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       # taz.de -- Human Rights Watch Bericht: Keine Pressefreiheit mit den Taliban
       
       > In Afghanistan werden Medien mit Überwachung am kurzen Zügel gehalten.
       > Journalisten berichten von Festnahmen wegen Berichten über „Tabuthemen“.
       
   IMG Bild: Afghanische Journalisten bei einer Pressekonferenz mit dem Verteidigungsminister in Kabul am 19. Oktober
       
       taz | Die Taliban haben Afghanistans Medienlandschaft in den mehr als vier
       Jahren ihrer erneuten Herrschaft regelrecht „ausgeweidet“. Das schreibt die
       Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) in einem Bericht, der
       am Donnerstag veröffentlicht wurde. Zwar gebe es weiterhin eine Reihe
       unabhängiger Medien. Aber die Taliban haben sie strikter [1][Überwachung
       und Zensur unterworfen].
       
       Der Taliban-Geheimdienst überwache alle Inhalte und die sogenannte
       Sittenpolizei sorge dafür, dass die Mitarbeiter*innen verschleiert
       sind und Männer und Frauen räumlich strikt voneinander getrennt arbeiten.
       Zwar arbeiten laut HRW nach wie vor „einige wenige weibliche
       Nachrichtensprecherinnen“, aber vor allem in Großstädten wie Kabul und
       Herat und nur bei großen Sendern. In einigen Provinzen arbeiteten überhaupt
       keine Journalistinnen mehr.
       
       Journalist*innen dürfen nicht über eine Reihe von „Tabuthemen“
       berichten. Wenn sie dies dennoch tun, werden sie bestraft – bis hin zu
       „willkürlicher Inhaftierung und Folter“. Gleiches gilt für leiseste Kritik
       an der Politik oder Vertretern der Taliban. Betreffenden Medien entziehen
       die Taliban in solchen Fällen zeitweise die Sendelizenz.
       
       Zu den Tabuthemen gehören laut HRW Berichterstattung über bewaffnete
       Gruppen von Regimegegnern, Meinungsverschiedenheiten in der
       Taliban-Führung, Festnahmen und Gerichtsverfahren sowie alles, was der
       Meinung der Taliban nach „einen negativen Einfluss auf öffentliche die
       Meinung oder Moral hat“. Auch Fragen zum [2][Bildungsverbot für Frauen]
       sind untersagt.
       
       ## Festnahme nach Guterres-Zitat
       
       Zuletzt traf es vorigen Samstag das private Medienhaus Schamschad, das
       einen TV- und Radiosender betreibt. Ihm wurde vorgeworfen, die
       Taliban-Position zu den jüngsten [3][afghanisch-pakistanischen
       Grenzgefechten] nicht angemessen dargestellt zu haben. Allerdings war
       Schamschad einen Tag später wieder auf Sendung.
       
       Ein Journalist berichtete, er sei festgenommen worden, nachdem er
       UN-Generalsekretär António Guterres zitierte, der bei einer Pressekonferenz
       in New York das Taliban-Arbeitsverbot für Afghaninnen bei der UNO als
       „nicht nur absolut unerträglich, sondern auch dumm“ bezeichnet hatte. Ein
       weiterer berichtete, wenn Interviewte den Ausdruck „sich beschweren“
       verwenden, ersetze er es, um keinen Ärger zu bekommen. Die Taliban
       betrachteten das als „Propaganda gegen das Regime“.„Stelle positive Fragen,
       mache keine Fotos und nimm keine Videos von Frauen auf“, lauteten
       Taliban-Anweisungen für einen weiteren Reporter.
       
       Besonders heikel ist für afghanische Reporter*innen die Zusammenarbeit
       mit zehn als verboten gelisteten Exilmedien, zu denen die Taliban den
       Online-Zugang gesperrt haben. Das wird als „Spionage“ ausgelegt. Im Mai
       wurde der Kabuler Journalist Hamid Farhadi zu zwei Jahren Haft verurteilt,
       der für eines dieser Medien gearbeitet haben soll.
       
       HRW verweist auch darauf, dass afghanische Journalist*innen im Exil
       sich zunehmend der Gefahr einer Zwangsrückführung ausgesetzt sehen, nach
       der sie Vergeltung der Taliban befürchten müssen. Die Organisation nennt
       als Beispiele die USA, EU-Länder und die Türkei.
       
       23 Oct 2025
       
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