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       # taz.de -- Im neuen Asterix geh'ts nach Portugal: Auch Gallier singen Fado
       
       > Der 41. Asterix-Band knüpft an den Erfolg des Vorgängers an. Asterix und
       > Obelix reisen nach Lusitanien. Es gibt politische Anspielungen auf Trump.
       
   IMG Bild: In jedem zweiten Band gehen sie auf Reisen: Asterix und Obelix
       
       Als Obelix im fernen Lusitanien einen Steinbruch entdeckt, glaubt er
       gleich, mit den einheimischen Kollegen über die Vielfalt von Hinkelsteinen
       fachsimpeln zu können. Zu seiner Verwunderung fertigen sie jedoch keine
       wuchtigen, spitz zulaufenden Kolosse, sondern armselige kleine Würfel! Kein
       Wunder: Hier gewinnt man aus hellem Kalkstein jene weißen Pflastersteine,
       die für das typische lusitanische Muster mit schwarzen aus Basalt
       kombiniert werden.
       
       Das gerade erschienene 41. Asterix-Abenteuer „Asterix in Lusitanien“
       entführt die beiden berühmtesten Franzosen der Antike – Asterix, Obelix
       plus Idefix – ins antike Portugal. Dessen antike Entsprechung wurde von den
       Römern nach dem Volk der Lusitaner benannt, die keltische Ursprünge hatten.
       
       Die Reise führt die beiden Gallier zunächst an die Algarveküste und dann in
       die Metropole Olisipo, wie Lissabon damals hieß. Die beiden Widerständler
       wurden um Hilfe gebeten, den Koch Schâoprozes, berühmt für sein „Garum“,
       einen Sud aus vergorenem Fisch, aus römischer Haft zu befreien. Er wird zu
       Unrecht beschuldigt, einen Giftanschlag auf Cäsar verübt zu haben.
       
       Seit dem Debüt des Comics „Astérix“ 1959 im französischen Jugendmagazin
       Pilote alternieren Geschichten, die in der Heimat Aremorica spielen, mit
       Reiseabenteuern. Besonders reizvoll erwies sich dabei das
       Aufeinandertreffen der gallischen Provinzler mit anderen Kulturen: Die
       Besonderheiten der jeweiligen Völker wurden humorvoll aufs Korn genommen,
       und die Gallier erweiterten am Ende ihren Horizont. Höhepunkte waren etwa
       die Alben um stolze Korsen, in Hieroglyphen sprechende Ägypter oder
       indigene Völker Nordamerikas.
       
       ## Dynamischer Zeichenstrich
       
       An diese von René Goscinny und Albert Uderzo geschaffene Tradition knüpft
       auch „Asterix in Lusitanien“ an. Seit 12 Jahren wird die Reihe von Didier
       Conrad gezeichnet, der Uderzos virtuosen, dynamischen Zeichenstrich nahezu
       perfekt weiterführt. Diesmal kann er in sonnigen Küstenlandschaften und
       folkloristisch anmutenden Szenen schwelgen, bei denen eine gewisse Amalia
       (Vorbild: die legendäre Amália Rodrigues, 1920–99) den Fado singt. Gelbe
       Pferdekarren nehmen die typischen Straßenbahnen des heutigen Lissabons
       vorweg.
       
       Autor und Szenarist Fabcaro legt nach seinem erfolgreichen Start [1][„Die
       weiße Iris“] (2023), dem meistverkauften Album der Nach-Uderzo-Ära, seinen
       zweiten Asterix-Band vor, in dem er genüsslich mit kulturellen
       Besonderheiten Portugals spielt.
       
       Da darf auch die „Saudade“ nicht fehlen – die [2][lusitanische
       Melancholie]. Im Land der schwarzen Schnauzbärte raunt ein jeder von
       Verfall und Vergänglichkeit. Ein sonniges Gemüt wie „Kokolores“ ist da eine
       Ausnahme, doch dessen Optimismus wird mit einem schweren Arbeitsunfall
       entschuldigt.
       
       Die Lusitanier werden als gastfreundliche und besonders fleißige Leute
       charakterisiert, die überall Straßen ausbessern oder andere Dienste für die
       römischen Besatzer leisten. Das erinnert an die Massen portugiesischer
       Gastarbeiterfamilien, die in der Nachkriegszeit nach Frankreich zogen. Im
       römischen Knast verlangt ein Gefangener nach Nelken – eine Anspielung
       [3][auf die Nelkenrevolution] im Portugal der Siebzigerjahre.
       
       ## Dekadente Orgie
       
       Doch der Humor erschöpft sich nicht in Länderspezifischem. Wenn die Helden
       den protzigen Firmensitz des römischen Garum-Händlers Croesus Lupus
       aufsuchen – einer fulminanten Karikatur des wohl bekanntesten italienischen
       Kapitalisten der letzten 50 Jahre, Silvio Berlusconi –, werden sie mit
       Ritualen konfrontiert, die an digitale Technologien und Werbekampagnen
       erinnern.
       
       Spätestens auf der dekadenten großen Orgie jenes Verschwörerkreises, der
       den unschuldigen Schâoprozes ins Kittchen brachte und Cäsar stürzen will,
       werden Leserinnen und Leser Parallelen zum Tech-Milliardärs-Klub eines
       Donald Trump auffallen.
       
       Auch dieser Band ist also voller politischer Anspielungen, in guter
       Tradition verlagert er seine Kritik an heutigen Zuständen in die Antike.
       
       24 Oct 2025
       
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       ## AUTOREN
       
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