URI: 
       # taz.de -- EuGH-Urteil zum Mindestlohn: Besser als nichts
       
       > Der Europäische Gerichtshof hat die Mindestlohnrichtlinie gebremst. Ganz
       > gestoppt ist die Idee fairer Löhne in der EU aber nicht.
       
   IMG Bild: Arbeitende, wie er hier in Sofia, Bulgarien, würden profitieren
       
       Gute Lebens- und Arbeitsbedingungen für Arbeitnehmer:innen in der EU:
       Das ist das Ziel der [1][EU-Mindestlohnrichtlinie], die der Staatenverbund
       2022 beschlossen hat. In dem Gesetzespaket gab die EU Kriterien vor, wie
       gesetzliche Mindestlöhne zu berechnen sind: durch die Berücksichtigung der
       Kaufkraft, der allgemeinen Lohnentwicklung und der Entwicklung der
       Produktivität.
       
       Dänemark, zusammen mit Schweden und Ungarn Gegner der Richtlinie, hatte
       daraufhin beim Europäischen Gerichtshof (EuGH) geklagt, weil die EU nicht
       zuständig sei. Tatsächlich ist Arbeits- und Sozialpolitik in erster Linie
       Sache der Mitgliedstaaten; die EU hat nur eingeschränkte Kompetenzen. Sie
       kann zum Beispiel durch Gesetze dafür sorgen, dass sich Arbeitsbedingungen,
       soziale Sicherung und Gleichstellung in den Mitgliedsländern angleichen.
       Kompetenzen, was das Arbeitsentgelt angeht, hat sie aber explizit nicht.
       
       Deswegen kam der EuGH an diesem Dienstag, fast drei Jahre nach
       Klageerhebung, [2][zu dem Schluss, dass die EU keine konkreten Kriterien
       für die Festsetzung angemessener Mindestlöhne vorgeben darf.] Sie darf auch
       nicht festlegen, dass Löhne nicht sinken dürfen.
       
       ## Lösungen durch Umwege
       
       Das ist erst mal eine schlechte Nachricht. Denn damit wurde ein
       wesentliches Instrument, um die Lebensverhältnisse der Europäer:innen
       anzugleichen und zu verbessern, gekippt. [3][Auch Deutschland] hätte nach
       den EU-Kriterien seinen gesetzlichen Mindestlohn auf über 15 Euro anheben
       müssen.
       
       Die Gute ist aber: Die Richtlinie wurde nicht komplett einkassiert, wie vom
       Generalanwalt gefordert. Damit haben die Richter:innen in Luxemburg sehr
       wohl bestätigt, dass die EU die Kompetenz hat, für faire Löhne zu sorgen –
       wenn auch über Umwege. So gilt zum Beispiel weiterhin, dass die Länder für
       eine hohe Tarifbindung sorgen müssen.
       
       In Brüssel wurde bereits erkannt: Faire Löhne sind ein Grundpfeiler, um die
       gemeinsame europäische Idee, in Frieden und Wohlstand zusammenzuleben, zu
       verwirklichen. Schade, dass das in manchen Hauptstädten anders gesehen
       wird.
       
       11 Nov 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Urteil-des-Europaeischen-Gerichtshofs/!6128817
   DIR [2] /EuGH-Urteil-zu-Mindestlohn/!6128882
   DIR [3] /Entscheidung-der-Mindestlohnkommission/!6096868
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Eva Fischer
       
       ## TAGS
       
   DIR Mindestlohn
   DIR EuGH
   DIR EU-Kommission
   DIR Social-Auswahl
   DIR Reden wir darüber
   DIR Mindestlohn
   DIR Löhne
   DIR Mindestlohn
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Diskussion um Minijobs: Weg mit dem Minijob! Ran an die unbequemen Fragen
       
       556 Euro jeden Monat abgabenfrei: Klingt gut? Nein. Der Minijob sorgt für
       Ungerechtigkeit – und hält Frauen in der klassischen Rollenverteilung
       gefangen.
       
   DIR EuGH-Urteil zu Mindestlohn: EU darf Arbeitnehmer vor Dumping-Löhnen schützen
       
       Das Gericht hat die Brüsseler Zuständigkeit bestätigt, aber auch zwei
       bestehende Regelungen gekippt. Das könnte sich auf Deutschland auswirken.
       
   DIR Urteil des Europäischen Gerichtshofs: EuGH kippt zentrale Vorgaben der EU-Mindestlohnrichtlinie
       
       Die Richter:innen geben einer Klage Dänemarks gegen die Richtlinie
       teilweise statt. Diese sollte Arbeitnehmer:innen vor Armut schützen.
       
   DIR Kabinett billigt höheren Mindestlohn: 15 Euro wären dann doch zu viel
       
       Die SPD feiert die Erhöhung der Lohnuntergrenze auf bis zu 14,60 Euro.
       Grünen und Linken ist das zu wenig. Die Mindestlohnkommission steht in der
       Kritik.