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       # taz.de -- Demokratische Siegeswelle in den USA: Jetzt keine falschen Schlüsse ziehen
       
       > Anti-Trump-Voten haben den US-Wahltag bestimmt. Zohran Mamdani zeigt: Es
       > braucht auch eine Vision einer besseren Welt, um von links zu überzeugen.
       
   IMG Bild: Die demokratische Gouverneurs-kandidatin von Virginia, Abigail Spanberger, feiert am 04.11. mit ihren Töchtern ihren Wahlerfolg
       
       Das war ein Wahltag in den USA, [1][der es in sich hatte]. Eine derartige
       Abstrafung eines amtierenden Präsidenten an den Wahlurnen gibt es nicht
       häufig. Republikanische Kandidat*innen und Vorschläge verloren im
       ganzen Land und auf allen Ebenen – ob es nun um die neben der New-York-Wahl
       viel beachteten Gouverneursposten in New Jersey und Virginia ging oder um
       Kommunalwahlen, Richterwahlen oder die Neubestimmung von Staatsanwälten:
       Anti-Trump-Voten haben den Wahltag bestimmt.
       
       Für die händeringend nach Konzepten, Programmatik und neuen Führungsfiguren
       suchenden Demokrat*innen ist dieser massive Erfolg allerdings schwer zu
       interpretieren – und verleitet womöglich sogar zu krassen
       Fehleinschätzungen. Denn gerade weil sowohl Linke [2][wie Zohran Mamdani in
       New York] als auch zentristische Figuren wie Abigail Spanberger und Mikie
       Sherrill in Virginia und New Jersey haushohe Siege einfuhren, könnte sich
       das Gefühl einschleichen, einfach gegen Trump zu sein, könnte auch bei
       zukünftigen Wahlen ausreichen.
       
       Gepaart mit der Binsenweisheit, dass bei den Zwischenwahlen ohnehin immer
       die Partei Zugewinne einfährt, die gerade nicht das Weiße Haus besetzt,
       könnte jene lähmende Politikverwaltung die Oberhand behalten, wie sie Chuck
       Schumer vorführt, der demokratische Minderheitsführer im Senat. Das wäre
       absolut fatal.
       
       Die Wahlen von 2016 und 2024 zeigen, was passiert, wenn die Demokraten im
       Angesicht von Trumps brutalem Überfall auf Gesetze und Institutionen nicht
       nur den Rechtsstaat verteidigen, sondern den gesamten Status quo, der für
       einen bedeutenden Teil der Bevölkerung schlecht ist.
       
       ## Auf die eigene Agenda kommt es an
       
       Und das ist tatsächlich die Hoffnung, die Mamdanis Wahlsieg mit sich
       bringt. Der 34-Jährige hat sich zwar klar gegen Trump positioniert, aber er
       hat sich nicht darauf beschränkt, sondern er hat mit dem Oberthema
       Bezahlbarkeit der Stadt und ein paar konkreten Vorschlägen zu Mieten, ÖPNV
       und Kinderbetreuung eine eigene, nach vorne gerichtete Agenda gesetzt.
       
       Ob er damit zum Vorbild für [3][andere demokratische Kandidat*innen]
       werden kann, womöglich gar auf Bundesebene, wird aber davon abhängen, was
       er ab seinem Amtsantritt am 1. Januar tatsächlich auf die Reihe bringt. Hat
       er Erfolg, verliert sich die Angst vor dem „Sozialisten“. Mutiert er vom
       Hoffnungsträger zur großen Enttäuschung, scheitert mit ihm die progressive
       Linke auch überall woanders.
       
       Die neuen Wahlsieger*innen haben die Chance, jetzt ihrerseits die
       Agenda zu bestimmen und das nicht ausschließlich Trump zu überlassen. Sie
       müssen mit schärfstem Gegenwind aus dem Weißen Haus rechnen, bis hin zu
       Rechtsbrüchen und dem Einsatz des Militärs. Aber dieser Kampf muss dann
       eben geführt werden.
       
       5 Nov 2025
       
       ## LINKS
       
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   DIR [2] /Zohran-Mamdani-wird-neuer-Buergermeister-von-New-York/!6127069
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       ## AUTOREN
       
   DIR Bernd Pickert
       
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