – durch
die Finanzierung von Unternehmen, die mit Abholzung in Verbindung stehen.
Zu diesem Schluss kommt ein Bericht, der am Donnerstag von der Deutschen
Umwelthilfe (DUH) und der NGO Harvest veröffentlicht wird.
Mehrere deutsche Finanzinstitute werden darin genannt, vor allem eine Bank:
die Deutsche Bank. Sie soll zwischen Januar 2018 und Juni 2024 Kredite und
Dienstleistungen zur Risikoeinschätzung im Umfang von 396 Millionen
US-Dollar an Unternehmen vergeben haben, die in „waldgefährdenden Sektoren“
aktiv sind, etwa in der Rindfleisch-, Palmöl- und Holzindustrie. Im Juli
2024 soll die Bank Anleihen und Aktien im Wert von 176 Millionen US-Dollar
in dieser Branche gehalten haben.
Die Zahlen stammen aus der Datenbank Forests & Finance, die Informationen
aus Finanzdatenbanken, Unternehmensberichten und Medienanalysen bündelt.
Laut der Studie ist die Deutsche Bank damit „der größte Finanzier von
Unternehmen mit hohem Entwaldungsrisiko in Deutschland“. Tina Lutz von der
DUH sagte der taz: „Die Deutsche Bank lenkt weiterhin millionenschwere
Finanzströme in Unternehmen mit waldzerstörerischen Aktivitäten, ohne mit
wirksamen Konsequenzen rechnen zu müssen.“
## Deutsche Bank widerspricht
Ein Sprecher der Deutschen Bank widersprach auf Anfrage. „Die Deutsche Bank
adressiert das Thema Entwaldungsrisiken bereits seit Jahren intensiv“,
erklärte er. Sein Unternehmen beteilige sich nicht an Projekten, bei denen
Belege für Menschenrechtsverletzungen oder schwere Umweltschäden vorliegen.
„Wir finanzieren nicht wissentlich Projekte oder Aktivitäten, die im
Zusammenhang mit der [2][Abholzung tropischer Primärwälder] stehen oder
sich in sensiblen Gebieten im Sinne von High Conservation Value befinden.“
Die in der Studie genannten Summen seien „nicht nachvollziehbar“. Zu
potenziellen oder tatsächlichen Kundenbeziehungen wolle sich das Institut
nicht äußern.
Die Kritik der Umweltorganisation lautet, dass die Deutsche Bank zwar
Entwaldung offiziell von ihrer Finanzierung ausschließt, ihre
Prüfmechanismen jedoch nicht die gesamte Lieferkette erfassen. Ohne
vollständige Rückverfolgbarkeit – insbesondere bei indirekten Zulieferern
in Hochrisikoregionen – könne die Bank nicht sicherstellen, keine
waldzerstörerischen Aktivitäten mitzufinanzieren. Sie fordert deshalb mehr
Transparenz [3][entlang der gesamten Lieferkette], etwa durch
Satellitenüberwachung, Geodaten und Eigentumsregister.
Die Deutsche Bank betont dagegen: „Wir setzen an den
finanzierungsrelevanten Risikopunkten an und verlangen von Kunden robuste
Lieferketten-Regeln und Maßnahmen, um Entwaldungsrisiken entlang der
Wertschöpfungskette zu minimieren.“ Die Bank verweist in Veröffentlichungen
außerdem auf hohe Nachhaltigkeitsstandards und Zertifizierungssysteme. Laut
DUH gelten diese außerhalb des Palmölsektors jedoch „eher als Präferenz
denn als strikte Anforderung“.
## DWS habe eigene Nachhaltigkeitsrichtlinien
Lutz von der DUH meint: „Die selbstgesetzten Umwelt- und Sozialrichtlinien
der Deutschen Bank reichen nicht aus, um Entwaldungsrisiken zuverlässig
auszuschließen.“ Die Bank laufe Gefahr, gegen ihre selbstgesteckte
Verpflichtung zur Bekämpfung der Entwaldung zu verstoßen.
Nach Angaben der DUH entfallen rund 90 Prozent der Investitionen in
Unternehmen mit Entwaldungsrisiken auf die [4][DWS – eine von der Deutschen
Bank unabhängige Tochtergesellschaft]. Die, so erklärt der Sprecher der
Deutschen Bank, habe als börsennotiertes Unternehmen eigene
Nachhaltigkeitsrichtlinien.
23 Oct 2025
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## AUTOREN
DIR Niklas Franzen
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