# taz.de -- Nach Mord im Auftrag des Kreml: Familie des Tiergarten-Opfers abgeschoben
> Der tschetschenisch-stämmige Georgier Selimchan Changoschwili war 2019 in
> Berlin erschossen worden. Jetzt wurde ein Teil seiner Familie
> abgeschoben.
IMG Bild: Deutschland schiebt verstärkt ab: Nun auch die Familie von Selimchan Changoschwili, der 2019 im Auftrag des Kreml ermordet wurde
Es war ein Mord mitten in Berlin und mitten am helllichten Tag. Vor sechs
Jahren, am 23. August 2019, wurde der tschetschenisch-stämmige Georgier
Selimchan Changoschwili im Kleinen Tiergarten in Berlin von einem
Fahrradfahrer getötet, per Kopfschuss, abgefeuert aus einer Pistole mit
Schalldämpfer. Wenig später wurde der Russe Wadim Krassikow verhaftet. Im
Sommer 2024 wurde er im Rahmen eines [1][größeren Gefangenenaustauschs]
freigelassen – Moskau nutzte den willkürlich verhafteten
[2][US-Journalisten Evan Gershkovich als wichtigsten Faustpfand].
Putin begrüßte Krassikow bei seiner Rückkehr nach Russland persönlich,
umarmte ihn sogar. Damit wurde abermals deutlich, was bereits ein Vertreter
der deutschen Generalstaatsanwaltschaft gesagt hatte: Der Tiergarten-Mord
in Berlin war ein Auftragsmord direkt aus dem Kreml.
Nun wurden der Bruder und mehrere weitere Familienmitglieder des Ermordeten
abgeschoben. Zuerst hatten [3][tagesschau.de] und [4][Deutsche Welle]
darüber berichtet. Demnach brachen Polizisten am frühen Donnerstagmorgen
die Tür von Changoschwilis Bruder Surab im brandenburgischen Wünsdorf auf.
Die Familienmitglieder mussten ihre Mobiltelefone abgeben und wurden zum
Berliner Flughafen gebracht. Dort wartete ein gecharterter Abschiebeflug.
Mit 48 Personen an Bord ging es in die georgische Hauptstadt Tiflis.
Die Eilanträge gegen die Abschiebung der Familienmitglieder waren vom
zuständigen Potsdamer Verwaltungsgericht ohne Begründung abgelehnt worden.
Surab Changoschwili hatte kein politisches Asyl bekommen und war nur
geduldet gewesen. Dies war auch schon bei seinem ermordeten Bruder
Selimchan der Fall.
## Opfer vermehrter Abschiebungen
In Georgien fürchteten die Changoschwilis jedoch um ihre Sicherheit. Das
Mordopfer Selimchan Changoschwili hatte im zweiten Tschetschenien-Krieg mit
den Separatisten gegen Russland gekämpft. Damit wurden er und seine Familie
sowohl für den Kreml als auch für die aktuelle, sich nach Russland
orientierende georgische Regierung zum Gegner. Tiflis soll zudem mit dem
russischen Geheimdienst zusammenarbeiten und es gibt Berichte, dass die
georgische Regierung brutal gegen die tschetschenische Minderheit vorgehe.
Da die schwarz-rote Koalition das erklärte Ziel hat, deutlich mehr
Abschiebungen durchzuführen, ist deren [5][Zahl im Vergleich zum Vorjahr um
ein Viertel gestiegen]. Am häufigsten wird in die Türkei abgeschoben,
direkt gefolgt von Georgien. Das Land ist ebenso wie die Türkei
EU-Beitrittskandidat. Die Beitrittsverhandlungen mit der Türkei sind seit
vielen Jahren de-facto eingefroren. Auch beim Beitrittsprozess mit Georgien
gibt es keine Fortschritte mehr, seitdem die Regierung des Landes [6][einen
europakritischen Kurs] eingeschlagen hat.
26 Oct 2025
## LINKS
DIR [1] /Gefangenenaustausch-mit-Russland/!6024886
DIR [2] /Gefangenenaustausch-mit-Russland/!6024251
DIR [3] https://www.tagesschau.de/ausland/europa/tiergartenmord-russland-mordopfer-bruder-abschiebung-georgien-100.html
DIR [4] https://www.dw.com/ru/brata-ubitogo-v-berline-hangosvili-deportirovali-v-gruziu/a-74489095?maca=rus-tco-dw
DIR [5] /Migration/!6124157
DIR [6] /Kommunalwahl-in-Georgien/!6117667
## AUTOREN
DIR Eva Fischer
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